Hamburg. Industrieunternehmen kündigt massiven Abbau von Arbeitsplätzen an. Auch in der Hansestadt gibt es 100 Beschäftigte. So sind die Pläne in Hamburg.
Neben der Unruhe bei Volkswagen kommt nun eine weitere schlechte Nachricht aus der Automobilbranche auf den Tisch. Der Zulieferer und Maschinenbauer Schaeffler AG will weltweit 4700 Stellen abbauen, 2800 davon in Deutschland. Zehn Standorte hierzulande sind betroffen.
Auch in Hamburg hat Schaeffler eine Dependance. Sie gehört zum Bereich „Automotive Aftermarket“ und nennt sich seit Kurzem Vehicle Lifetime Solutions Germany GmbH & Co. KG. Der Geschäftszweig, neben „Automotive Technologies“ und „Industrial“ eine der drei tragenden Säulen der Schaeffler AG, wird von Frankfurt/Main aus gesteuert und hat 2023 knapp 2,253 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht einem Anteil von knapp 14 Prozent am Gesamtumsatz.
Schaeffler: 4700 Stellen werden deutschlandweit gestrichen – auch Hamburg betroffen?
Die Automotive-Sparte, zu der der Standort Hamburg gehört, verantwortet innerhalb der Schaeffler-Gruppe das weltweite Ersatzteilgeschäft für Pkw und Nutzfahrzeuge. Und das ist ebenso wie die Produktion von Neuwagen durch die Transformation hin zur Klimaneutralität sowie zunehmende Digitalisierung im Wandel.
Im jüngsten verfügbaren Geschäftsbericht der Schaeffler AG heißt es wörtlich: „Das Wettbewerbsumfeld (…) ist durch die fortwährende Konsolidierung auf Großhändler-Ebene sowie neue Marktteilnehmer gekennzeichnet. Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Fahrzeugen bieten neue Geschäftsmodelle im Ersatzteilgeschäft, wodurch digitale Vertriebswege und -plattformen zunehmend an Bedeutung gewinnen.“
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Um „zukünftig profitables Wachstum zu realisieren“, will Schaeffler in diesem Bereich Potenziale heben, die Digitalisierung intensivieren und neue Geschäftsfelder entwickeln. Und dabei werden die derzeit rund 100 Mitarbeiter in Hamburg offenbar alle gebraucht. Die Hamburger Betriebsratsvorsitzende Susanne Lau, die zugleich auch Vorsitzende des Konzernbetriebsrat von Schaeffler ist und als Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat der AG sitzt, bestätigt auf Abendblatt-Nachfrage: „Unsere Sparte ist nicht betroffen. Unsere Solidarität gilt den Kolleginnen und Kollegen in den betroffenen Werken.“
Schaeffler AG: Stellenabbau an diesen neun Standorten
Das bestätigt auch Schaeffler-Sprecher Martin Mai: „Der Abbau betrifft maßgeblich die Standorte Berlin, Hameln, Herzogenaurach, Homburg, Nürnberg, Regensburg, Schwalbach, Schweinfurt und Steinhagen“, sagt er auf Abendblatt-Nachfrage. Der Unternehmensmitteilung zufolge kommen noch fünf weitere Standorte im europäischen Ausland hinzu, von denen zwei sogar komplett geschlossen werden. Welche das sind, soll erst später bekannt gegeben werden.
Hintergrund der Stellenstreichungen sind laut Schaeffler anhaltende Probleme in der Industriesparte, ein schwächelnder Automarkt sowie die Konsolidierung der durch die Übernahme von Vitesco hinzugekommenen Standorte. Vitesco, bis 2021 bekannt als Continental Powertrain, war erst vor einem Monat endgültig in die Schaeffler AG integriert worden.
100 Schaeffler-Mitarbeiter in Hamburg können aufatmen
Ein Teil der konzernweit 4700 wegfallenden Stellen soll dem Autozulieferer zufolge verlagert werden, sodass der Nettostellenabbau rund 1000 Arbeitsplätze weniger umfasse. Nähere Einzelheiten dazu werde es „bis Ende des Jahres“ geben. Schaeffler verspricht sich durch den Stellenabbau Einsparungen von jährlich etwa 290 Millionen Euro bis zum Jahr 2029. Ein erheblicher Teil davon entfielen auf „Kostensynergien aus dem Zusammenschluss“ mit dem Antriebsspezialisten Vitesco, den Schaeffler im Oktober übernommen hatte. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich dadurch um 35.000 auf weltweit 120.000.