Hamburg. Hamburger Firma Heimplanet produziert futuristische, nachhaltige Zelte. Sogar Tesla greift zu. Was genau dahinter steckt.
- Hamburger Firma Heimplanet baut nachhaltige, innovative Zelte
- Für US-Autobauer Tesla designte das Unternehmen ein exklusives Dachzelt – für den Cybertruck
- Die beiden Erfinder stammen eigentlich aus Krefeld, haben sich aber aus gutem Grund für Hamburg entschieden
Wie eine Raumstation im Miniaturformat sieht das Zelt im Showroom in der HafenCity aus. Das Design ist simpel und futuristisch zugleich: Eine olivgrüne Kuppel mit buntem Inneren, umgeben von einem schwarzen Rahmen. Es ist das Markenzeichen eines Hamburger Unternehmens, das sich seit 2011 fast unbemerkt zu einem wichtigen Akteur im Outdoor-Bereich gemausert hat: Heimplanet.
Das ikonische Zeltdesign hat dem Team um Gründer Stefan Clauss und Stefan Schulze Dieckhoff nicht nur den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland eingebracht, sondern auch Aufträge von Großkunden wie dem US-Unternehmen Tesla. Für den börsennotierten E-Autobauer hat das Heimplanet-Team ein besonderes Zelt entworfen – exklusiv für den Cybertruck, den Pick-up unter den Tesla-Modellen.
Exklusiv für Tesla: Hamburger entwickeln Zelt für den Cybertruck
„Das Zelt ist ein Tesla Originalprodukt, das nur über deren Shop und nur für Besitzer des Cybertrucks erhältlich ist“, sagt Stefan Clauss. 2021 sei das Unternehmen auf die Heimplanet-Gründer zugekommen. Zwei Jahre tüftelte das Team mithilfe eines hölzernen Nachbaus des Cybertrucks am finalen Produkt, bevor dieses 2023 offiziell vorgestellt wurde.
Anfang 2024 ging das Zelt als „Basecamp“ in den Verkauf. Es kostet 2975 Dollar. Mittlerweile sei das Produkt vergriffen, sagt Clauss. Laut Tesla-Shop soll das Cybertruck-Zelt ab Januar 2025 wieder verfügbar sein. Wie viele der Zelte verkauft wurden, dazu schweigen die Gründer.
Ebenso schweigen sie zu Tesla-Chef Elon Musk und dessen oft kritisierten Äußerungen. „Das blenden wir ein Stück weit aus. Wir sehen, dass die Firma Tesla sehr progressiv ist, und speziell der Cybertruck ist ein gutes Beispiel dafür. Das passt aus unserer Sicht gut zu Heimplanet, weil wir auch Progressivität verkörpern wollen. Wir wollen neue Wege beschreiten, progressive Designs und Technologien herausbringen“, sagt Stefan Schulze Dieckhoff.
Hamburger entwickeln Zelt für Tesla Cybertruck: „Unglaubliche Erfahrung“
Mitgründer Clauss ergänzt: „Die Zusammenarbeit mit Tesla war eine unglaubliche Erfahrung, das hatte eine ganz besondere Dynamik. Da arbeiten sehr fähige Entwickler und Designer – und wir haben viel Respekt und Wertschätzung erfahren. Das haben wir so bei anderen Kooperationen noch nicht erlebt.“
„Beim Cybertruck war besonders herausfordernd, dass das Zelt extrem kompakt sein musste und gleichzeitig möglichst wenige Kompromisse in Bezug auf Komfort und Handhabung machen sollte. Außerdem hatte Tesla eine sehr genaue Vorstellung, wie das Zelt aussehen soll““
Einfach war die Entwicklung des Zeltes, das aufgebaut die Ladefläche des Autos überspannt und auch eine Liegefläche samt dünner Matratze enthält, aber nicht. „Beim Cybertruck war besonders herausfordernd, dass das Zelt extrem kompakt sein musste und gleichzeitig möglichst wenige Kompromisse in Bezug auf Komfort und Handhabung machen sollte. Außerdem hatte Tesla eine sehr genaue Vorstellung, wie das Zelt aussehen soll“, sagt Clauss. Die Kundenbewertungen des Cybertruck-Zeltes loben die Qualität der Materialien und den leichten Aufbau. Kritik gibt es vor allem am Preis und daran, dass das fertige Produkt nur in wenigen Punkten mit der Jahre zuvor vorgestellten Design-Studie übereinstimmt.
Heimplanet aus Hamburg: Kooperation mit Tesla eine Würdigung ihrer Idee
Für die beiden Freunde und Geschäftspartner ist die Kooperation mit Tesla eine Würdigung ihrer Idee. Die wurde während eines gemeinsamen Urlaubs im Jahr 2003 geboren. „Unsere Ursprungsidee war, das Zelt der Zukunft zu bauen“, sagt Clauss. Designt werden die Produkte in Hamburg, gefertigt in China. „Wir haben am Anfang versucht, Produktionspartner in Deutschland und Europa zu finden, aber das hat sich extrem schwierig gestaltet und war am Ende vielleicht eine naive Wunschvorstellung.“
Billigware sind die Zelte trotz Produktion in China aber nicht. „Das war eine Entscheidung, die sich am Know-how orientiert hat und nicht am Preis. Die Zuliefererketten sind dort schon vorhanden, das gibt es hier gar nicht mehr“, sagt Schulze Dieckhoff. Für Gelegenheitscamper sind die Heimplanet-Zelte, die Namen wie „The Cave“, „Fistral“, „Cloudbreak“ und „Mavericks“ tragen, eher nichts: zwischen 699 und 5.499 Euro werden je nach Modell fällig.
Heimplanet-Zelte: Geschützte Technologie für schnellen Aufbau
Das liege an den verwendeten Materialien und vor allem am Design, für das Heimplanet sogar ein Patent angemeldet habe. Denn um das Zelt aufzubauen, wird einfach der Rahmen aufgepumpt. „Der Rahmen ist eine doppelwandige Konstruktion. Außen ist ein Gewebemantel aus Polyester und im Inneren ein dünner Folienschlauch. Das funktioniert im Prinzip wie ein Fahrradreifen. In dem Rahmen sind mehrere Luftkammern, die zwar miteinander verbunden, aber trotzdem unabhängig voneinander sind“, sagt Schulze Dieckhoff.
- Flughafen Hamburg: Wo man jetzt das Elektroauto aufladen kann
- Tesla-Konkurrent eröffnet Showroom im Hamburger Hanseviertel
- Nexperia: So entstehen Halbleiter in Hamburgs größter Chipfabrik
Dass die beiden Gründer, die ursprünglich aus Krefeld stammen, überhaupt in Hamburg gelandet sind, hat einen einfachen Grund. „Wir haben uns für Hamburg entschieden, weil es hier bessere Fördermöglichkeiten gab“, sagt Clauss. Eine Förderung des Pro-Ideenfonds der Innovationsförderung Hamburg von 50.000 Euro machte die Entwicklung eines ersten Prototyps möglich. Nachhaltigkeit habe immer im Zentrum der Entwicklung gestanden, sagt Clauss, nicht nur bei Materialien und Herstellung. Heimplanet gibt lebenslange Garantie, nimmt gebrauchte Produkte zurück, bietet Reparaturen an.
Hamburger Firma Heimplanet: Nachhaltiger Rucksack aus nur einem Material
Der Innovationsgeist der ersten Jahre ist den Outdoor-Experten auch 13 Jahre nach Gründung nicht abhandengekommen. „Wir wollen etwas verändern, schauen, was möglich ist. Das ist es, was uns antreibt“, sagt Stefan Clauss. Bei den Kunden kommt es offenbar an, rund drei Millionen Euro setzte Heimplanet 2023 um, zehn Personen sind beim Unternehmen angestellt.
„Wir wollen etwas verändern, schauen, was möglich ist. Das ist es, was uns antreibt.“
Das Streben nach besonders nachhaltigen, umweltfreundlichen Produkten hat aber nicht in einem Zelt, sondern in einem Rucksack seinen Höhepunkt gefunden. Zwei Jahre lang arbeitete das Team am äußerlich unspektakulären „Monopack“. „Das ist ein Rucksack, der nur aus einem einzigen Material besteht und deshalb zu 100 Prozent recyclebar ist“, sagt Clauss. „Als Grundstoff nutzen wir recyceltes Polyester, das Produkt ist also unglaublich nachhaltig. Ich glaube, dieser Rucksack kann richtungsweisend sein.“