Hamburg. Kaffee, Butter und Co.: Das Abendblatt hat die Preise für Dutzende Artikel ermittelt und mit 2023 verglichen. Überraschende Ergebnisse.

  • Aldi, Rewe und Edeka – so sind die Preisunterschiede
  • Butter und Kaffee – hier tut sich was bei den Preisen
  • Lebensmittel im Preisvergleich – große Unterschiede zu 2023

Mit Beginn des Ukraine-Krieges zeigten die Preise für Lebensmittel vor allem in eine Richtung: nach oben, mitunter steil. Doch zuletzt hat sich die Inflation deutlich abgeschwächt. Im vergangenen Vierteljahr lag die Rate in Deutschland stets unterhalb der von der Europäischen Zentralbank angepeilten Zielmarke von zwei Prozent oder erreichte sie exakt – wie im Oktober. Nahrungsmittel legten mit 2,3 Prozent allerdings einen Tick stärker zu.

Aber was heißt das für den Einkauf einzelner Güter des täglichen Bedarfs? Sind Äpfel und Bananen, Toastbrot und Kaffee, Butter und Käse teurer oder sogar günstiger geworden? Unsere Redaktion machte in dieser Woche einen Test in Hamburger Supermärkten von Edeka und Rewe sowie beim Discounter Aldi und notierte in einer (nicht repräsentativen) Stichprobe die Preise für Dutzende Produkte. Anschließend verglich sie diese mit den Werten vorangegangener Preischecks, wie zuletzt im Oktober 2023. Die Ergebnisse überraschen durchaus, es gibt zum Teil extreme Ausschläge in beide Richtungen.

Aldi, Rewe und Edeka – der große Preischeck: Butter und Balisto teurer, Toast und Gouda günstiger

Während Preiserhöhungen im Regelfall still, heimlich und teilweise auch versteckt erfolgen, indem die Inhaltsmenge des Produktes oder dessen Zusammensetzung sich verändert, werden Preissenkungen gern kommuniziert. Seit Jahresbeginn kündigte Aldi Vergünstigungen bei mehr als 70 Produkten an.

Bereits im Januar teilte der Discounter die Preissenkung für Buttertoast mit. Statt 1,19 Euro sollten 500 Gramm des Weißbrots in Scheiben nur noch 99 Cent kosten. Dem Preisführer im Lebensmittelbereich folgten die Konkurrenten. Die 99 Cent haben sich bei den Eigenmarken durchgesetzt, binnen eines guten Jahres wurde Toast um 17 Prozent günstiger.

Preischeck bei Rewe, Aldi und Edeka: Toast wurde zuletzt zwar günstiger, aber …

Auch die Markenhersteller mussten offenbar von ihren hohen Preisvorstellungen etwas abrücken. Laut dem Statistischen Bundesamt Destatis war Toast insgesamt im Oktober 6,8 Prozent günstiger als im Vorjahresmonat. Im längerfristigen Vergleich fällt aber auf: Im Vergleich zum Oktober 2021 ist das Toastbrot immer noch deutlich teurer – denn damals kosteten 500 Gramm 69 Cent.

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Zucker ist zuletzt deutlich günstiger geworden. © Getty Images | Aphirak Thila

Nichtsdestotrotz wurde eine Reihe von Produkten bei unserem Preischeck auf Jahressicht günstiger. So verlangt Rewe mittlerweile für das Kilogramm Zucker der Handelsmarke nur noch 89 Cent statt 1,49 Euro – ein Minus von 40 Prozent. Auch dieser Trend spiegelt sich in den Destatis-Zahlen wider, nach denen Zucker in zwölf Monaten um 20,1 Prozent günstiger geworden ist.

Aldi, Rewe und Edeka sind sich beim Preis für Gouda einig

Einig sind sich die Händler beim Preis für jungen Gouda. Für das abgepackte Stück wird jeweils ein Kilopreis von 8,20 Euro aufgerufen. Das bringt eine Ersparnis von bis zu 18 Prozent (bei Rewe). Allerdings verlangten beide Supermarktketten vor zwei Jahren noch 7,76 Euro. Auf Zwei-Jahres-Sicht steht also noch eine Verteuerung von sechs Prozent.

Diesen Trend bestätigen die Destatis-Daten: Auf Zwei-Jahres-Sicht hat sich (die viel breiter aufgestellte Warengruppe) Schnittkäse um neun Prozent verteuert, auf Jahressicht um 1,6 Prozent vergünstigt.

Rewe, Edeka und Aldi: Gurken? Die Preise fahren Achterbahn

Möhren sind laut Destatis-Daten in einem Jahr 6,8 Prozent günstiger geworden. Beim Preischeck in den Hamburger Geschäften fällt das Minus mit 23 Prozent (bei Rewe) und 41 Prozent (bei Aldi) deutlich größer aus – allerdings waren beide Artikel in der nun zu Ende gehenden Woche in den Geschäften im Angebot. Der Preis bei Rewe bezieht sich auf einen Zwei-Kilogramm-Beutel. Größere Verpackungseinheiten werden meistens günstiger verkauft als kleinere.

Grundsätzlich hängen die Preise für Obst und Gemüse von Jahreszeiten, Wettereinflüssen, Erntemenge und Qualität ab und schwanken recht stark. Das sieht man an den Gurken, die bei allen drei Händlern derzeit teuer sind. Destatis stellt auf Jahressicht eine Verteuerung von 34,5 Prozent fest. Vor Jahresfrist waren sie aber mit 34,6 Prozent um nahezu den gleichen Wert günstiger geworden. Auf Zwei-Jahres-Sicht bleibt eine Vergünstigung von zwölf Prozent.

Das Auf und Ab ließ sich auch in den Hamburger Filialen feststellen: Bei Rewe kostete die Gurke 2022 1,15 Euro, ein Jahr später 55 und nun 85 Cent. Bei Edeka ging es von 1,99 Euro über 99 Cent auf 1,49 Euro, bei Aldi von 1,09 Euro via 55 auf 95 Cent.

Warum Butter derzeit so teuer wie nie zuvor ist

Ähnliche Entwicklung bei Butter. Von 2,29 Euro im Jahr 2022 ging es ein Jahr später hinunter auf 1,45 Euro und dann wieder hoch auf derzeit 2,39 Euro – Butter ist damit so teuer wie nie. Als Gründe dafür gelten die seit Langem schrumpfende Zahl der Milchviehbetriebe sowie ein in diesem Jahr besonders geringer Fettgehalt in der Milch.

Die Molkereien brauchen also mehr Milch, um daraus ein halbes Pfund Butter zu machen. Die Bundesstatistiker stellten einen Aufschlag von 39,7 Prozent binnen eines Jahres fest. Bei Vollmilch waren es 3,2 Prozent, während der Liter H-Milch bei Aldi sogar um 14 Prozent teurer wurde.

Aldi macht Kaffee der Hausmarke deutlich günstiger – auf den ersten Blick

Eine Berg-und-Tal-Fahrt haben auch die Kaffeepreise hinter sich. Vor zwei Jahren verlangte der Discounter noch 4,99 Euro für das Pfund bei der Eigenmarke. Dann ging es über 4,79 auf 4,29 Euro hinunter – das sind in einem Jahr zehn Prozent weniger. Im Oktober 2021 kostete das Pfund aber nur 3,79 Euro. Bleibt auf Drei-Jahres-Sicht eine Verteuerung um 13 Prozent. Laut Destatis war es für Bohnenkaffee in diesem Zeitraum sogar ein Aufschlag von 21 Prozent.

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Die Kaffeepreise sind zuletzt wieder gefallen. Allerdings liegen sie deutlich höher als vor drei Jahren. © Getty Images/iStockphoto | Schwede-Photodesign

Äpfel wurden laut den Statistikern seit 2021 zehn Prozent teurer, auf Zwölf-Monats-Sicht um zwei Prozent. Die abgepackten Braeburn-Äpfel bei Aldi waren allerdings 58 Prozent günstiger als die losen Äpfel vor 13 Monaten – auch dieser Artikel wurde im Prospekt beworben. Aktionspreise werden grundsätzlich berücksichtigt, allerdings nicht gesondert in den Tabellen ausgewiesen.

Edeka, Aldi und Rewe: Viele Preise sind stabil geblieben

Wie stark die Auswirkungen von rabattierten Artikeln sind, zeigt das Beispiel Milka. Die lilafarben verpackte Tafel Schokolade kostet bei Aldi mit 1,49 Euro zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit ist der Discounter in dieser Woche der teuerste Anbieter dieses Produkts. Edeka und Rewe verlangten jeweils fast 30 Prozent weniger als vor einem Jahr und verkauften die Tafel für 99 Cent – im Angebot. Laut Destatis ist eine Tafel Schokolade auf Ein-Jahres-Sicht um 9,1 Prozent teurer geworden und auf Sicht von drei Jahren sogar um 30,2 Prozent.

Nach – zum Teil heftigen – Preiserhöhungen in der Vergangenheit sind aber auch viele Artikel preisstabil geblieben. Das gilt zum Beispiel bei Aldi für Hackfleisch, Fleischsalat, Mini-Babybel und Heinz Ketchup. Bei Edeka kostet die rote Tomatensoße jetzt zwar 90 Prozent mehr, allerdings war das Produkt im Vorjahr im Angebot. Dafür blieben Äpfel, Ferrero Küsschen, Thomy Senf, Spaghetti und Eier beim größten deutschen Lebensmittelhändler auf Vorjahrespreisniveau. Die drei letztgenannten waren bei Rewe ebenso wie einige Obst- und Gemüsesorten stabil.

Preissteigerung von 122 Prozent – eine Gewürzmischung wurde am teuersten

Den größten Aufschlag gab es in unserem Preischeck bei Maggi fix für Ungarisches Gulasch. 122 Prozent wurde die Gewürzmischung bei Rewe teurer. Zum Großteil lag dies aber an dem niedrigen Vorjahrespreis, als sie im Angebot war. Auf Zwei-Jahres-Sicht kletterte der Preis um zehn Prozent.

Vor einem Jahr lockte Rewe auch mit hohem Rabatt auf die Salami-Pizza von Dr. Oetker – auf diesen Sonderpreis bezieht sich nun das Plus von 75 Prozent auf 3,49 Euro. Vor drei Jahren wurden meist regulär noch 2,49 Euro verlangt. Destatis kommt für die Warengruppe Pizza, Quiches oder Ähnliches auf ähnliche Werte: plus 38,8 Prozent in den vergangenen drei Jahren.

Der Preischeck: Bei Balisto muss man genau hinschauen

Aber nicht jede Preiserhöhung ist so leicht zu ermitteln. Wer bei Aldi zu Balisto greift, muss ganz genau hinschauen. 2,59 Euro werden nun für das Mehrfachpack verlangt. Das sind 20 Cent mehr als vor einem Jahr. Allerdings sind nur noch acht statt zuvor neun Schokoriegel in der Packung. Macht unterm Strich eine Verteuerung von 22 Prozent.

Shrinkflation wird dieses Phänomen genannt. Die Hersteller reduzieren oder schrumpfen (englisch: shrink) die Inhaltsmenge, der Preis bleibt aber gleich oder erhöht sich sogar (inflation). Die Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh) fordert daher, dass – wie in Frankreich seit Juli – die Regale mit Warnhinweisen versehen werden, wenn es bei Artikeln versteckte Preiserhöhungen gibt.

Die Hersteller und der Trick mit dem Toilettenpapier

Balisto gelang mit dem neuen Achter-Pack übrigens im Mai der Sprung auf die Mogelpackungsliste der vzhh. Der Schokoriegel aus dem Hause Mars traf dort mit Haribo einen bekannten Konkurrenten. Schon im Sommer 2022 hatten sich die Goldbären für die unrühmliche Liste qualifiziert. Denn statt 200 Gramm sind nur noch 175 Gramm drin. Der Preis sank natürlich nicht. Bei Rewe kostete die Tüte vor einem Jahr im Angebot 89 und regulär 99 Cent. Nun sind 1,19 Euro der neue „Normalpreis“.

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Wie detailverliebt die Hersteller manchmal vorgehen, zeigt das Beispiel Toilettenpapier. Die dreilagige Variante der Eigenmarke kostet mit zehn Rollen in der Plastikhülle bei Aldi nun 4,15 Euro. Im Vorjahr waren es noch 3,59 Euro. Aber, Obacht: Auf einer Rolle sind statt 200 jetzt sogar 220 Blatt. Der Kunde bekommt also auch mehr. Doch wer nachrechnet, stellt fest: Ein Blatt kostet heutzutage 0,1886 Cent. Vorher waren es 0,1795 Cent. Macht unterm Strich ein Plus von fünf Prozent.

Viel wichtiger dürfte aber gewesen sein, das Produkt über die Preisschwelle von vier Euro gehoben zu haben. Denn vor drei Jahren kostete das Klopapier mit zehn 200-Blatt-Rollen noch 2,85 Euro und lag damit unterhalb der Schwelle von drei Euro. Edeka stellte übrigens auch auf die 220-Blatt-Rolle um. Noch liegt der Preis mit 3,75 Euro aber unterhalb der neuen Schwelle. Mal sehen, wie lange noch …