Hamburg. Das Bio-Tomaten-Gewürzsalz von Lebensbaum ist nun 150 Prozent teurer. Zudem kassiert der Hersteller eine Abmahnung. Worum gestritten wird.
Die Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh) hat binnen sechs Wochen gleich zweimal Rekorde gemeldet – für die Konsumenten sind dies aber keine guten Nachrichten. Ende September hatte sie die Biscotto-Waffelblättchen von Aldi Nord zur Mogelpackung des Monats gewählt. Der Preis der Discounter-Eigenmarke hatte sich verdoppelt. „Das gab es bisher noch nie in unserer fast 20-jährigen Geschichte der versteckten Preiserhöhungen“, sagte Lebensmittelexperte Armin Valet damals.
An diesem Freitag wählte er nahezu identische Worte. „Das gab es in 20 Jahren unserer Mogelpackungsliste noch nie!“, so Valet bei der Vorstellung des Wahlsiegers im November. Bei diesem stellten die Verbraucherschützer nun sogar eine Preiserhöhung von 150 Prozent fest. Bei dem Produkt handelt es sich um das Bio-Tomaten-Gewürzsalz der Marke Lebensbaum – aber die Kritik bezieht sich auf mehr als die Verteuerung. Die Verbraucherzentrale Hamburg sprach sogar eine Abmahnung aus.
Mogelpackung: „Das gab‘s noch nie!“ – Preiserhöhung bei Gewürzsalz
Obwohl der Inhalt des Bioartikels von 150 auf 80 Gramm geschrumpft ist, stieg der Verkaufspreis von 2,99 auf 3,99 Euro. Unterm Strich macht das eine Verteuerung von 150 Prozent. Die Zusammensetzung des Gewürzsalzes habe sich dabei nicht geändert, so die Verbraucherzentrale.
Der Hersteller Ulrich Walter GmbH teilte der vzhh auf Anfrage schriftlich mit, dass die Preiserhöhung wegen der Kostensteigerungen in den vergangenen Jahren auf allen Ebenen wie Rohstoffen, Transport und Energie „unumgänglich“ gewesen sei. „Wir haben eine frühere notwendige Preisanpassung bewusst ausgesetzt, um diese erst mit der Einführung der neuen Verpackung umzusetzen“, so das Diepholzer Unternehmen.
Mogelpackung: Streit zwischen Hersteller und Verbraucherschützern um Verpackung
Das neue Verpackungsdesign wurde nun umgesetzt – und wird von den Verbraucherschützern ebenfalls kritisiert. Zwar sei die neue Kunststoffdose als Monomaterial wohl etwas besser zu recyceln als das bisher verwendete Verbundmaterial mit Aluminiumschicht. Die Herstellungskosten seien dafür aber vermutlich eher geringer und würden die drastische Preiserhöhung genauso wenig rechtfertigen wie die anderen genannten Gründe.
Die Ulrich Walter GmbH verweist zudem darauf, die Füllmenge so angepasst zu haben, „dass sie für die Verbraucher eine sinnvolle Menge für eine zeitnahe Nutzung darstellt“. Daher habe man ein erheblich kleineres Dosenformat gewählt, was auch auf den „ersten Blick erkennbar“ sei.
Zu viel Luft in der Packung? Verbraucherschützer erteilen Abmahnung
Valet stellte allerdings fest: „Schaut man in die Dose hinein, ist der Luftanteil deutlich größer als beim Vorgängerprodukt.“ Nicht einmal fünf Zentimeter des acht Zentimeter hohen Behältnisses seien mit dem Gewürzsalz gefüllt. Das entspreche einem Luftanteil von knapp 40 Prozent. Der Hinweis „Füllmenge technisch bedingt“ sei ein plumper Trick. „Es gibt unseres Erachtens keine technischen Gründe, warum die Füllmenge so niedrig sein muss. Die alte Dose war praktisch bis zum Rand voll“, sagt Valet.
Während der Hersteller die neue Verpackung „in puncto Nachhaltigkeit klar überlegen“ sieht, lehnt der Verbraucherschützer diese Einschätzung ab, weil im Vergleich zur verkauften Produktmenge mehr Verpackungsmüll entstehe. Zudem werden Kunden über die tatsächliche Füllmenge getäuscht.
Mogelpackung: Auch die Ostmann-Gewürze wurden deutlich teurer
Laut Lebensmittelinformationsverordnung und den Vorgaben des Eichrechts dürfe eine Verpackung nicht mehr Inhalt vortäuschen. Beim Lebensbaum-Tomaten-Gewürzsalz werde dies nach Auffassung der vzhh jedoch gemacht. „Wir haben die Ulrich Walter GmbH daher wegen Irreführung abgemahnt“, so Valet.
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Auf die Mogelpackungsliste der vzhh schaffte es übrigens noch eine weitere Gewürzmarke. Ostmann, ein Label der Fuchs Gruppe, habe die Preise für mehr als ein Dutzend Sorten im Glas drastisch erhöht. Die Spitzenreiter: gefriergetrocknete Salatkräuter (58 Prozent), Zwiebeln (55), Schnittlauch (48). Als Grund seien steigende Herstellungskosten genannt worden.