Hamburg. Deutschlands bekanntestes Segelschulschiff der Marine öffnet am Wochenende seine Türen für Interessierte. Was man beachten sollte.
Für Segelschiff-Freunde ist ein Besuch im Hamburger Hafen am Wochenende ein Muss: Das berühmte Segelschulschiff „Gorch Fock“ der deutschen Marine ist zu Gast und kann von Nahem bewundert werden. Wer die schmucke Bark nicht nur von außen anschauen, sondern sogar an Bord erleben will, bekommt auch dazu die Gelegenheit: Die Marine lädt Hamburger zum Open Ship ein.
Sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag (9. und 10. November) öffnet sich in der Norderwerft die frisch überholte „Gorch Fock“ von 12 Uhr bis 18 Uhr Besuchern und kann an der Überseebrücke im Schatten der Elbphilharmonie und der „Cap San Diego“ kostenfrei und ohne Anmeldung besichtigt werden.
„Gorch Fock“ lädt Hamburger am Wochenende zu Bordbesuch ein
„Endlich bietet sich die Chance, dass sich die ‚Gorch Fock‘ der Bevölkerung Hamburgs wieder zeigen kann. Es ist uns eine besondere Ehre nach so langer Zeit hier, inmitten des „Tores zur Welt‘ in Hamburg zu liegen. Ich möchte die Hamburgerinnen und Hamburger dazu einladen, uns zu besuchen und die ‚Gorch Fock‘ beim Open Ship anzuschauen“, sagte Kommandant Fregattenkapitän Elmar Bornkessel in Vorfreude aufs Wochenende.
Zu sehen gibt es auf der „Gorch Fock“ etwa die großen Steuerräder, die goldfarbenen Schiffsglocken und die drei Masten des 45 Meter hohen Schiffes. Neben erklärenden Postern sollen auch Mitglieder der Besatzung die Fragen der Besucher beantworten. Der Betrieb läuft in der Besichtigungszeit normal weiter. Die Innenbereiche des Schiffes, wie die Kajüten und die Kombüse der Besatzung, bleiben daher geschlossen.
Das Schiff hat bereits am Freitagmorgen an der Überseebrücke festgemacht. Eine weite Reise hatte es allerdings nicht hinter sich: Der Dreimaster liegt bereits seit Mitte August in der Norderwerft zum Schiffs-TÜV und wird nur auf die andere Elbseite verholt. Am Freitagmorgen ging es für die „Gorch Fock“ dann vom Südufer nur wenige 100 Meter durch heimische Elb-Gewässer ans Nordufer. Das Schiff ist eigentlich Hamburgerin: 1958 wurde es bei Blohm+Voss gebaut und wurde kurz darauf das erste Patenschiff der Hansestadt Hamburg.
„Gorch Fock“ macht am Freitag an der Überseebrücke fest
Die Bark ist das älteste in Dienst befindliche Schiff der Marine und dient der Ausbildung angehender Unteroffiziere und Offiziere. Seit der Indienststellung im Dezember 1958 wurden etwa 16.000 Kadetten auf den Planken des nach dem Schriftsteller Gorch Fock benannten Segelschiffs ausgebildet. Im Verlauf der Ausbildungsreisen besuchte sie bisher rund 400 Häfen in knapp 60 Ländern auf fünf Kontinenten und legte dabei mehr als 770.000 Seemeilen zurück, was umgerechnet 35 Erdumrundungen entspricht.
Das 89 Meter lange Schiff ist für 220 Seeleute ausgelegt und hat voll aufgetakelt eine Segelfläche von 2037 Quadratmetern – größer als ein Eishockey-Spielfeld. Nach dem Anlegen begrüßten Beamte des Hafenamts West Fregattenkapitän Bornkessel, der übrigens der 16. Kommandant der „Gorch Fock“ ist, und seine Besatzung.
„Gorch Fock“ nach sechs Jahren Sanierung in gutem Zustand
Die „Gorch Fock“ befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand, nachdem sie zwischen 2015 und 2021 fast sechs Jahre Grundinstandsetzung überstanden hat. Über die Instandsetzungsarbeiten, bei denen immer neue Schäden sichtbar wurden, explodierten die Kosten. Die zuständige Elsflether Werft ging darüber pleite. Zudem kam es zu Korruptions- und Untreuevorwürfen gegen die Werft, die den Vorstand den Job kosteten.
Zwischenzeitlich verhängte das Verteidigungsministerium einen Baustopp. Am Ende verschlang die Sanierung, für die ursprünglich zehn Millionen Euro kalkuliert waren, 135 Millionen Euro. Der Bundesrechnungshof rügte das. Die Bundeswehr hatte zuvor erklärt, dass ein Neubau teurer werden würde.
Kadettin starb während einer Seereise auf der „Gorch Fock“
Am 7. November 2010 starb während einer Ausbildungsreise eine 25-jährige Offizieranwärterin nach einem Sturz aus der Takelage. Sie musste wie die anderen Kadetten siebenmal nacheinander auf den Mast aufentern. Eine Übung dafür gab es für die unerfahrene Soldatin, die erst fünf Tage zuvor an Bord gekommen war, nicht – ebenso wenig eine Sicherung.
Nach diesem Vorfall weigerte sich ein Teil der Offizieranwärter, einen Mast zu besteigen. Einige Besatzungsmitglieder wollten infolge der Ereignisse das Schiff verlassen. Zwei erfahrenere Kadetten versuchten der Schiffsleitung die Probleme und Ängste vieler Besatzungsmitglieder begreiflich zu machen.
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Einige Medien sprachen gar von einer Meuterei, was die Marine bestritt. Dennoch waren der tragische Todesfall und die Protestaktion Auslöser umfangreicher Untersuchungen, in deren Folge die Ausbildungsmethoden hinterfragt wurden.
Am Montag um 9 Uhr wird die „Gorch Fock“ wieder ablegen und Hamburg verlassen. Ihr Heimathafen ist Kiel.