Hamburg. Gunnar Krupp und Lars Eric Paulsen haben einen eigenen Limoncello entwickelt – mit besonderer Zutat. Und was der Gin Basil Smash damit zu tun hat,
Giftgrün ist der Inhalt der Flasche, die von der Form her auch im Regal einer Apotheke stehen könnte. Tatsächlich dürfte die Flasche, deren Etikett ein Dinosaurier ziert, wohl eher einen Platz in zahlreichen Wohnzimmern finden. Señor Dino heißt das Getränk in der Flasche, es ist ein Basil Limoncello, also ein Zitronenlikör mit Basilikumnote. Ausgedacht haben sich dieses Getränk Lars Eric Paulsen und Gunnar Krupp aus Hamburg.
Die beiden Moderatoren und Medienmacher dürften dem einen oder anderen vom Onlinevideo- und Streaming-Sender Rocket Beans TV bekannt sein. Paulsen ist Absolvent der Frank-Elstner-Masterclass, einer „Kaderschmiede für Moderatoren von morgen“, arbeitete als Redakteur und Moderator für Morning- und Late-Night-Shows auf dem Sender und hat einen eigenen Podcast. Gunnar Krupps Biografie liest sich ähnlich: Redakteur bei Rocket Beans TV, Podcaster, Autor diverser Kurzgeschichten, Stock-Foto-Modell und kurzzeitiger Weltrekordhalter für den lautesten Biss in einen Apfel (wirklich). Mittlerweile sind beide beim NDR gelandet und sind nur noch ab und an mit Mikrofon vor der Kamera zu sehen. Die Freunde haben also ein äußerst buntes Portfolio, ein eigenes Getränk war bislang nicht dabei.
Señor Dino: Hamburger Moderatoren starten eigenes Unternehmen – mit Likör
Das hat sich nun geändert. Seit wenigen Tagen ist Señor Dino bestellbar, die ersten Flaschen sind ausgeliefert und schon bei den Kunden angekommen. Warum ein Likör? „Ich hab in der Corona-Zeit angefangen, zu Hause Liköre anzusetzen, Sauerkirsche, Orange, Zitrone. Das habe ich mir selbst beigebracht, mit einer Anleitung auf YouTube“, sagt Lars Eric Paulsen. Krupp hatte ebenfalls erste Erfahrung mit Herstellen von Hochprozentigem gesammelt. „Als ich Gunnar gefragt habe, ob wir eine Firma gründen wollen, war er sofort dabei.“
Krupp sagt: „Wir sind große Fans von Gin Basil Smash. Das wollten wir mit einem fruchtigen Limoncello kombinieren.“ Die größte Herausforderung sei der Basilikumgeschmack gewesen. „Den in den Likör zu kriegen, hat sich als sehr schwierig erwiesen, weil es schnell bitter wird oder der Geschmack verfliegt. Am Anfang war der uns viel zu wenig, aber jetzt ist es genau richtig“, sagt Krupp.
Likör aus Hamburg: Anderthalb Jahre dauerte es bis zum fertigen Produkt
Bis Señor Dino in seiner jetzigen Form fertig war, hat es lange gedauert, anderthalb Jahre, um genau zu sein. „Mit der ersten Destillerie, mit der wir Kontakt hatten, hat es aus unterschiedlichen Gründen nicht geklappt. Die Proben waren lecker, aber haben uns nicht vom Hocker gehauen“, sagt Krupp. „Wir hätten mindestens 1000 Flaschen abnehmen müssen, das war uns zu viel. Wir hatten überhaupt kein Kapital für solche Mengen.“
Mit der Feingeisterei, einer vielfach ausgezeichneten Destillerie aus dem Hamburger Umland, habe man den richtigen Partner gefunden. „Destillateur Fabian Rohrwasser ist sehr erfahren. Schon bei den ersten Proben war uns klar: Das geht genau in die richtige Richtung“, sagt Paulsen. Nach ein paar Anpassungen war das finale Produkt schließlich fertig. „Jetzt ist es genau das, was wir uns vorgestellt haben. Als wir den fertigen Likör zum ersten Mal in den Händen gehalten haben, war das ein geiles Gefühl.“
Moderatoren als Gründer: „Da hängt ein richtiger Rattenschwanz dran“
Doch ein Produkt allein reicht nicht. „Wir brauchten die richtige Flasche, einen Namen, das passende Logo, ein Etikett und die Texte für die Webseite“, sagt Paulsen. „Zum Glück haben wir ein großes Netzwerk an befreundeten Künstlern, die uns sehr geholfen haben.“
Beim Namen war ihnen nur klar, dass es irgendetwas mit Dino sein sollte. Es wurde Señor Dino. Diesen designte die Künstlerin Sarah Sonnenkind, das Etikett stammt von Hannes Kersting. Sogar einen eigenen Jingle hat Señor Dino, auch dieser entstand in Zusammenarbeit mit Freunden.
Bei aller Freude über das erste eigene Produkt sind die Gründer trotzdem realistisch. „Wir erwarten nicht, dass wir einen raketenhaften Aufstieg hinlegen. Man denkt gar nicht, was für ein Rattenschwanz an einer Unternehmensgründung dranhängt. Das war sehr viel Arbeit“, sagt Krupp. „Wir haben beide überhaupt keinen Wirtschaftshintergrund, deshalb mussten wir uns wahnsinnig viel aneignen.“ Rund 10.000 Euro stecken in der Gründung. „Das ist für uns ein finanzielles Wagnis. Da haben wir zum ersten Mal gemerkt: Okay, jetzt wird es ernst“, sagt Paulsen.
Señor Dino soll künftig möglichst auch in Bars und im Einzelhandel erhältlich sein
Trotzdem meinen die Gründer es ernst. „Wir haben anderthalb Jahre echt viel Zeit hier reingesteckt, deshalb möchten wir, dass es ein nachhaltiges Business wird. Wir haben kein megainnovatives Produkt, sondern etwas komplett Bodenständiges“, sagt Lars Eric Paulsen. „Aber natürlich ist es ein Likör, ein Genussprodukt mit Alkohol. Das ist mit einer gewissen Verantwortung verbunden.“ Auch deshalb ist ein Hinweis auf die Kampagne „Kenn dein Limit“ prominent auf der Webseite platziert.
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Der Verkauf ist vor etwa einer Woche gestartet, schon jetzt sind etwa zwei Drittel der ersten Charge Señor Dino ausverkauft. „Das freut uns total. Als wir die ersten Rückmeldungen von zufriedenen Kunden bekommen haben, war das ein megagutes Gefühl“, sagt Paulsen. „Die Frage für uns ist jetzt, kommen die Kunden wieder? Kaufen sie auch noch eine zweite Flasche?“
Die Señor-Dino-Gründer möchten in den Einzelhandel
Eine Flasche enthält 0,7 Liter, Kostenpunkt im Onlineshop von Señor Dino: 25 Euro plus Versand. Der Verkauf erfolgt nur an Personen ab 18 Jahren. Der Verkaufsstart habe noch einmal viel Arbeit mit sich gebracht. „Wir haben beide eine gewisse Reichweite in sozialen Netzwerken, können unser Produkt da bewerben und unsere Bekanntheit nutzen. Aber für ein nachhaltiges Geschäft müssen wir auch die Leute erreichen, die uns nicht kennen“, sagt Paulsen.
Deshalb sei eines ihrer Ziele, auch Gastronomen von Señor Dino zu überzeugen und im Einzelhandel Fuß zu fassen. „Aber wir fahren auf Sicht und gehen mit einer gewissen Naivität an die Sache heran. Bislang funktioniert das ganz gut“, sagt Paulsen. Mit der ersten Charge werde man wohl ein kleines Plus erwirtschaften. „Wenn es gut läuft, werden wir auf jeden Fall eine zweite Charge produzieren.“ Die Chancen stehen nicht schlecht, Limoncello hat sich im Sommer zum Trendgetränk gemausert.
Alkohol ist eine Droge und kann abhängig machen. Für den Verkauf von Spirituosen gilt eine Altersbeschränkung von 18 Jahren, so auch bei Señor Dino. Starker Alkoholkonsum kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Hilfe gibt es bei lokalen Beratungsstellen und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.