Hamburg. Die Zinsen auf das beliebte Festgeld sinken deutlich. Die Offerte einer Bank aus Niedersachsen überrascht. Was konkret dahintersteckt.
- Festgeld: Vier Prozent Zinsen im Angebot
- Norddeutsche Bank überrascht die Kunden
- Hohe Zinsen aufs Ersparte immer seltener
Die Zinsen für Festgeld fallen. Auch bei den Bundesbürgern besonders beliebte Onlinebanken mit deutscher Einlagensicherung, die bisher überdurchschnittlich hohe Zinsen gezahlt haben, passen nun ihre Konditionen nach unten an. So gibt es bei der Volkswagen Bank aktuell für einjähriges Festgeld noch drei Prozent, für zwei Jahre werden 2,75 Prozent überwiesen. Auch die Ford Bank hat ihre Konditionen um 0,3 Prozentpunkte verschlechtert, zahlt für ein- und zweijähriges Festgeld noch 2,7 Prozent.
Mit diesen Angeboten müssen sich die beiden Autobanken beim Vergleich mit Konkurrenten zwar nicht verstecken. Doch die Zinsentwicklung bei der Volkswagen und Ford Bank untermauern, dass es für Kunden immer schwieriger wird, was vor wenigen Monaten noch Normalität war: beim Festgeldzins eine Drei vor dem Komma zu erzielen.
Festgeld: Norddeutsche Bank lockt mit vier Prozent Zinsen
Allerdings gibt es eine Bank, die aktuell sogar mit vier Prozent für einjähriges Festgeld wirbt. Das Interessante: Hierbei handelt es sich weder um eine der populären großen Filialbanken oder Sparkassen noch um eines der etablierten Online-Institute, sondern um eine bundesweit eher unbekannte Bank aus Norddeutschland: die Oldenburgische Landesbank oder kurz OLB.
Die historischen Wurzeln des Instituts aus einem eher beschaulichen Teil Niedersachsens reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Lange Zeit konzentrierte sich die OLB mit ihren Geschäftsaktivitäten auf den Nordwesten Deutschlands. Doch schon länger ist ihr dieser Landstrich nicht mehr genug, was auch auf ihre wechselvolle Geschichte zurückzuführen ist. Bereits 1986 erwarb die Dresdner Bank die Mehrheit an der OLB, 2008 stieg die Allianz groß bei dem Institut ein, und seit 2017 haben US-Finanzinvestoren das Sagen in Oldenburg.
Vier Prozent aufs Festgeld – ist das seriös?
Kürzlich hat die OLB zudem die Degussa Bank übernommen, sodass ihre Kundenzahl auf einen Schlag um weitere gut 300.000 auf knapp eine Million zulegte. Das Institut wächst stetig. Und geht es nach den US-Finanzinvestoren, so soll die OLB zeitnah an die Börse gebracht werden. Doch um dieses Vorhaben erfolgreich realisieren zu können, benötigt die Bank eine gewisse Größe und Ertragskraft. Auch deshalb werben die Niedersachsen seit geraumer Zeit mit attraktiven Festgeld-Konditionen um Neukunden.
Allerdings sind die bis vor Kurzem mit fünf, aktuell mit immerhin noch vier Prozent verzinsten einjährigen Festgelder an eine nicht unwichtige Bedingung geknüpft. Wer den attraktiven Zinssatz haben möchte, muss sich zugleich für das Girokonto Premium entscheiden – und das ist bei den Oldenburgern kostenpflichtig. 14,90 Euro werden für dieses Kontomodell im Monat fällig, inklusive einer EC- und einer Kreditkarte. Lohnt sich das Festgeld trotzdem?
Weitere Wirtschaftsthemen
- Heizen in Hamburg – jetzt noch schnell 550 Euro im Jahr sparen
- Otto gewinnt neue Topmanagerin vom Konkurrenten Zalando
- VW: Volkswagen-Aktie jetzt kaufen – oder besser schnell verkaufen?
Schaut man nur auf die Verzinsung und legt einen Festgeldbetrag von 50.000 Euro zugrunde, so ergibt sich folgende Rechnung: Der Kunde bekäme nach einem Jahr auf sein Festgeld 2000 Euro Zinsen vor Steuern, müsste aber zugleich 178,80 Euro (12 mal 14,90 Euro) an Gebühren für das Girokonto abziehen. Es bliebe ein absoluter Zinsertrag von rund 1821 Euro, was bei einer Anlagesumme von 50.000 Euro einem Zins von 3,64 Prozent entspricht.
Mit Blick auf den Marktdurchschnitt ist dies immer noch eine hohe Rendite. Allerdings würde nach zwölf Monaten der Festgeldzins bei Wiederanlage für ein Jahr auf (nach aktuellen OLB-Konditionen) 2,51 Prozent sinken. Die laufenden Kosten für das Girokonto blieben bestehen.
Festgeld plus Girokonto – ist das ratsam?
Folglich dürfte das Festgeld-Angebot der OLB vor allem für Kunden interessant sein, die aktuell nach einem – allerdings vergleichsweise teuren – neuen Mehrwert-Girokonto suchen oder sich vornehmen, dieses Konto nur vorübergehend einzurichten und mit Ablauf der attraktiven Festgeld-Konditionen wieder zu kündigen.
Ob sich dieser Aufwand für ein Jahr allerdings lohnt, ist eher fraglich.