Hamburg. Wer mit Gas heizt, sollte schnell aktiv werden. Experten geben konkrete Tipps. Auch Besitzer von Ölheizungen können Kosten deutlich senken.
Seit wenigen Tagen laufen vor allem in schlecht gedämmten Häusern und Wohnungen die Heizungen wieder. Der Oktober naht, die Außentemperaturen – vor allem nachts – fallen deutlich, die Heizperiode hat begonnen. Und zur Überraschung vieler Hamburgerinnen und Hamburger sind die Preise für den weit verbreiteten Brennstoff Erdgas im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunken: keine Rede mehr von Energiekrise und Gasknappheit.
Heizen in Hamburg – jetzt noch schnell 550 Euro im Jahr sparen
Nach Berechnungen des Online-Vergleichsportals Verivox ist die Kilowattstunde (kWh) Gas innerhalb von zwölf Monaten im Schnitt um rund sechs Prozent günstiger geworden. Bundesweit kostete Gas im September 2023 durchschnittlich noch 12,14 Cent pro kWh. Aktuell liegt der Preis bei 11,41 Cent. Und bereits in der vergangenen Heizsaison waren die Preise deutlich im Vergleich zu 2022 gefallen.
„Aktuell sind die Gaspreise rund 47 Prozent niedriger als während der Energiekrise. Das entlastet die Haushalte in Deutschland spürbar“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. „Insbesondere Neukunden können Gas fast wieder zu Vorkrisenpreisen beziehen.“
Heizen in Hamburg: Das Sparpotenzial ist riesig
Ein Blick auf die Kurve der Großhandelspreise am Gasmarkt zeigt, warum die Tarife für private Endkunden seit 2022 deutlich gefallen sind. Kostete die Megawattstunde (MWh) im August 2022, zum Höhepunkt der Energiekrise, noch zeitweise mehr als 315 Euro, sind es aktuell 36 Euro. Zum Vergleich: Vor einem Jahr mussten die Großhändler noch 46 Euro für eine MWh bezahlen.
Stefan Sagmeister vom Energie Informationsdienst (EID) führt die gesunkenen Preise vor allem auf das üppige Gasangebot zurück. Es sei ausreichend Flüssiggas (LNG) vorhanden und auch die bundesweiten Speicher hätten Stände von mehr als 90 Prozent erreicht, sagt er dem Abendblatt. Zudem sei die Unsicherheit in der Bevölkerung verschwunden und das Vertrauen in den Gasmarkt zurückgekehrt.
Gaspreise fallen: Die Hamburger profitieren
Laut Bundesnetzagentur habe auch die Nachfrage sowohl der Industrie als auch der Privathaushalte nachgelassen. Im Vergleich zum Durchschnittsverbrauch der Jahre 2018 bis 2021 hätten Haushalts- und Gewerbekunden 2023 exakt 16,4 Prozent und Industriekunden 18,3 Prozent weniger Gas verbraucht. Ein höheres Angebot trifft auf eine gesunkene Nachfrage – das führt in einer Marktwirtschaft zu fallenden Preisen.
Der Winter kann also kommen – wer mit Gas heizt und Geld sparen will, dem bietet sich nun die Gelegenheit, viel Geld zu sparen. Vor allem Verbraucher, die noch den Tarif ihres Grundversorgers haben, sollten sich auf die Suche nach einem preiswerteren Angebot machen. Laut Verivox werden aktuell in der Grundversorgung bundesweit im Schnitt 14,2 Cent pro kWh fällig. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Preis des jeweils günstigsten Angebots für Neukunden außerhalb der Grundversorgung liegt bei 8,75 Cent pro kWh – eine Ersparnis von 38 Prozent ist also bundesweit möglich.
Gas: Raus aus der Grundversorgung – das lohnt sich
Auch in Hamburg können die Verbraucher kräftig sparen. So verlangt E.on in der Grundversorgung pro kWh 10,484 Cent plus einen jährlichen Grundpreis von rund 193 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh für ein Einfamilienhaus werden so insgesamt 2290 Euro fällig.
Schaut man auf dem Vergleichsportal Check24, so verlangt der Anbieter Maingau Energie in Hamburg aktuell für die kWh nur 7,72 Cent plus einem Grundpreis von 180 Euro pro Jahr. Bei diesem Tarif gilt eine einjährige Vertragslaufzeit mit Preisbindung. So werden aufs Jahr gerechnet 1724 Euro fällig. Eine Ersparnis von 566 Euro oder 25 Prozent zur Grundversorgung von E.on. Auch andere Anbieter wie Yippie, Goldgas oder die Stadtwerke Flensburg unterbieten den Grundversorgungstarif von E.on in Hamburg deutlich. Der Blick auf die Vergleichsportale im Internet lohnt sich also. Der Wechsel ist einfach.
Ölheizung: Auch hier lässt sich viel Geld sparen
Interessant: Die Gaspreise für Privatkunden sind in den vergangenen Jahren zwar gefallen, aber nicht so stark wie die Großhandelspreise. „Die Auswirkungen der Großhandelspreise auf die Endkundenpreise kommen aufgrund der Beschaffungsstrategie der Gaslieferanten häufig erst verzögert beim Endverbraucher an. So wird das Gas, welches heute verbraucht wird, meist ein Jahr zuvor beschafft“ sagt Netzagentur-Sprecherin Marta Mituta dem Abendblatt.
Zu beachten sei zudem, dass die Tarife für Endkunden nicht nur von den Großhandelspreisen beeinflusst würden. „Diese machen zwar mit rund 47 Prozent einen Großteil des Preises aus, der Anteil der staatlich veranlassten Bestandteile wie Steuern, Umlagen und Abgaben sowie der Anteil der von den Netzbetreibern festgelegten Netzentgelte ist mit rund 43 Prozent aber vergleichbar groß“, so Mituta weiter. Der Staat bittet also kräftig zur Kasse und wird dies im Zuge einer steigenden CO2-Bepreisung in Zukunft sogar noch stärker tun.
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Doch aktuell können viele Kunden sparen. Dies gilt übrigens nicht nur für Hamburgerinnen und Hamburger, die mit Gas heizen, sondern auch für Heizöl-Kunden. Mussten sie im September 2023 für leichtes Heizöl im Schnitt noch rund 119 Euro pro Hektoliter zahlen, sind es aktuell lediglich 93 Euro. Das entspricht einem Minus von mehr als 20 Prozent. Es lohnt sich also auch, zeitnah den Öltank aufzufüllen.