Hamburg. Auf der Frontschürze vieler E-Taxis leuchtet nun ein grauer Ton. Dazu hat Hersteller Volkswagen geraten. Was dahintersteckt.

Seitdem die Hamburger Verkehrsbehörde vor drei Jahren das Projekt Zukunftstaxi startete, hat sich die Flotte der elfenbeinfarbenen Wagen massiv verändert. Von den etwa 3000 Taxis in der Hansestadt werden inzwischen fast 700 vollelektrisch angetrieben. Unter denen ist ein Modell ganz besonders stark verbreitet. Branchenkenner schätzen, dass mehr als die Hälfte der E-Taxis Mittelklasselimousinen des Modells ID.4 von VW sind. Hunderte davon sind inzwischen auf den Straßen der Stadt unterwegs.

Wer genau hinschaut, stellt allerdings eine Besonderheit an genau diesen Wagen fest: Sie sind nicht durchgehend elfenbeinfarben, sondern zweifarbig. Die Frontschürze zwischen den Scheinwerfern und dem Stoßfänger hat bei fast allen Taxi-ID.4 einen ganz anderen Farbton: Mondsteingrau. Dahinter steckt eine Empfehlung des Herstellers Volkswagen.

Mondsteingrau statt elfenbein – warum Hunderte Taxis in Hamburg zweifarbig sind

Dazu muss man wissen, dass die typische Taxifarbe kein Lack ist. Wird ein handelsübliches Auto in ein Taxi verwandelt, was alles in allem gut 5000 Euro kostet, wird es mit elfenbeinfarbener Folie beklebt. Allein das kostet um die 1500 Euro. Der Vorteil der Folierung ist, dass der Wagen sich später ohne Folie besser verkaufen lässt. Wer will schon ständig vom Straßenrand aus angewinkt werden, wenn er mit seinem Gebrauchten, der früher ein Taxi war, in der Stadt unterwegs ist?

Dass die Frontschürze des ID.4 nicht mit Folie beklebt wird, hat technische Gründe. „Hinter der Schürze befindet sich das Frontradar des Fahrzeugs“, sagt ein VW-Sprecher dem Abendblatt. Als die ersten ID.4 bei Polizei, Feuerwehr und als Taxis in Dienst gestellt wurden, habe es vereinzelt Rückmeldungen gegeben, dass die vom Frontradar unterstützten Assistenzsysteme des Autos Störungen melden. Deshalb habe VW den Händlern und Dienstleistern den Hinweis gegeben, dass die Frontschürze des ID.4 nicht foliert oder überlackiert werden solle. „Das steht inzwischen auch im Betriebshandbuch“, so der Unternehmenssprecher.

Fehlende Folie auf Frontschürze lässt Taxi „lächeln“

Ob der ID.4 ohne elfenbeinfarbene Frontschürzen nun besser oder schlechter aussieht, ist eine Geschmacksfrage. Manche meinen, ohne Folie „lächele“ das ID.4-Taxi. Bei VW trägt die weit verbreitete, dunkle Originallackierung vieler Taxis die nüchterne Kennziffer LA7C. Entwickelt wurde der Farbton in der Designabteilung des Herstellers. Dort wurde auch der lyrische Name „Mondsteingrau“ ersonnen.

Taxi Volkswagen ID 4.
Bei manchen ID.4-Taxis fehlt nur ein kleines Stück Folie auf der Frontschürze. In diesem Bereich sind die Sensoren des Frontradars installiert. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Bei einigen wenigen ID.4-Taxis ist das von Folie eingerahmte dunkle Grau auf der Frontschürze allerdings nur in einem Bereich von der Größe eines DIN-A6-Briefumschlags zu sehen. Jan Weber, Vorstand von Hansa-Taxi, ist mit so einem Wagen seit ungefähr drei Jahren unterwegs. „Der Folierer hat nachträglich ein Stück herausgeschnitten“, sagt Weber. Das war anfangs der übliche Weg, doch der VW-Sprecher sagt: „Das Frontradar sitzt nicht genau mittig. Wir empfehlen, die gesamte Frontschürze nicht zu folieren.“ Weber sagt, er bekomme vom Auto keine Fehlermeldungen.

Warum der ID.4 von VW als Taxi so beliebt ist

Wie auch immer: Die Zahl der „lächelnden Taxis“ auf Hamburgs Straßen dürfte weiter deutlich wachsen. Auf Erfolgstour in der Taxibranche ist das VW-Modell aus zwei Gründen: Als die Verkehrsbehörde das Projekt „Zukunftstaxi“ im Sommer 2021 startete und anfangs Tausende Euro Zuschuss für die Anschaffung eines vollelektrischen Wagens zahlte, war der ID.4 eines von wenigen geeigneten und für Kleinunternehmen bezahlbaren Modellen. „Auf der Rückbank können drei Passagiere sehr bequem sitzen“, sagt Weber. Das sei bei manchen Modellen eines in der Branche ebenfalls sehr beliebten deutschen Herstellers nicht so.

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Der zweite Grund: Inzwischen werden die ersten Hamburger Zukunftstaxis ersetzt, manche sind bereits mehr als 200.000 Kilometer gefahren und kommen nun – ohne Folie und komplett in Mondsteingrau lackiert – auf den allerdings schwierigen Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos. Zugleich gibt es in der Branche gerade einen Bestellboom für E-Autos. In Hamburg werden ab Anfang nächsten Jahres nur noch Neuwagen als Taxi zugelassen, die keinen Verbrennermotor haben