Hamburg. Neuer Service ist bei Kunden zwar sehr beliebt gewesen. Bis es ihn in der ganzen Stadt gibt, kann es nun aber noch dauern. Die Details.

Es ist ein Vorhaben, das helfen soll, die schwächelnden Hamburger Taxibranche auf wirtschaftlich stabilere Beine zu stellen: In absehbarer Zeit sollen Taxikunden in der Hansestadt eine Fahrt vorab und per App auch zum Festpreis buchen können.

Der Taxivermittler FreeNow preschte Anfang Mai überraschend vor und integrierte die Festpreisoption bereits in seine Buchungs-App. Mit großem Erfolg. Doch nun schlägt FreeNow nach sechs Wochen ebenso überraschend einen neuen Weg ein und schafft das Taxi zum Festpreis in Hamburg wieder ab. Jedenfalls erst mal.

Verkehr Hamburg: FreeNow stoppt Taxifahrten zum Festpreis

„Die gewonnenen Eindrücke sind sehr positiv. In den Tageszeiten, in denen der Festpreis verfügbar ist, wählen über 50 Prozent der Nutzer ihn aus“, sagt Andreas Maier, der Deutschland-Chef von FreeNow mit Sitz in Hamburg. Angeboten wird der besondere Tarif seit dem 7. Mai jeweils zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr am nächsten Morgen. Allerdings nur noch ein Mal. Bereits am Mittwochmorgen (19. Juni) ist Schluss.

Bucht ein Kunde bis dahin eine Fahrt von A nach B, bietet ihm die FreeNow-App die Festpreis-Option an. Ermittelt wird dieser Festpreis mittels künstlicher Intelligenz für den laut Google Maps kürzesten Weg vom Start zum Ziel. Dabei werden auch die aktuelle Staulage auf der Strecke ermittelt und mögliche lange Wartezeiten vor Baustellen berücksichtigt.

Taxi Hamburg: Festpreis heißt nicht zwingend billiger

Billiger als eine Fahrt nach dem üblichen Taxameter-Tarif ist eine Festpreis-Tour nicht in jedem Fall. Dennoch hat sie Vorteile für die Kunden. Die wissen schon, bevor sie einsteigen, wie viel die Fahrt kosten wird. Beim Konkurrenten Moia ist das seit jeher der Fall. Und das Taxi ist das letzte Verkehrsmittel, das seine Nutzer vor Fahrtantritt über die Kosten im Unklaren lässt.

Die Buchungs-App von FreeNow bot in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Hamburg noch Taxifahrten zum Festpreis an. Jetzt hat das Unternehmen den Test beendet.
Die Buchungs-App von FreeNow bot in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Hamburg noch Taxifahrten zum Festpreis an. Jetzt hat das Unternehmen den Test beendet. © FREE NOW | FREE NOW

Transparenz ist das eine, Verlässlichkeit das andere. Denn: Egal ob während einer Festpreisfahrt überraschend lange Wartezeiten auftreten oder der Fahrer – aus welchen Gründen auch immer – einen Umweg nimmt: Am Ziel wird nur der vorab vereinbarte Preis fällig. Das Risiko liegt beim Taxiunternehmen, nicht mehr beim Kunden.

Ein Taxi fährt in Hamburg immer weniger Touren

Die Hoffnung der Branche ist: Der Festpreis bringt Kunden zurück, die dem Taxigewerbe seit der Corona-Pandemie schmerzlich fehlen. Die Fahrten mit Geschäftsreisenden sind eingebrochen und haben sich nicht wieder erholt. Auch deshalb fährt ein Taxi in Hamburg pro Schicht im Schnitt nur gut zehn Touren, 2017 waren es noch zwölf Touren gewesen.

Erst in der vergangenen Woche hatte Dennis Krämer, der Sprecher der Verkehrsbehörde, gewarnt: „Das Gros des Gewerbes kann derzeit nicht kostendeckend arbeiten.“ Die Behörde verkündete, sie werde ein Jahr lang keine neuen Taxilizenzen erteilen. Die gut 3000 Wagen große Flotte in Hamburg soll sich gesundschrumpfen.

Taxi Hamburg: Festpreis soll Geschäftsreisende zurückbringen

Das Kalkül beim Festpreis ist auch: Weil Firmen vor Dienstreisen meist eine genaue Kostenkalkulation fordern, werden Geschäftsreisende künftig besser Taxikosten prognostizieren können. Und eine stille Hoffnung ist, dass das Taxi zudem zum Verkehrsmittel der Wahl für ganz neue Kundengruppen wird. Bei FreeNow sieht man dafür einen Beleg. Unter Nutzern, die erst seit Kurzem die App nutzen, seien Festpreise besonders beliebt. „Der Anteil liegt bei über 70 Prozent“, sagt Andreas Maier. Absolute Zahlen nennt das Unternehmen nicht.

Dass das Taxi zum Festpreis in Hamburg kommt, ist sicher. Wann es kommt, steht aber noch nicht endgültig fest. Hintergrund: Auch Nutzer von Buchungs-Apps, die im Wagen die Fahrt bar oder per Karte zahlen, sollen diese Option haben – nicht nur diejenigen, die ihre Bezahldaten hinterlegt haben. Zugleich aber sollen die umfangreichen statistischen Daten, die Hamburg über das Taxameter erhebt, weiterhin zur Verfügung stehen.

Taxi zum Festpreis: Starttermin in Hamburg noch offen

„Gemeinsam mit der Branche und zum Beispiel mit Eichbehörden, Steuerverwaltung und Taxameterherstellern entwickeln wir gerade eine zeitgemäße, technische Lösung dafür. Die könnte im Herbst zur Verfügung stehen, vielleicht aber auch erst im kommenden Jahr“, sagt Dirk Ritter, der in der Verkehrsbehörde das Referat Verkehrsgewerbeaufsicht leitet und dabei auch für Taxitariffragen zuständig ist.

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In München wurden Festpreise bereits im Herbst 2023 eingeführt, in Berlin vor wenigen Tagen. Dort gibt es auch sogenannte Preiskorridore. Je nach Angebot und Nachfrage kann der Preis bis zu zehn Prozent nach unten und bis zu 20 Prozent nach oben abweichen. Es sind flexible Preise, wie sie auch Moia einsetzt.

Taxi zum Festpreis: Warum Hamburg es anders macht als München und Berlin

In Hamburg dagegen wird es vorerst keinen solchen Preiskorridor geben, sagt Dirk Ritter. „Wir sind mit dem Gewerbe übereingekommen, erst einmal ohne Preiskorridor zu starten.“ In Hamburg gebe es andere Tarifbedingungen als in anderen Städten. Auf Dauer ausgeschlossen sei ein Preiskorridor in Hamburg aber nicht. „Wir wollen zunächst Erfahrungen sammeln und können gegebenenfalls später neu darüber nachdenken“, so Ritter.

Hinzu kommen wohl auch Bedenken bei den Taxifahrern, dass Buchungsplattformen wie FreeNow, Uber oder Bolt offensiv und letztlich auf Kosten der Taxi-Unternehmer massiv günstigere Preise anbieten werden. FreeNow verweist nach dem sechswöchigen Test darauf, dieser habe auch gezeigt, dass ein Preiskorridor zu mehr Buchungen führe und von den Kunden gewünscht werde.

Taxi Hamburg: Für FreeNow war der Test teuer – aber ein Erfolg

Dass das Unternehmen den Test nun abbricht, hat recht profane Gründe. Die Software war nicht ausgereift, bei manchen Kunden entstand der Eindruck, FreeNow werde doch den Taxameterpreis abbuchen. Das führte zur Verwirrung und teils Verärgerung. Zudem spricht man von einem kostenintensiven Zuschussgeschäft, denn den Fahrern zahlte der Vermittler den zumeist höheren Taxameterpreis.

Gleichwohl wertet FreeNow den Test als Erfolg. Deutschland-Chef Maier sagt mit Blick auf Hamburg: „Ein Festpreis muss kommen. Wir sehen darin eine Stärkung der Taxibranche und setzen uns stark dafür ein.“