Hamburg. Hinter den Kulissen des Hamburger Airbus-Werks. Wenn der Jet fertig ist, kommen die Airlines und holen ihn ab. Wie die Auslieferung abläuft.
Das Flugzeug ist zusammengebaut, die Sitze sind drin, die Maschine wurde lackiert, die Testflüge verliefen erfolgreich – kurz: Der Flieger ist fertig für die Übergabe an den Kunden. Auf dem riesigen Airbus-Gelände in Hamburg wird der Jet dann in das Auslieferungszentrum südöstlich der Start-und-Lande-Bahn neben dem Tower geschleppt.
Dort gibt es verschiedene Parkpositionen in der Halle, aber auch auf dem Vorfeld. Die Flieger werden so abgestellt, dass die Vertreter der Fluglinien aus den unterschiedlichen farbigen Lounges heraus einen möglichst direkten Blick auf ihren künftigen Besitz haben.
Der letzte Akt bei Airbus: Geld her – und das Flugzeug hebt ab
„Der Auslieferungsprozess dauert regulär rund fünf Tage“, sagt Sebastian Klinke. Er ist als Customer Acceptance and Delivery Manager für den reibungslosen Ablauf der Übergabe zuständig.
Am ersten Tag finden Bodentests statt. Das Cockpit und die Triebwerke werden überprüft. Der Kunde geht um das gesamte Flugzeug herum. „Es werden alle Bereiche so weit wie möglich geöffnet, zum Beispiel Fahrwerksschächte und Triebwerke. Die Kabine wird noch mal vollständig einer Kontrolle unterzogen“, sagt Klinke. Kleinere, kosmetische Nacharbeiten erfolgen innerhalb dieser fünf Tage.
Erst mit der Auslieferung erhält Airbus den Löwenteil des Geldes
Am zweiten Tag steht der Kundenabnahmeflug an. Dafür sind Piloten und eine technische Crew der Fluggesellschaft mit an Bord des Fliegers, der von ihnen auf Herz und Nieren geprüft wird. Am dritten Tag wird die Auslieferung weiter vorangetrieben, während für den vierten Tag der wichtige transfer of title vorgesehen ist.
Dabei wechselt das Flugzeug aus dem Besitz von Airbus zur Fluglinie über. Voraussetzung dafür ist, dass die Banken die Kaufsumme auf das Konto des Flugzeugbauers überwiesen haben. Während des Bauprozesses gibt es zwar regelmäßige Zahlungen, aber der Löwenteil wird bei der Übergabe fällig. Die Kaufpreise schwanken je nach abgenommener Stückzahl und Kunden. Sie dürften für einen Flieger der A320-Familie wohl im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.
Vor dem Abflug mit dem neuen Jet muss manchmal noch der Segen her ...
Mit Begleichung der Rechnung erhalten die neuen Flieger eine andere Registrierung und in den meisten Fällen auch eine andere Flagge. Zunächst haben sie Schwarz-Rot-Gold auf dem Rumpf prangen und ein deutsches Kennzeichen. Das ermöglicht ihnen das Starten und Landen im deutschen Luftraum und entspricht den roten Nummernschildern beim Auto.
„Sobald das Flugzeug übergeben worden ist, ist die finale Registrierung vom Kunden auf dem Flugzeug zu sehen“, sagt Klinke. „Am letzten Tag findet der Überführungsflug durch die Airline zu ihrem Heimatflughafen statt.“ Bei einigen Kunden steht zuvor aber noch ein wichtiges Ritual an: Der Jet wird gesegnet.
Der längste Überführungsflug betrug 16.000 Kilometer und hatte drei Zwischenstopps
Käufer findet Airbus für die Maschinen praktisch auf allen Erdteilen. „Der längste Überführungsflug, den wir bisher in Hamburg hatten, ging nach Neuseeland mit 16.000 Kilometern und drei Zwischenstopps“, so Klinke.
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„Wir sind in der Lage, im Durchschnitt fünf bis sieben Maschinen jeden Tag parallel auszuliefern“, sagt Carmen Moran Cordoba, die eines der Teams im Auslieferungszentrum auf Finkenwerder leitet. Im Regelfall seien es aber deutlich weniger, sagt sie: „Unsere Rate ist ungefähr eine Maschine pro Tag.“