Hamburg. Asienreise des Bürgermeisters geht weiter. In Südkorea besucht er einen hochmodernen Hafen – mit Szenen wie auf einer Games Convention.
Es ist viel los am Dienstagmorgen im Hafen von Busan. Container sausen hin und her, Kräne drehen sich und bringen neue Ladung ins stetig wachsende Lager. Ein Schiff legt ab. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) lehnt an der Brüstung eines Aussichtsbalkons und schaut auf das geschäftige Treiben herab.
Tschentscher hat eine Mission und ist nicht zufällig in Südkoreas größter Hafenstadt unterwegs. Er ist bis nach Südkorea gereist, um zu untermauern, warum er sich für den Einstieg der Schweizer Reederei MSC beim Hamburger Hafenkonzern HHLA so vehement eingesetzt hat.
Tschentscher-Reise: Was Hamburgs Hafen von Busan lernen kann
„Fast eine halbe Milliarde“, betont Tschentscher. Fast eine halbe Milliarde Euro zusätzliches Kapital würde die HHLA durch den MSC-Deal erhalten, sagt er. Genau genommen sind es 400 Millionen Euro. „Es ist Teil unserer gemeinsamen Vereinbarung mit MSC, dass wir in den Hamburger Hafen investieren. Damit ist ein starkes Potenzial für die Modernisierung vorhanden“, sagt Tschentscher.
Das Geld sei notwendig, um die Umschlagterminals im Hamburger Hafen zu modernisieren und zu automatisieren. Was das bedeutet, lässt sich der Bürgermeister zusammen mit einer Reihe von Vertretern der Hamburger Hafenwirtschaft in diesem Hafenteil von Busan zeigen.
Busans Hafen womöglich ein Vorbild für Hamburg?
Nicht dass Hamburg sich mit Busan vergleichen könnte. Die südkoreanische Hafenstadt, in der Tschentscher, der sich derzeit mit einer großen Delegation von Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft auf Asienreise befindet, am späten Vorabend mit dem Zug angekommen war, hat schließlich den sechstgrößten Hafen der Welt. Hamburgs Hafen gehört nicht einmal mehr zu den Top 20. Doch was den Erfolg der Asiaten ausmacht, will er sich anschauen.
„Dongwon Global Terminal Busan“ heißt die neue Umschlaganlage, die selbstbewusst „als neuer Marktführer im Containerterminalbetrieb“ angepriesen wird und deren Betreiber sich als „Asiens führender vollautomatisierter Umschlagsbetrieb“ bezeichnet. Tatsächlich wird nicht alles den Maschinen überlassen, hier arbeiten auch noch Menschen. Obwohl in den großen Containerbrücken, welche die Schiffe beladen oder löschen, kein Bedienungspersonal mehr sitzt, wird der Ladevorgang weiterhin per Hand gesteuert. Nur findet man das Personal jetzt woanders.
Die Häfen unterzeichnen ein wichtiges Abkommen
In einem schmucklosen Raum, mehrere Hundert Meter von den Containerbrücken entfernt, sieht es so aus wie auf einer Games Convention: Jugendlich wirkende Koreaner in T-Shirts und Schlappen sitzen vor Bildschirmen und spielen mit Joysticks. Tatsächlich steuern sie mit ihren Schaltknüppeln die Containerbrücken. Bis zu vier Kräne kann ein einzelner Hafenarbeiter gleichzeitig bearbeiten.
Das ist noch weit weg von der Arbeitswelt im Hamburger Hafen. Am Containerterminal Altenwerder sollen frühestens in drei Jahren ferngesteuerte Containerbrücken angeschafft werden. Dass das Arbeitsplätze kosten wird, weiß auch Tschentscher, dennoch hält er die Automatisierung für unumgänglich.
Bürgermeister Tschentscher verteidigt HHLA-Teilverkauf
„Es wird sicher künftig weniger Personal an der Kaikante benötigt werden. Aber solche Anlagen müssen auch gesteuert werden. Es entstehen dabei neue, höher qualifizierte Jobs. Zudem haben wir in Deutschland einen Fachkräftemangel. Wir müssen also dringend automatisieren“, sagt er.
Am Nachmittag widmet er sich einem weiteren Zukunftsprojekt der maritimen Industrie, der Dekarbonisierung. In Tschentschers Beisein unterzeichnen die Hafenverantwortlichen von Hamburg, Busan und dem südkoreanischen Ulsan eine Vereinbarung, welche die Umstellung der Schifffahrt auf klimaneutrale Kraftstoffe vorantreiben soll.
Asienreise des Bürgermeisters geht in die nächste Runde
Die Übereinkunft, die für den Hamburger Hafen von Jens Meier, dem Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA), unterzeichnet wurde, beinhaltet die Standardisierung des Einsatzes von kohlendioxidarmen Treibstoffen für die Schifffahrt, den Aufbau von Betankungsmöglichkeiten sowie die Reduktion von Treibhausgasemissionen durch die Häfen selbst.
Großes Lob gab es für die Vereinbarung aus der mit angereisten Hafenindustrie: „Es müssen zuverlässige Handelsketten für neue Kraftstoffe wie Ammoniak oder Methanol erstellt werden. Das geht nicht ohne die Häfen“, sagte Volker Ebeling, Leiter des Bereichs neue Energien bei Mabanaft.
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Das Unternehmen will zusammen mit Air Products bis 2026 ein Importterminal und die Infrastruktur für grüne Energie im Hamburger Hafen errichten. Dies soll das deutschlandweit erste große Terminal für Wasserstoff sein und soll im Tanklager von Mabanaft auf dem Hafengelände entstehen. Air Products will Ammoniak in den Hamburger Anlagen des Unternehmens in grünen Wasserstoff umwandeln.
Hamburg, Busan und Ulsan: keine bloße Absichtserklärung
So soll vom Standort Hamburg aus die Wasserstoffwirtschaft Norddeutschlands weiter aufgebaut werden. „Wenn beispielsweise ein Schiff mit Ammoniak aus Asien kommt, muss es hier betankt werden können“, sagt Ebeling. „Mittelfristig gibt dieses Memorandum of Understanding unserem Projekt im Hafen Rückenwind.“
Die Übereinkunft mit Busan und Ulsan komme zu genau dem richtigen Zeitpunkt, sagte Peter Lindlahr, Geschäftsführer der hySolutions GmbH. Die Bundesregierung sei gerade in der Einrichtung von Zentren für Wasserstoffmobilität in Norddeutschland engagiert. Hamburg solle ein Testzentrum für den Schifffahrtsbereich aufbauen. „Es handelt sich also nicht nur um eine bloße Absichtserklärung, die Jens Meier heute unterschrieben hat“, so Lindlahr. Das Thema habe Substanz.