Seoul. Bürgermeister Peter Tschentscher unterwegs in Asien. Es geht um den Hafen. Und am Rande gibt es eine pikante Frage zur Elbphilharmonie.

Beredtes Schweigen ist für Politiker mitunter eine Tugend. Insbesondere dann, wenn sie nicht so viel mitzuteilen haben. Deshalb waren Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) nur wenige Informationen zu entlocken, als er am Montagmittag über ein Spitzentreffen mit dem Chef der südkoreanischen Reederei Hyundai Merchant Marine (HMM), Kyung Bae Kim, in Seoul berichtete.

Tschentscher befindet sich derzeit mit einer Delegation von Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft auf Ostasienreise nach Südkorea und Singapur. Der Bürgermeister hat Dutzende Gespräche auf seiner einwöchigen Reise zu führen. Nur wenige aber sind so wichtig wie das Treffen mit Kyung Bae Kim. Zum einen, weil es von koreanischer Seite her ausdrücklich gewünscht war. Zum anderen, weil Hamburg bei der Reederei einiges zu klären, wenn nicht gar zu erklären hat.

MSC-Einstieg bei der HHLA: So reagiert der Konkurrent aus Korea

Denn nachdem der Hamburger Senat angekündigt hat, 49,9 Prozent seines Hafenkonzerns HHLA an die Schweizer Reederei MSC zu verkaufen, gibt es bei den anderen Spielern der Branche Unruhe darüber, was das für ihre eigenen Geschäfte mit dem Hamburger Hafen bedeuten könnte. „Wir haben große Zuversicht. HMM wird den Hamburger Hafen weiter anlaufen und weitere Ladung bringen, denn die Reederei sieht die Vorteile des Hafens“, sagte Tschentscher nach seinem Gespräch mit Kyung Bae Kim.

Zusätzliche Ladung oder neue Liniendienste hat HMM dem Bürgermeister allerdings nicht versprochen. „Wir haben keine operativen Geschäftsverhandlungen geführt, sondern wir haben dargelegt, dass unsere Terminals auch nach dem Einstieg von MSC weiterhin für alle Reedereien offen sind.“ Es habe von HMM keine Vorbehalte gegen den MSC-Deal gegeben, betonte Tschentscher. „Die Reedereien gehen damit absolut professionell um, denn sie wissen ja, dass solche Beteiligungen üblich sind.“

Dann folgte eine pikante Frage zur Elbphilharmonie

Es sei die Botschaft seiner Reise, den Reedereien zu verdeutlichen, dass die Investitionen, die mit dem Einstieg von MSC nun möglich sind, ihnen allen zugutekommen, sagte der Bürgermeister. „Das ist nicht nur verstanden, sondern auch begrüßt worden.“ Durch den Vertrag mit MSC erhält die HHLA 400 Millionen Euro zusätzliches Eigenkapital, das zur Modernisierung der Terminals verwendet werden kann.

Man habe noch einmal die Bedeutung des Hamburger Hafens darlegen können, ergänzte der Chef der Marketingorganisation des Hafens, Axel Mattern, der an dem Gespräch mit HMM teilgenommen hatte. „Der Hamburger Hafen wird auch in Zukunft allen Kunden diskriminierungsfrei zur Verfügung stehen.“

Hamburgs Hafen ist ein wichtiges Thema auf der Asienreise

Auch der Konkurrent der HHLA, Eurogate, war mit seinem Finanzvorstand Marcel Egger Mitglied der Hafendelegation, die sich mit der HMM-Spitze traf. Lediglich die HHLA selbst hat keinen eigenen Vertreter nach Asien geschickt. Die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath hatte ihre Beteiligung an der Delegationsreise – wie berichtet – überraschend kurzfristig abgesagt.

Ausgeruht wirkte der Bürgermeister, als er von dem Treffen berichtete, obgleich seine Nacht davor relativ kurz gewesen war. Schließlich musste er lange warten, bis ihm das Ergebnis der Landtagswahlen in Brandenburg telefonisch mitgeteilt wurde. Die Zeit in Deutschland liegt sieben Stunden hinter jener in Südkorea zurück.

Gratulation für Dietmar Woidke aus Asien

Eine Wahlparty hatte der Bürgermeister nicht. Eher einen einsamen Anruf weit nach Mitternacht, dennoch freute er sich für seinen Parteigenossen in Brandenburg: „Ich gratuliere Dietmar Woidke aus Fernost ausdrücklich und freue mich für das Bundesland, das anders als Thüringen und Sachsen weiter stabile Verhältnisse hat.“

Vor dem Treffen mit HMM hatte der Bürgermeister bereits ein Gespräch mit seinem Amtskollegen aus Seoul, Bürgermeister Oh Se-hoon. Der residiert in einem großen Glaspalast, der sich bei den hohen Temperaturen, die in Seoul im Sommer zeitweise herrschen, so stark erhitzt, dass der Bürgermeister seine Mitarbeiter schon einmal bat, in kurzen Hosen ins Rathaus zu kommen, damit man die Klimaanlage etwas entlasten könne. Tschentscher traf hingegen nur auf Träger langer Anzüge. Kein Wunder, denn auch in Seoul ist aktuell Herbst.

Weitere Wirtschaftsthemen

Das auf eine halbe Stunde angesetzte Gespräch dauerte etwa doppelt so lang wie geplant. Salopp geschrieben: Man quatschte sich fest. Das lag nicht zuletzt daran, dass Seouls Bürgermeister Oh Se-hoon eine überraschende Geschichte zu erzählen hatte. Er habe vor einiger Zeit Hamburg einen Besuch abgestattet und sich dabei unter anderem die HafenCity angesehen. Diese habe ihm so sehr gefallen, dass er nach seiner Rückkehr eigene Neubaupläne für Seoul umgeworfen habe.

Überhaupt zeigte sich Tschentschers asiatischer Amtskollege sehr an den geplanten sowie fertiggestellten Bauten in Hamburg interessiert – und er war über vieles überraschend gut informiert. Die Elbphilharmonie sei ja doch viel teurer geworden als ursprünglich gedacht, merkte Oh Se-hoon unter anderem an. Ob deshalb Politiker ihre Ämter hätten niederlegen müssen, wollte er wissen. Das konnte Tschentscher verneinen.