Hamburg/Seoul. Die Delegation des Bürgermeisters landet in Seoul und besucht die demilitarisierte Zone zu Nordkorea. Angela Titzrath fehlt – der Grund.

Bei gut organisierten Delegationsreisen bilden Programm und Protokoll eine Einheit. Politische Gespräche und das notwendige Zeremoniell ergänzen sich. Ein perfektes Beispiel dafür ist die von wirtschaftlichen Schwerpunkten geprägte Asienreise von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).

Die rund 25-köpfige Delegation ist nach einem Nachtflug am Sonntagmorgen in Südkoreas Hauptstadt Seoul gelandet, und gleich der erste Tagesordnungspunkt ist eben kein Gespräch mit Politikern oder Managern, sondern ein Besuch der demilitarisierten Zone (DMZ). Dabei fehlte überraschend eine eigentlich für die Reise angemeldete Teilnehmerin: Angela Titzrath. Doch dazu später mehr.

Tschentscher-Reise nach Asien: Warum HHLA-Chefin in der Hamburger Delegation fehlt

Die demilitarisierte Zone teilt die koreanische Halbinsel in Nord- und Südkorea. Sie wurde 1953 nach dem Koreakrieg, der mehr als zwei Millionen Menschenleben kostete und Hunderttausende Familien auseinanderriss, von Russland und den USA eingerichtet. Das Grenzgebiet ist 248 Kilometer lang, ungefähr vier Kilometer breit und ein Ort, an dem der Kalte Krieg überdauert.

Der Besuch der Zone ist kein protokollarisches Muss und wird von Südkorea nicht erwartet. Aber dennoch ist es üblich und gehört zum guten Ton, dass hochrangige Gäste den Ort besuchen, der für viele Koreaner, egal ob aus dem Süden oder Norden, mit traumatischen Erlebnissen verbunden ist.

Bürgermeister-Delegation stößt im Grenzgebiet zu Nordkorea auf ein Happening

Insbesondere deutsche Delegationen werden gern gesehen, nicht zuletzt, weil man dem Land eine Vorbildfunktion zumisst. Südkorea hat extra ein Wiedervereinigungsministerium eingerichtet, und der Wiedervereinigungsminister kommt jährlich nach Deutschland, um den Tag der Deutschen Einheit mitzufeiern.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Sonnabend kurz vor dem Abflug vom Hamburger Flughafen nach Seoul.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Sonnabend kurz vor dem Abflug vom Hamburger Flughafen nach Seoul. © Freie und Hansestadt Hamburg | Freie und Hansestadt Hamburg

Nach einstündiger Fahrt vom Flughafen kam die Delegation an der Grenze zu Nordkorea an – und stieß zunächst einmal auf ein Happening. Zuerst sah man kilometerweit voll belegte Parkplätze, dann eine Schiffsschaukel, Karussells und sogar eine Gondelbahn. Die traumatische Teilung wird in einem Familien-Freizeitpark aufgearbeitet.

Bürgermeister Tschentscher spricht über koreanische Kultur

Bürgermeister Tschentscher, der vom deutschen Botschafter Georg Wilfried Schmidt sowie dem Hamburg Ambassador Anton Scholz herumgeführt wurde, wirkte überrascht. „Es scheint eine Besonderheit der koreanischen Kultur und Lebensweise zu sein, diese sehr ernsten und tragischen Themen, die ja mit menschlichen Schicksalen verbunden sind, mit Familienfreuden und mit einer unverkrampften Haltung in Einklang zu bringen und ihren tiefen Wunsch nach einer Wiedervereinigung mit einem Volksfest.“

Gleichwohl ist das politische Klima zwischen Nord- und Südkorea derzeit schlechter denn je. Nordkorea rüstet seine Grenztruppen auf. Südkorea und die USA verstärken ihre Zusammenarbeit. Tschentscher beklagte, dass nicht das koreanische Volk allein über eine Wiedervereinigung entscheiden könne.

Angela Titzraths Fehlen sorgt für Gesprächsstoff

„Hier an diesem Ort prallen zwei Sphären aufeinander. Auf der einen Seite Nordkorea, China, Russland. Auf der anderen Seite Südkorea, die moderne Volkswirtschaft mit US-amerikanischer Unterstützung. Es ist schon bedrückend, wie hier ein koreanisches Volk durch die Gegnerschaften großer Nationen geteilt wird. Die Lage ist so komplex, dass es kaum Hoffnung auf eine Lösung des Konflikts gibt“, sagte Tschentscher.

Für Gesprächsstoff in der Delegation sorgte unterdessen eine Personalie: Die Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath, sollte eigentlich auch an der Asienreise des Bürgermeisters teilnehmen, stieg aber nicht in den Flieger. Zwar hatte beim Vorbereitungstreffen zur Reise am 9. September noch ein Vertreter der Hafenchefin deren Teilnahme an der Delegationsreise bestätigt, dann wurde diese Zusage aber kurzfristig wieder zurückgenommen.

Weitere Wirtschaftsthemen

Eine HHLA-Sprecherin sagte dazu dem Abendblatt: „Frau Titzrath ist durch wichtige Aufgaben im Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe gebunden.“ Zum Hintergrund: Sie ist die Präsidentin des Hafenverbands.

Die Konsequenz: Nun ist kein einziger HHLA-Vertreter dabei, wenn Bürgermeister Tschentscher am Montag den Chef der Reederei Hyundai Merchant Marine (HMM), Kyung Bae Kim, trifft. Dabei ist HMM im Hamburger Hafen einer der Hauptkunden der HHLA.