Hamburg. Volkswagen-Chef Oliver Blume blickt in Hamburg auf die Mobilität der Zukunft. Auch autonom fahrende Moia-Kleinbusse spielen eine Rolle.

Er kam quasi wie von Geisterhand gesteuert – und ein wenig zu spät. Oliver Blume fuhr mit einem VW ID. Buzz der Volkswagen-Tochter Moia am Hotel Steigenberger vor, autonom und elektrisch. Der Fahrer soll nur noch in Notsituationen eingreifen, sonst bewegt sich das Auto der Zukunft des Wolfsburger Konzerns von alleine fort. Allerdings hilft dies im frühabendlichen Innenstadt-Verkehr Hamburgs auch nicht wirklich. „Tut mir leid, wir standen im Stau“, sagte Volkswagen-Chef Blume am Donnerstagabend vor den Mitgliedern des Clubs Hamburger Wirtschaftsjournalisten (CHW).

Die Zukunft der Mobilität – das ist das tägliche Thema des 55 Jahre alten Top-Managers, der sein gesamtes Berufsleben bei VW verbracht hat und seit September 2022 Vorstandsvorsitzender eines Konzerns mit rund 680.000 Beschäftigten weltweit ist. Dass er zugleich als Chef auch die Porsche AG lenkt, an der Volkswagen rund 75 Prozent der Anteile hält, unterstreicht seine Bedeutung. Blume ist der wohl mächtigste Autoboss des Landes. Und seine Aufgabe lautet: Umbau eines noch immer von fossilen Verbrennern dominierten Autoherstellers zu einem klimaneutralen Mobilitätskonzern.

E-Fuels für 1,90 Euro – der Volkswagen-Chef glaubt daran

„Für uns ist die Elektromobilität die Zukunftstechnologie“, sagt Blume. Und er erwartet „verbindliche politische Regeln“ auf diesem Weg hin zur Klimaneutralität. Die Vorgabe der EU, dass ab 2035 nur noch Autos neu zugelassen werden dürfen, die klimaneutral fahren, nimmt er ernst und will sie für seinen Konzern 1:1 umsetzen. Dabei werden Elektroautos bei Volkswagen die größte Rolle spielen. Zwar sieht Blume bei der Ladeinfrastruktur, vor allem in den Zentren der großen Städte, noch Nachholbedarf, spricht aber auch davon, dass in den vergangenen Jahren schon viel erreicht worden sei. Schließlich habe man zu Beginn der Verbrennerauto-Epoche auch zunächst nur Benzin in der Apotheke kaufen können, bis schließlich ein flächendeckendes Tankstellennetz entstanden sei, zieht Blume einen historischen Vergleich.

Doch es fehlen aktuell nicht nur Ladesäulen, auch die hohen Preise schrecken viele Europäer davon ab, sich ein Elektroauto zu kaufen. Wer ist schon bereit und vor allem in der Lage 40.000 bis 50.000 Euro für die neue Art der Fortbewegung zu bezahlen? Blume macht hier Hoffnung. Er kündigt bis 2026 vier Modelle von Volkswagen an, die rund 25.000 Euro kosten sollen. „Und wir erwägen auch, ein Fahrzeug für etwa 20.000 Euro zu bauen“, sagt er. Also wird Volkswagen ein reiner Elektroauto-Hersteller?

Wird Volkswagen ein reiner Elektroauto-Hersteller?

Blume lässt sich eine Hintertür offen, als er auf das Thema E-Fuels angesprochen wird. Hierbei handelt es sich um Kraftstoffe, die mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien, Wasser und CO2 aus der Luft hergestellt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftstoffen setzen sie kein zusätzliches CO2 frei und sind damit klimaneutral. Blume hält E-Fuels durchaus für sinnvoll. „Sie sind der einzige Weg, um Verbrennungsmotoren zu dekarbonisieren“, sagt er. Im Klartext: Heutige Verbrenner könnten mit ihnen klimaneutral fahren. Für die technologisch bei Verbrennungsmotoren weltweit führende deutsche Automobilindustrie womöglich der Stein des Weisen?

Blume sieht E-Fuels zumindest als vernünftige Ergänzung zur E-Mobilität. Auch der Volkswagen-Konzern investiert in die Erforschung der neuen Kraftstoffe. „Noch gibt es aber zu wenige Investoren für E-Fuels“, sagt Blume. Dennoch klingt die Prognose des Volkswagen-Chefs für den Preis des klimaneutralen Treibstoffs durchaus vielversprechend. Wenn sich ausreichend Investoren finden ließen, die Geld in E-Fuels steckten, könne der Liter schon in wenigen Jahren weniger als zwei Dollar kosten, prognostiziert er. Das wären nach dem aktuellen Wechselkurs unter 1,90 Euro.

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Und wie geht es mit den selbstfahrenden Autos weiter? Mittelfristig sollen die autonomen Shuttles von Moia, die sich aktuell noch in der Testphase befinden, in 70 Städten unterwegs sein und Fahrgäste mitnehmen. Entspannter Autofahren, lautet dann das Ziel des Volkswagen-Chefs. Wenn nicht gerade Berufsverkehr ist.