Hamburg. Unternehmer für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Geehrter findet deutliche Worte zu seinem Investment. Wer die weiteren Preisträger sind.

  • Kühne äußert sich zum Elbtower
  • Auch der HSV ist ein Thema
  • Auch Michael Otto bei der Ehrung

Was für ein Abend! Rund 700 Gäste kamen in der Fischauktionshalle am Hafen zusammen, um die Gewinner des Hamburger Gründerpreises 2024 zu feiern. Dem Anlass angemessen, schritten die Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf einem roten Teppich zum Eingang der festlich hergerichteten Halle. Bis zur Vergabe der Trophäen aus Plexiglas blieb es ein Geheimnis, wer die wichtigste Auszeichnung für Unternehmer in der Stadt bekommt.

Um kurz vor 20 Uhr folgte dann der emotionale Höhepunkt des Abends, als der international bekannte, in Hamburg geborene Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne von Bürgermeister Peter Tschentscher für sein Lebenswerk geehrt wurde.

„Er machte aus der klassischen Spedition ein weltweit agierendes Logistikunternehmen auf See, auf der Straße, auf der Schiene und in der Luft“, sagte der SPD-Politiker über den Preisträger, der Hauptgesellschafter des Unternehmens Kühne+Nagel ist. „Ein Unternehmen, das er mit größtem persönlichen Einsatz auch durch sehr schwere Zeiten und Krisen geführt hat.“

Klaus-Michael Kühne zum Elbtower: „Das war ein Rohrkrepierer“

Doch der Reihe nach: Um kurz nach 19 Uhr begrüßten Moderatorin Vanessa Seifert und Haspa-Chef Harald Vogelsang die Gäste in der Halle. Die Haspa vergibt den Preis seit vielen Jahren zusammen mit dem Abendblatt, der Handels- und Handwerkskammer, Hamburg 1 sowie Studio Hamburg.

Gastgeber: Haspa-Chef Harald Vogelsang mit seiner Frau Kristina.
Gastgeber: Haspa-Chef Harald Vogelsang mit seiner Frau Kristina. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Vogelsang lobte in seiner Rede die Gründerszene und das Unternehmertun in Hamburg: „Echte Unternehmer sind keine Schnacker, sondern Macher.“ Sie riskierten jeden Tag ihr eigenes Geld und mitunter das Vermögen der ganzen Familie. Ohne Unternehmer gebe es keine Arbeitsplätze und kein Steueraufkommen hierzulande. Für Anfeindungen von Unternehmern sei daher kein Platz. Er wünsche sich, dass jedes Kind dies schon in der Schule lerne, so Vogelsang.

Hamburger Gründerpreis in drei Kategorien vergeben

Etwas lernen können sicherlich viele Menschen von dem ersten Preisträger des Abends. „Sie tun das, was man sich viel öfter wünschen würde“, sagte Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider in seiner Laudatio und lobte die vier Gewinner in der Kategorie Existenzgründer: „Sie verbinden verschiedene Welten, Wissenschaft und Wirtschaft, Ökologie und Ökonomie in einem Start-up. Und sie hätten allein schon deshalb diesen Preis verdient, weil sie ihr Unternehmen wirklich in einer Garage gegründet haben, und dann noch in Eimsbüttel.“ Denn dort werde an der Rettung des Weltklimas gearbeitet. The winners are ...

Florian Birner, Florian Brinkmann, Frank Rattey und Jens Hartmann: die Gründer des Start-ups Planeteers, das mit innovativer Technik dafür sorgt, dass klimaschädliches CO₂ aus der Luft geholt und neutralisiert wird. Die vier Gewinner freuten sich, als sie den Preis überreicht bekamen. „Wir sind unheimlich glücklich und stolz, heute hier stehen zu dürfen“, sagte Rattey. Man wolle einen Beitrag zum menschenfreundlichen Klima leisten.

Das Start-up Planeteers „flasht“ den Handelskammer-Präses

Wenig später trat Handelskammer-Präses Norbert Aust auf die Bühne und war noch „total geflasht“ von den Planeteers. Seine Aufgabe war aber eine andere. Er kündigte die Gewinner in der Kategorie Aufsteiger an und sprach von Superlativen mit Bezug auf die Sieger: „Die Mitarbeiterzahl ist von zehn auf 100 gewachsen, der Umsatz hat sich in den letzten Jahren verdoppelt, das Betriebsergebnis verfünffacht.“­­ Aber das Besondere am Geschäft der Preisträger sei, dass der Erfolg des Unternehmens dazu beitrage, Leben zu retten, so Aust.

Gewinner des Gründerpreises: Das Start-up Planeteers mit Jens Hartmann (von links), Florian Birner, Florian Brinkmann und Frank Rattey steht vor der Fischauktionshalle mit Haspa-Vorstand Olaf Oesterhelweg und Marcus Landschof (Sinus Nachrichtentechnik).
Gewinner des Gründerpreises: Das Start-up Planeteers mit Jens Hartmann (von links), Florian Birner, Florian Brinkmann und Frank Rattey steht vor der Fischauktionshalle mit Haspa-Vorstand Olaf Oesterhelweg und Marcus Landschof (Sinus Nachrichtentechnik). © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Dann kam Marcus Landschof auf die Bühne, der Chef von Sinus Nachrichtentechnik. Man sah ihm den Stolz und die Freude über den Aufsteiger-Preis an, ein Teil des Publikums stand zum Applaudieren auf. Sein Unternehmen ist einer der Marktführer in der Entwicklung und Bereitstellung von Notfall-Kommunikationstechnik. Es baut Leitstellen für Feuerwehren, stattet Rettungswachen aus und sorgt für die Schalttechnik, die die Alarmketten notwendiger Einsatzkräfte in Gang setzt.

Für Gründerpreis-Sieger Landschof gibt es nichts Besseres, als Leben zu retten

Von Anfang an habe er einen sehr guten Spirit in der Firma gespürt, sagte Landschof, der bereits seine Ausbildung in dem Unternehmen absolviert hatte. Man arbeite jetzt an der internationalen Vermarktung des Geschäftsmodells. „Ich finde es sehr cool, was ich mache“, sagte Landschof frei von der Leber weg. Man sei das Herz einer Leitstelle oder eines Konzerns. Es gebe nichts Besseres, als Menschenleben zu retten.

Dann war es endlich so weit: Der Gründerpreis für das Lebenswerk ging an Klaus-Michael Kühne. Der 87-Jährige war mehr als gerührt, dass er in seiner Geburtsstadt die erste große Auszeichnung für sein Wirken entgegennehmen konnte. Bürgermeister Tschentscher lobte dessen Engagement für die Hansestadt, die der Unternehmer zum Beispiel mit einem Hotel der Spitzenklasse und kulturellen Aktivitäten unter Beweis stelle, und gratulierte „sehr herzlich“.

Hamburgs Ehrenbürger Michael Otto in Begleitung seiner Frau Christl.
Hamburgs Ehrenbürger Michael Otto in Begleitung seiner Frau Christl. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Für Kühne gibt es in der Fischauktionshalle Standing Ovations

Wie bei allen Preisträgern des Gründerpreises wurde sein Unternehmen in einem längeren Film vorgestellt. Als der Einspieler vorbei war, gab es von den 700 Gästen in der Fischauktionshalle Standing Ovations für den Geehrten.

Er habe ein Unternehmen aufbauen können, das in der ganzen Welt vertreten sei, sagte Kühne auf die Frage, was ihn stolz mache. Als Logistikkonzern sei man mit der ganzen Welt und allen Teilen der Wirtschaft verbunden, so Kühne: „Das macht einen froh.“

Kühne findet deutliche Worte zu Elbtower – und seinem HSV

Für sein Engagement beim Elbtower fand er hingegen deutliche Worte. „Das war ein großer Reinfall, das gebe ich zu“, so Kühne: „Aber es kann einem nicht alles gelingen. Mir ist vieles gelungen, aber dann ist auch mal ein Rohrkrepierer dabei.“

Seiner Heimatstadt wünsche er, mehr Dynamik zu entwickeln. In der Kultur, vor allem in der Musik, sei Hamburg sehr gut. Aber in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und im Sport sehe er noch Verbesserungsbedarf. Mit seiner Äußerung zu seinem Lieblingsfußballverein, bei dem er sich seit Jahren finanziell engagiert, sorgte Kühne dann erneut für Jubel und Applaus in der Fischauktionshalle. „Wir sollen ja nicht vom HSV sprechen ... Aber dass der HSV aufsteigen möge, das ist mein größter Wunsch.“

Weitere Wirtschaftsthemen

Im Anschluss an die Preisverleihung nutzten die Gäste die Gelegenheit, am Rande eines großen Büfetts Gedanken auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen, Geschäftsideen zu besprechen. Bis in den späten Abend wurde gefeiert. Und dann hieß es: bis zum Hamburger Gründerpreis 2025.