Hamburg. Hamburger Verbraucherzentrale moniert tierischen Bestandteil in Gnocchi in Gorgonzola-Sauce. Hersteller lenkt offenbar ein. Die Details.

Wer sich vegetarisch ernährt, möchte im Normalfall keine aus Tieren hergestellte Produkte zu sich nehmen, wohl aber zum Beispiel Käse und Milch. Ein Fertiggericht mit der Bezeichnung „Gnocchi mit Blattspinat in feiner Gorgonzola-Sauce“ klingt da im ersten Moment unverdächtig. Zumal der Hersteller Iglo den Artikel unter der Marke „Veggie Love Meals“ anbietet.

Die Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh) monierte die Ware dennoch. Man habe Iglo erfolgreich abgemahnt, teilt die vzhh nun mit. Die „Gnocchi mit Blattspinat in feiner Gorgonzola-Sauce“ dürften nicht mehr unter dem Veggie-Label verkauft werden – denn das Produkt sei nicht vegetarisch. Der verwendete Gorgonzola-Käse enthalte tierisches Lab, das in der Regel aus den Mägen geschlachteter Kälber stamme, so die Verbraucherschützer.

Iglo und das Veggie-Gericht, das nicht vegetarisch ist

„Tierisches Lab besteht aus den Enzymen Pepsin und Chymosin, die aus dem Labmagen von jungen Wiederkäuern gewonnen werden“, schreibt der Lebensmittelhändler Edeka auf seinem Onlineauftritt. Das Gerinnungsferment spalte das Milcheiweiß und sorge so dafür, dass die Kälber die Muttermilch verdauen können.

Diesen Umstand mache sich der Mensch bei der Käseherstellung zunutze. Wer sich konsequent vegetarisch ernähre, „könnte ein Problem mit der Gewinnung von tierischem Lab haben. Schließlich werden dafür Tiere geschlachtet“, so Edeka weiter. Als Alternative kämen dann Produkte mit mikrobiell hergestelltem Lab infrage.

Verbraucherschützer: „Tierisches Lab hat in vegetarischem Produkt nichts zu suchen“

„Bei einem Produkt mit dem Namen ,Veggie‘ müssen sich Verbraucher und Verbraucherinnen darauf verlassen können, dass es zu 100 Prozent vegetarisch ist“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Tierisches Lab hat in einem vegetarischen Produkt nichts zu suchen!“

Gnocchi in Gorgonzola-Sauce
„Per Definition nicht vegetarisch“: Iglo weist auf der Verpackung selbst auf den Einsatz von Lab hin. © Verbraucherzentrale Hamburg e.V. | Verbraucherzentrale Hamburg e.V.

Hersteller Iglo räume dies zwar auf der Rückseite ein. „Für dieses Gericht verwenden wir hochwertigen Gorgonzola-Käse, der traditionell Lab enthält und daher per Definition nicht vegetarisch ist“, steht laut von der vzhh zur Verfügung gestelltem Fotomaterial auf der Verpackung. „Er verleiht diesem Gericht den besonderen Geschmack.“

Hamburger Verbraucherschützer: Iglo hat Unterlassungserklärung unterschrieben

Der irreführende Begriff „Veggie“, der blickfangartig auf der Vorderseite steht, werde damit aber nicht korrigiert, kritisiert Valet: „Das Vorgehen von Iglo in diesem Fall wirft kein gutes Bild auf den Markenhersteller. Nur nach langer Hinhaltetaktik hat Iglo die Unterlassungserklärung unterschrieben.“

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Bereits im November 2023 hatten die Hamburger Verbraucherschützer die Abmahnung nach eigenen Angaben verschickt. Erst kurz vor dem Termin zur mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Hamburg im August 2024 habe das Unternehmen eingelenkt. Iglo äußerte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu dem Vorgang.

Vorhandene Gnocchi mit Gorgonzola-Sauce müssen bis Mai 2025 verkauft werden

Sofort aus den Supermärkten entfernt werden müssen die Pakete mit den „Gnocchi mit Blattspinat in feiner Gorgonzola-Sauce“ aber nicht. Sie dürften noch bis zum Mai 2025 in den Tiefkühltruhen des Handels zum Verkauf liegen, so Valet: „Um eine unnötige Vernichtung von Lebensmitteln zu vermeiden, haben wir Iglo eine großzügige Übergangsfrist für den Abverkauf des Produkts eingeräumt.“