Hamburg. Das Abendblatt macht den Preischeck für 20 Produkte. Die Unterschiede sind zum Teil deutlich. Womit das zu tun hat, worauf man achten muss.
Beim Einkaufen hat jeder Kunde meist seine favorisierten Läden. Das gilt auch für Drogerien. Manche möchten gern beim deutschen Branchenführer dm ihre Dinge des täglichen Bedarfs besorgen. Andere bevorzugen Rossmann, weil das Geschäft am nächsten liegt. Die dritten wollen aus lokaler Verbundenheit bei der Hamburger Kette Budnikowsky ihre Produkte erwerben – aber wer ist am günstigsten?
Unsere Redaktion machte den Test und verglich die Preise für 20 verschiedene Produkte zunächst auf den Webseiten der drei Drogerieketten und überprüfte diese später in Filialen. Teilweise wurden deutliche Preisunterschiede festgestellt, was vor allem an Angebotspreisen liegt – aber nicht nur. Häufig sollten Kunden ganz genau hinschauen und das Kleingedruckte lesen.
Budni, dm, Rossmann – welche Drogerie ist am günstigsten?
Ob die Blistex-Lippenpflege, die Elmex-Zahncreme, der Deoroller von L’Oréal, die Oral-B-Zahnseide oder die Palmolive Flüssigseife (siehe Tabelle) – die Preisunterschiede sind bei allen drei Ketten nur minimal. Dass es überhaupt einen gibt, liegt wohl an einer Vorliebe von dm: Die Drogeriekette mit Sitz in Karlsruhe lässt Preise gern auf fünf Cent enden, während die Konkurrenz auf die im Handel gewohnte Neun setzt.
„Mit den Fünf-Cent-Endpreisen will sich dm abheben und die vier Cent günstiger sein als die Konkurrenz“, sagte der Hamburger Verbraucherschützer Armin Valet. Ähnlich wie Aldi im Lebensmittelhandel beanspruche die Kette die Preisführerschaft im Drogeriesektor und werbe mit Dauertiefpreisen.
Angebotspreise werden in dem Preisvergleich berücksichtigt
Bei dem von unserer Redaktion ausgewählten Warenkorb geht aber jeder Händler mindestens bei einem Produkt als Preissieger hervor. Bei Budni ist die Nivea-Creme mit 400 Millilitern am günstigsten, bei dm die Q-Tips-Wattestäbchen und bei Rossmann der Nivea Sonnenschutz.
Allerdings hat die Kette mit Sitz in Burgwedel dieses Produkt in dieser Woche auch in den Prospekten beworben. Angebotspreise wurden in dem Vergleich berücksichtigt, aber nicht gesondert in der Tabelle ausgewiesen.
Bei unterschiedlichen Packungsgrößen muss man rechnen
So profitiert Budni in dieser Woche zum Beispiel davon, dass das Adidas-Duschgel bei den Hamburgern im Angebot ist. 2,22 Euro werden derzeit für die 250 Milliliter fassende Flasche verlangt. Vor einigen Wochen war es noch für 2,79 Euro im Onlineshop gefunden worden. Rossmann verkauft das Produkt online für 2,49 Euro.
Konkurrent dm ruft sogar 3,45 Euro für das Duschgel auf – allerdings befindet sich nur die 400-Milliliter-Packung im Sortiment. Um die Preise vergleichen zu können, muss man auf die Grundeinheit umrechnen. Wie der Angebotspreis von Budni wirkt, zeigt sich im mehrwöchigen Vergleich: Ohne den Rabatt lag der Literpreis bei 11,16 Euro und war damit klar am teuersten. Durch die Sonderaktion sind es nun 8,88 Euro. Das ist nur noch 25 Cent teurer als bei dm. Heruntergerechnet kosten dort 250 Milliliter 2,16 Euro und damit sechs Cent weniger als bei Budni.
Hersteller sind bei Packungsgrößen äußerst erfindungsreich
Interessantes stellt man bei Rossmann fest: Die Kette aus Burgwedel verkauft sowohl die 250 Milliliter fassende Flasche (für 2,49 Euro) als auch die 400 Milliliter fassende Flasche (für 3,99 Euro) – die große ist mit dem Literpreis von 9,98 Euro aber sogar zwei Cent teurer als die kleine Einheit. Das ist überraschend, weil im Normalfall mit größerer Füllmenge der Preis pro Grundeinheit sinkt. Dafür verantwortlich seien vor allem geringere Verpackungs- und Abfüllkosten, so Valet.
Die Packungsgröße – da sind die Hersteller äußert erfindungsreich. Insbesondere bei Waschmitteln gestaltet sich ein Preisvergleich schwierig. Denn die drei Drogerien greifen in ihrem Sortiment gern auf unterschiedliche Inhaltsmengen zurück. Das ist sowohl bei den Markenwaschmitteln von Ariel, Persil als auch Perwoll der Fall.
Wer auf die Grundeinheit umrechnet, findet die günstigsten Anbieter
So verkaufen dm und Rossmann das letztgenannte Wollwaschmittel mit den Angaben, dass die 1,35-Liter-Flasche für 27 Waschladungen reiche. Der reguläre Preis liegt mit 6,75 Euro beziehungsweise 6,79 Euro eng beieinander. Auch Budni verlangt 6,75 Euro. Allerdings lohnt sich der Blick auf das Kleingedruckte.
In diesem Fall die Umrechnung auf eine Grundeinheit. Denn die Kunden der Hamburger Drogeriekette erhalten nur 21 Portionen. Der Preis pro Waschladung liege bei 32 Cent, gibt Budnikowsky auf der Homepage an. dm und Rossmann sprechen regulär von 25 Cent – unterm Strich sind die Hamburger im Normalfall also 28 Prozent teurer als die beiden Konkurrenten.
Verbraucherschützer: „Vergleich wird extrem schwierig gemacht“
In dieser Woche gehört Perwoll bei Rossmann zudem noch zu den Aktionsartikeln. Der Preis ist auf 5,99 Euro reduziert. Pro Waschladung werden also nur noch 22 Cent fällig. Damit ist der Preis bei Budni 45 Prozent höher als bei Rossmann.
„Verbraucher sollten immer auf die Grundeinheit schauen“, sagte Valet. „Denn die verschiedenen Füllmengen werden genutzt, um die Preise intransparenter zu machen. Der Vergleich wird so extrem schwierig gemacht.“ Insbesondere bei Sonderangeboten lohne ein prüfender Blick, weil sie häufiger von der normalen Packungsgröße abweichen.
Der Griff zu Sonderangeboten kann viel Geld sparen, aber …
Zudem gäben die Händler gern den Preisnachlass zur unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) an. Tatsächlich liege der „normale“ Verkaufspreis allerdings ohnehin viel niedriger, so Valet:. „Die Verbraucher sparen also gar nicht so viel. Das ist ein Geschäftsmodell, um den Verbrauchern einen höheren Preisnachlass zu suggerieren.“
Trotzdem kann der Griff zu Sonderangeboten bares Geld sparen. „Wenn man ein absolutes Lieblingsprodukt hat, gerade im Kosmetik- oder Waschmittelbereich, dann lohnen sich die Sonderangebote oftmals“, sagte Valet. Allerdings fügte er hinzu: „Ein Markenprodukt im Sonderangebot ist in der Regel aber immer noch deutlich teurer als eine Eigenmarke.“
Eigenmarken sind in der Regel deutlich günstiger
Um Geld zu sparen, greifen viele Kunden zu solchen Handelsmarken. Die Deoroller heißen Joolea bei Budni, Balea bei dm oder Isana bei Rossmann und haben neben der gleichen Inhaltsmenge eins gemeinsam: Alle kosten jeweils 60 Cent. Dasselbe Bild mit denselben Eigenmarken bei der flüssigen Cremeseife Milch & Honig. Der Halbliter-Spender kostet bei allen drei Anbietern jeweils 65 Cent.
Leichte Unterschiede gibt es bei den eigenen Sonnencreme-Produkten. Bei dm heißt es Sundance. Lichtschutzfaktor 50 kostet in der 200-Milliliter-Flasche 3,75 Euro. Bei Rossmann gibt es von Sunozon die gleiche Menge für 3,99 Euro. Budni verlangt für 250 Milliliter 4,65 Euro für Sun D‘or. Mit 18,60 Euro pro Liter ist die Hamburger Kette im Vergleich damit am günstigsten.
Beim Toilettenpapier muss man sich sogar die Rollengröße anschauen
Knifflig wird es beim Toilettenpapier. Alle drei Ketten verkaufen unter ihren Eigenmarken zehn Rollen in der Classic-Variante in einem Plastikpack. Budni und Rossmann nehmen dafür 3,59 Euro und sind günstiger als dm mit 3,95 Euro. Allerdings packt dm 220 Blatt auf eine Rolle und die Konkurrenten nur 200. Unterm Strich sind die Preise pro Blatt damit nahezu identisch.
Deutlichere Preisunterschiede gibt es bei Brausetabletten mit Calcium. Rossmanns Altapharma ist mit 49 Cent einen Cent günstiger als dms Mivolis. Beide bieten jeweils 20 Brausetabletten in der Plastikröhre an. Rossmann ist mathematisch aber deutlich günstiger, weil 90 Gramm Inhalt im Vergleich zu 82 Gramm Inhalt drinstecken.
Verbraucherschützer hält Eigenmarken für qualitativ gut
Am teuersten ist rechnerisch gesehen Budni mit 59 Cent für 17 Tabletten der Marke Curafit. Eine Gewichtsangabe gibt es bei der Hamburger Kette aber nicht. Zudem stellt sich die Frage, wie viel „gute“ Inhaltsstoffe jeweils drin sind – das ist bei den Eigenmarken immer schwieriger zu analysieren als bei identischen Markenprodukten.
Grundsätzlich sei gegen den Kauf der günstigen Eigenmarken nichts einzuwenden, sagte Valet: „Die Eigenmarken können laut Untersuchungen zum Beispiel von Stiftung Warentest qualitativ häufig mithalten.“
Überraschungen beim Gang in die stationären Geschäfte
Der Gang in die nur wenige Hundert Meter voneinander entfernten Filialen im Hamburger Norden sorgt für einige Überraschungen. Bei Budni steht der Nivea-Sonnenschutz zwar für 8,99 Euro im Regal, enthält aber zusätzlich eine 50 Milliliter große Reiseflasche gratis. Die Q-Tips kosten statt online 1,69 Euro stationär nur 1,19 Euro – der günstigste Preis im Test. Dafür gibt es Perwoll und Pril gar nicht und Nivea nicht in der ausgewählten Größe in dem Geschäft.
Bei dm decken sich Angebot und Onlinepreise weitgehend mit denen im Laden. Lediglich die Brausetabletten sind fünf Cent günstiger und kosten nur 45 Cent. Eine Überraschung gibt es in der Rossmann-Filiale: Dort enden plötzlich viele Preise auch auf fünf Cent. Die Q-Tips kosten 1,55 Euro, das Adidas-Duschgel 2,35 Euro. Ein Phänomen, das Valet kennt: In unmittelbarer Konkurrenz wolle Rossmann als aggressive Nummer zwei der Drogerielandschaft nicht teurer als Marktführer dm sein.
Der zusammengestellte Warenkorb ist bei Rossmann am günstigsten
Bei den im Angebot stehenden Nivea-Sonnenschutz und Tempo-Taschentücher muss man den Rabatt abziehen: Es stehen nur Hinweise drauf, dass es auf dieses Sortiment 20 Prozent Nachlass gibt. Ausgewiesen wird der reguläre Preis.
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Unterm Strich ist der von unserer Redaktion zusammengestellte und nicht repräsentative Warenkorb bei diesem Preischeck – für den die Preise für unterschiedliche Größen auf die kleinere Packungseinheit umgerechnet wurden – bei Rossmann mit 54,23 Euro nach den Onlinepreisen am günstigsten. Das liegt auch daran, dass neben der Nivea-Sonnencreme auch Tempo-Taschentücher und der Wellaflex-Schaumfestiger in dieser Woche im Angebot sind.
Fazit: Grundsätzlich liegen die Preise in Drogerien eng beieinander
Schließlich können die Rabatte für deutliche Ausschläge sorgen. Noch ein Beispiel aus der Vergangenheit: Vor einigen Wochen offerierte Budni die Palmolive-Flüssigseife für 89 Cent. Das ist ein Nachlass von 47 Prozent oder 80 Cent, der sich bei einem jetzt ermittelten Einkaufsbon von 58,55 Euro bei der Hamburger Kette schon bemerkbar macht, die damit acht Prozent teurer ist als der Testsieger Rossmann.
Grundsätzlich liegen die Preise in dem von wenigen Anbietern beherrschten Markt aber eng beieinander. Fazit von Valet: „Es ist ähnlich wie beim Lebensmittelmarkt. Bei vielen Produkten geben sich die Drogerieketten bei den Preisen nichts, vor allem die beiden Platzhirsche dm und Rossmann liegen häufig gleichauf.“