Hamburg. Die Firma Mabanaft baut im Hamburger Hafen ein Ammoniak-Importterminal samt riesigem Tank. Eine millionenschwere Wette auf die Zukunft.

Auf welchen Treibstoff die internationale Schifffahrt in Zukunft setzen wird, gilt derzeit noch als offen. Klar ist nur: Wenn das Uno-Ziel einer klimaneutralen Schifffahrt bis 2050 erreicht werden soll, hat Schweröl keine Zukunft. Als eine Alternative neben Methanol gelten Ammoniak und Wasserstoff – doch in allen Fällen fehlt es noch an der nötigen Infrastruktur, um zum Beispiel die weltweite Schifffahrt damit am Laufen halten zu können.

Daher setzen der Hamburger Senat und mit ihm die Bundesregierung große Hoffnungen in ein Projekt des Unternehmens Mabanaft, das im Hamburger Hafen ein Importterminal mit riesigem Tank für Ammoniak errichten will. Das betonten Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) am Montag im Rahmen einer Barkassenfahrt zum Blumensandhafen, wo das Projekt entstehen soll.

Wo der Schiffs-Treibstoff der Zukunft in Hamburg ankommen soll

„Wir müssen endlich in die Umsetzung kommen“, sagte Schulze und beklagte ein „Henne-Ei-Problem“: Die Schifffahrt setze nur sehr zögerlich auf klimaneutrale Kraftstoffe, weil das Angebot noch nicht verlässlich genug sei. Die Infrastruktur werde aber nicht aufgebaut, weil es noch zu wenig Nachfrage gebe. Deutschland unterstütze daher viele Entwicklungsländer beim Aufbau von Windparks oder Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien.

Entsprechend erfreut zeigte sich die Politik, dass Mabanaft in Vorleistung geht: Das vor mehr als 75 Jahren in Hamburg gegründete Unternehmen investiert einen dreistelligen Millionenbetrag in das Tanklager seiner Tochter Oiltanking Deutschland am Blumensandhafen. Dieses hat eine Kapazität von 870.000 Kubikmetern. Zwei große 50.000-Kubikmeter-Tanks sollen abgerissen und durch einen 80.000-Kubikmeter-Tank für grünen Ammoniak ersetzt werden.

Mabanaft-Chef: „Unsere Kunden wollen die Dekarbonisierung“

Zudem werde der bestehende Schiffsanleger ausgebaut, sodass künftig Schiffe bis zu 100.000 Tonnen des begehrten Grundstoffs auf einen Schlag anliefern können. In Sichtweite will zudem das Unternehmen Air Products, nach eigenen Angaben weltweit führend im Bereich Industriegase, eine Anlage zur Umwandlung von Ammoniak in grünen Wasserstoff errichten, der seinerseits als Energiequelle genutzt werden kann.

Als „grün“ gilt Wasserstoff, wenn er mithilfe von erneuerbaren Energien erzeugt wird. Da sich das Gas schwer transportieren lässt, wird es unter Hinzugabe von Stickstoff in Ammoniak umgewandelt, heruntergekühlt und verflüssigt – so sinkt das Volumen erheblich, was den Transport erleichtert. Am Zielort kann der Stickstoff abgespalten werden, sodass bei Bedarf wieder grüner Wasserstoff entsteht. 2027 wollen Mabanaft und Airproducts ihre Anlagen in Betrieb nehmen.

Erneuerbare Treibstoffe sind auch eine Frage der Kosten

„Unsere Kunden wollen die Dekarbonisierung“, sagte Mabanaft-Vorstandschef Jonathan Perkins. Insofern bediene man mit dem neuen Angebot in erster Linie Kundeninteressen. Allerdings wies er auch daraufhin, dass es letztlich um eine Kostenfrage gehe. Derzeit seien grüner Ammoniak und grüner Wasserstoff noch „nicht günstiger“ als fossile Brennstoffe. Das müsse sich noch ändern.

„Wir sind eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstadt“, sagte Bürgermeister Tschentscher. Hamburgs Anspruch sei es, alle Aspekte beim Thema erneuerbare Energien abzudecken: Import und Lagerung ebenso wie Produktion. Daher entstehe auf dem Gelände des früheren Kohlekraftwerks Moorburg ein Elektrolyseur zur Herstellung von grünem Wasserstoff und im Hafen ein neues Leitungsnetz zur Versorgung der Industriebetriebe mit Wasserstoff.

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Das Konsortium Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH), bestehend aus den Hamburger Energiewerken und der Firma Luxcara, teilte am Montag mit, dass man nach der kürzlich erfolgten Übergabe des Förderbescheids durch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nunmehr Siemens Energy mit der Lieferung und Installation des 100-Megawatt-Elektrolyseurs beauftragt habe. Die Bauarbeiten sollen 2025 beginnen. Von 2027 an sollen in Moorburg rund 10.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr produziert werden.