Hamburg. Vorläufiges Insolvenzverfahren über Firmengruppe aus der Hansestadt eröffnet. Es geht um Immobilien im dreistelligen Millionenwert.

Mehr als zehn Jahre lang waren Immobilien ein sicheres Geschäft: kaufen und später teurer verkaufen – dieses Prinzip funktionierte auch mit geliehenem Geld wunderbar, solange die Preise nur immer weiter stiegen und die Zinsen niedrig waren. Doch aus dieser Blase entweicht seit rund zwei Jahren immer mehr die Luft: Während die Immobilienpreise sanken, stiegen die Zinsen und auch die Baukosten kräftig an. Vielen Immobilienunternehmen steht daher nun das Wasser bis zum Hals. Ihr Portfolio verliert an Wert, und die Finanzierungskosten laufen aus dem Ruder.

Vor diesem Hintergrund ist wohl auch ein aktueller Fall aus Hamburg zu betrachten: Das Amtsgericht hat das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen der Hamburger Immobiliengruppe Silberbaum eröffnet. Das Unternehmen, vertreten durch den Geschäftsführer Ivan Yagodin, darf damit „nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters“ über sein Vermögen verfügen, so das Gericht.

Immobilienunternehmen aus Hamburg vorläufig insolvent

Zu diesem wurde der Sanierungsexperte Peter-Alexander Borchardt von der Kanzlei Reimer am Gänsemarkt bestellt. „Unser wichtigster Ansatz ist derzeit, den Betrieb der Immobilienobjekte aufrechtzuerhalten und die Mietverhältnisse zu stabilisieren“, sagte Borchardt in einer Mitteilung der Kanzlei. Die Versorgung der Gebäude erfolge in Kooperation mit den finanzierenden Geldinstituten, sodass die Immobilienbetreuung gesichert sei.

Die erst 2017 gegründete Silberbaum-Gruppe mit Sitz am Mittelweg unweit der Außenalster ist in Hamburg noch relativ unbekannt, obwohl sie bereits über ein berächtliches Portfolio verfügt. „Rund 70 Immobilienobjekte an mehr als 30 deutschen Standorten“ mit einem Verkehrswert „im dreistelligen Millionenbereich“ halte die Gruppe, die aus insgesamt 14 Gesellschaften bestehe, so der Insolvenzverwalter. Der Fokus liege auf Wohn- und Gewerbeimmobilien.

Bauen: Hohe Zinsen und Kosten belasten Hamburger Immobilienfirma

Zu den Ursachen der Schwierigkeiten heißt es, ein zentraler Faktor seien die stark gestiegenen Kapitalkosten aufgrund der Zinserhöhungen seit 2022. Hinzu kämen massive Kostensteigerungen im Bau- und Energiesektor sowie eine rückläufige Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeimmobilien.

Der Geschäftsbetrieb werde nun vom vorläufigen Insolvenzverwalter fortgeführt. Dieser prüfe die wirtschaftlichen Grundlagen der Gruppe, um anschließend Optionen für eine Sanierung oder einen geordneten Verkauf von Vermögenswerten zu erarbeiten. Auf Abendblatt-Nachfrage hieß es, dass die Silberbaum-Gruppe nur fünf eigene Angestellte habe, die weiterbeschäftigt werden sollen. Kündigungen seien nicht geplant.

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Inwiefern auch Immobilienprojekte in Hamburg betroffen sind, blieb offen. Auf der Homepage der Silberbaum-Gruppe werden keine Angaben zum Immobilienbestand oder zu Projekten gemacht. Da es aber heißt, der Schwerpunkt der Aktivitäten liege „in Norddeutschland sowie Nordrhein-Westfalen“, ist es zumindest naheliegend, dass das Unternehmen auch Immobilien in der Hansestadt im Bestand hat.