Hamburg. Eigentümer können aufatmen. Preise drehen im zweiten Quartal ins Plus. Doch die Frage ist, ob sich dieser Trend fortsetzt.

Die Besitzer von Eigentumswohnungen in Hamburg können darauf hoffen, dass der Wertverfall ihrer Immobilie gestoppt ist. Darauf deuten sehr verlässliche Daten des Gutachterausschusses Hamburg hin. Demnach sind die von Käufern tatsächlich gezahlten Verkaufspreise im zweiten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen. Es ist der erste Anstieg seit längerer Zeit.

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte wertet laufend alle Immobilienkaufverträge aus, die ihm von den Notaren in der Stadt zugeschickt werden müssen. Die Auswertung der Daten für die Monate April, Mai und Juni zeigt nun: Eigentumswohnungen wurden in Hamburg im Schnitt um 2,7 Prozent teurer verkauft als vor Jahresfrist.

Immobilien Hamburg: Preiswende – Wohnungen werden teurer verkauft

Damit ist Hamburg eine von wenigen Städten bundesweit, in der sich ein steigender Preistrend im Jahresvergleich zeigt. Deutschlandweit liegen die realen Verkaufspreise von Wohnungen noch im Minus. Gegenüber dem Vorjahresquartal verbilligten sie sich um 1,3 Prozent, ermittelte das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) in seinem Immobilienpreisindex. Dafür werten die Kieler Wissenschaftler die Daten der Gutachterausschüsse von 20 deutschen Städten aus, darunter auch der Daten aus Hamburg. Das IfW stellt die Daten dem Abendblatt zur Verfügung.

Im Vergleich des ersten mit dem zweiten Quartal 2024 zeigt sich in Hamburg sogar ein Preisanstieg von 4,28 Prozent bei Eigentumswohnungen. Anders beim Vergleich der Monate Januar, Februar und März. 2024 wurden in diesem Zeitraum Wohnungen noch vier Prozent billiger verkauft als im ersten Quartal 2023.

Eigentumswohnungen: Auch Angebotspreise ziehen wieder an

Betrachtet man die sieben größten Städte Deutschlands, so verteuern sich Eigentumswohnungen nur in Hamburg und Frankfurt/Main (4,1 Prozent). In den anderen Metropolen fallen die Preise noch. Allerdings liegen für München und Berlin noch keine Daten der Gutachterausschüsse vor. Den stärksten Preisrückgang für Eigentumswohnungen gab es im Jahresvergleich in Stuttgart mit minus 7,80 Prozent.

Immobilienportale hatten bereits vor einiger Zeit von steigenden Immobilienpreisen berichtet. Allerdings beziehen sich diese Daten immer nur auf Angebotspreise, also die Kaufpreisvorstellungen der Verkäufer. Der Gutachterausschuss wertet dagegen die tatsächlich gezahlten Preise aus den Kaufverträgen aus. So berichtet ImmoScout24 von einem Anstieg der Angebotspreise für Eigentumswohnungen aus dem Bestand in Hamburg im zweiten Quartal 2024 um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Eigentumswohnungen: Preise steigen sogar stärker als die Inflationsrate

„Bewahrheitet sich die Trendwende ist die großflächige Korrektur am deutschen Immobilienmarkt nach rund zwei Jahren beendet“, sagt Jonas Zdrzalek vom IfW Kiel mit Blick auf die Preissteigerungen vom ersten auf das zweite Quartal dieses Jahres. Auch inflationsbereinigt, also gemessen in aktueller Kaufkraft, würden Immobilien erstmals seit zwei Jahren wieder im Wert steigen. Die Inflationsrate lag im Juli bei 2,3 Prozent.

In den vergangenen 24 Monaten hatten sich Eigentumswohnungen in Hamburg auf der Basis tatsächlich gezahlter Kaufpreise im Schnitt um 15 Prozent verbilligt. Dieser Preisverfall ist also noch nicht ausgeglichen. Dennoch liegen die Preise auf einem sehr hohen Niveau. Nach den Angebotspreisen von ImmoScout24 für Hamburg werden für Wohnungen aus dem Bestand im Schnitt 5118 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche verlangt, für Neubauwohnungen 6437 Euro.

Immobilien Hamburg: Preise steigen, und es gibt auch wieder mehr Verkaufsabschlüsse

Noch ist die Preistendenz mit einigen Unsicherheiten behaftet. So handelt es sich bei den Daten für Hamburg um die reinen Kaufpreise. Die Daten sind noch nicht bereinigt, heißt es aus dem Gutachterausschuss. Zunächst erfährt das Gremium meist nur den Kaufpreis. Andere Daten wie Baujahr, Wohnfläche oder energetischer Zustand werden erst im Nachgang über einen Fragebogen bei den neuen Besitzern erhoben und ergeben so ein vollständigeres Bild.

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Das IfW Kiel stellt in seinem Bericht zum Immobilienpreisindex GREIX fest: „Die Anzahl der Immobilientransaktionen nimmt leicht zu, ist aber nach wie vor auf geringem Niveau und nur bei rund 60 Prozent des Durchschnitts von 2019 bis 2021“, also vor Beginn der Immobilienkrise. Bei Neubauobjekten liege die Zahl der Verkäufe sogar nur bei rund 35 Prozent.

Für Hamburg zeichnet sich aber auch bei den Transaktionen eine erfreuliche Tendenz ab. In den ersten sechs Monaten 2024 wurden 2360 Eigentumswohnungen verkauft. Im Gesamtjahr 2023 waren es 3774 Einheiten, wie aus Daten des Gutachterausschusses hervorgeht. Es hängt jetzt von der Entwicklung in den weiteren Quartalen ab, ob sich dieser Trend verfestigt und Immobilienbesitzer wirklich aufatmen können.