Hamburg. Betroffen sind vor allem Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser. Warum für viele Immobilienbesitzer eine Schonzeit zu Ende geht.
Zwei Jahre Immobilienkrise wirken sich auch auf die Zwangsversteigerungen in Hamburg aus. Die Termine von Zwangsversteigerungen vor den Amtsgerichten der Hansestadt haben im ersten Halbjahr um 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf insgesamt 60 zugenommen, wie aus Daten des Wirtschaftsverlages Argetra hervorgeht, der seit über 40 Jahren Versteigerungstermine auswertet.
Mit diesem Anstieg liegt Hamburg über dem Bundesschnitt. Deutschlandweit nahmen die Zwangsversteigerungen um 8,3 Prozent auf 6909 Termine zu. Die Summe der Verkehrswerte stieg um 10,7 Prozent auf 2,17 Milliarden Euro.
Immobilien: Mehr Zwangsversteigerungen in Hamburg, aber geringere Verkehrswerte
Abweichend davon ist die Entwicklung in Hamburg nicht mit steigenden Verkehrswerten verbunden. Sie sanken um 21,7 Prozent auf 63,9 Millionen Euro, weil offenbar kleinere Immobilien als im Vorjahr in die Versteigerung kamen. Insgesamt wurden Zwangsversteigerungen über 24 Eigentumswohnungen und 26 Einfamilienhäuser angesetzt. Außerdem kamen in Hamburg vier Grundstücke und sechs Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte unter den Hammer. Damit sind Wohnimmobilien erneut die am häufigsten versteigerten Immobilienarten.
In Hamburg wurden die höchsten Verkehrswerte mit durchschnittlich über 1.064.000 Euro je Immobilie aufgerufen. In Berlin liegt der Durchschnitt bei 1.005.000 Euro und damit auf dem zweiten Platz. Sachsen-Anhalt bildet das Schlusslicht mit Durchschnittswerten von 98.000 Euro.
Hamburg ist unterdurchschnittlich von Zwangsversteigerungen betroffen
Betrachtet man die Anzahl der Termine pro 100.000 Haushalte, so sind die Zwangsversteigerungen in Hamburg mit einem Wert von 5,7 sehr unterdurchschnittlich, denn der bundesweite Durchschnittswert liegt bei 17. In einer vergleichbaren Metropole wie Berlin nahmen die Zwangsversteigerungen um 13,4 Prozent auf 144 Termine zu. Der Wert pro 100.000 liegt mit 6,6 Terminen leicht über Hamburg.
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Lange Zeit bewegten sich Zwangsversteigerungen in Deutschland und Hamburg auf einem niedrigen Niveau. Ursache dafür waren coronabedingte Stundungsverfahren sowie die Tatsache, „dass Eigentümer mit Zahlungsschwierigkeiten ihre Immobilien auf dem Markt offenbar veräußern, bevor Banken oder Sparkassen die Zwangsversteigerung beantragen mussten“, heißt es in der Studie von Argetra. Das habe lange einen stärkeren Anstieg der Zwangsversteigerungen verhindert.
Schonzeit für viele Immobilienbesitzer in Hamburg geht zu Ende
Dies scheint sich aber nun zu ändern: Die Zahl der Firmeninsolvenzen steigt, was zu Entlassungen oder Einkommensverschlechterungen der Betroffenen führt. Laut Creditreform hat es im ersten Halbjahr dieses Jahres mit 11.000 Pleiten so viele Insolvenzen gegeben wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Wer jetzt seinen Immobilienkredit nach zehn Jahren Laufzeit verlängern muss, bei dem verteuert sich die Finanzierung wegen der gestiegenen Zinsen um 50 Prozent, heißt es in der Studie von Argetra.
Keine guten Aussichten für die Zukunft: Stieg die Zahl der zwangsversteigerten Immobilien im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr von 12.077 auf 12.332 Einheiten und damit um 2,1 Prozent, lag dieses Wachstum im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 mit 8,3 Prozent bereits viermal so hoch. Setzt sich der Trend des ersten Halbjahres 2024 fort, könnten im Gesamtjahr 2024 rund 14.000 Immobilien zwangsversteigert werden.