Hamburg. Sparer müssen sich im nächsten Jahr auf deutlich niedrigere Zinsen einstellen. Wie sie jetzt noch mit ihrem Ersparten reagieren können
Langsam, aber kontinuierlich sinken die Festgeldzinsen immer weiter. Zwar sind es von Woche zu Woche nur wenige Prozentpünktchen hinter dem Komma, aber der Trend ist klar. Mit den in Zukunft erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) geht die Phase hoher Zinsen für viele Sparer schneller zu Ende als ihnen lieb sein kann. Wer noch Geld sicher verzinst anlegen kann, sollte das noch vor der erwarteten nächsten Zinssenkung der EZB im September tun.
Längst vorbei sind die Zeiten, als noch die Ziffer 4 vor dem Komma stand. Aber Zinsen von gut drei Prozent lassen sich sowohl für kurzfristige wie für längerfristige Festgeldanlagen noch sichern. Die besten Angebote liegen damit weiter über der aktuellen Inflationsrate von 2,3 Prozent. Einen Umstand, den es in der Niedrigzinsphase viele Jahre lang nicht gab.
Festgeld: Hausbank kann bei Zinshöhe meist nicht mithalten
Bei ihrer Hausbank werden Sparer allerdings nicht auf solche Konditionen hoffen können. Denn deren von der FMH-Finanzberatung ermittelten Durchschnittskonditionen notieren bereits nah an der aktuellen Inflationsrate. Das heißt, nach Abzug der Inflationsrate vom Zins bleibt für den Sparer kaum etwas übrig. Das ist der sogenannte Realzins.
So liegt die durchschnittliche Verzinsung eines einjährigen Festgelds bei 2,77 Prozent. Die besten Angebote dagegen bringen dem Anleger fast einen Prozentpunkt mehr Ertrag. Ähnlich sieht es bei einer zweijährigen Festgeldanlage aus, die im Schnitt nur noch eine Verzinsung von 2,59 Prozent bringt – und bei vielen Filialbanken noch weniger. So liegt die Verzinsung der Haspa für diesen Zeitraum bei 2,10 Prozent.
Festgeld: Schwedische Bank macht für viele Laufzeiten gute Angebote
Wer höhere Zinsen möchte, findet die zwar auch bei deutschen Banken, aber vor allem bei schwedischen, spanischen und französischen Instituten. Bei vielen Anlagezeiträumen steht die 2005 gegründete Klarna Bank aus Schweden an der Spitze, die Geschäfte mit Onlinehändlern und Verbrauchern macht.
Zunächst sollten Verbraucher überlegen, wie lange sie ihr Geld entbehren können. Denn einmal angelegt, kommt man vor Ablauf der Frist meist nicht mehr an sein Erspartes. Wer mit seinem Geld nur „überwintern“ möchte, findet auch bei einem Anlagezeitraum von sechs Monaten attraktive Konditionen von bis zu 3,58 Prozent, ermittelte die FMH-Finanzberatung für das Abendblatt.
Ausländische Banken punkten mit geringer Mindestanlage
Diese 3,58 Prozent für sechs Monate gibt es bei der Klarna Bank (siehe Tabelle). Dort ist auch die Mindestanlage mit nur einem Euro sehr gering, während andere Institute wie die VW Bank mindestens 2500 Euro verlangen. Auch die spanische Openbank hat nur eine Mindestanlage von einem Euro und verzinst ein Sechsmonatsgeld mit 3,50 Prozent.
Wer lieber deutsche Institute bevorzugt, wird bei der ABC Bank und der VW Bank fündig, die für diesen Zeitraum 3,45 Prozent bieten.
Festgeld: Die höchsten Zinsen gibt es für ein Jahr
Die höchsten Zinsen von bis zu 3,60 Prozent gibt es nach wie vor für eine einjährige Anlage. Allerdings hat der Sparer dann das Problem, dass er nach einem Jahr wahrscheinlich zu wesentlichen niedrigeren Konditionen anlegen muss. Denn Max Herbst von der FMH Finanzberatung rechnet mit weiter fallenden Zinsen in den nächsten Monaten. Bis Ende des Jahres rechnet er bei einjährigen Festgeldanlagen nur noch mit einem Durchschnittszins von 2,50 Prozent. Auch bei besseren Angeboten könnte dann die Drei vor dem Komma allmählich verschwinden. „Festgeldangebote sind daher nur so attraktiv und sinnvoll, wie die EZB es schafft, die Inflation unter zwei Prozent zu drücken – was nicht sehr leicht sein dürfte“, sagt Herbst.
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Der deutsche Ableger der türkischen Isbank gibt für ein Jahr 3,60 Prozent, gefolgt von Klarna mit 3,56 Prozent. Beim französischen Anbieter Stellantis gibt es noch 3,50 Prozent. Für einen Anlagezeitraum von zwei oder drei Jahren fallen die Zinsen etwas niedriger aus, dafür sichert sich der Anleger die Zinserträge für einen längeren Zeitraum.
Festgeldanlagen sind gesetzlich abgesichert
Für zwei (3,43 Prozent) und drei Jahre (3,39 Prozent) macht ebenfalls Klarna derzeit die besten Angebote, wenn man Vermittlungsportale wie Weltsparen oder Check24 außen vor lässt. Wer die deutsche Einlagensicherung bevorzugt, bekommt für zwei Jahre bei der Isbank 3,25 Prozent Zinsen und für drei Jahre bei der Gefa Bank 3,15 Prozent.
In jedem Fall sind die Einlagen der Sparer bis zu 100.000 Euro pro Anleger gesetzlich abgesichert, allerdings durch die Sicherungseinrichtung des jeweiligen Landes. Die genannten deutschen Banken gehören der gesetzlichen Einlagensicherung an und sind zusätzlich Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken, was eine zusätzliche Absicherung in Millionenhöhe pro Sparer bedeutet.