Hamburg. Die wichtige Straßenverbindung in Hamburgs Hafen muss immer häufiger repariert werden. Jetzt stehen die nächsten Termine fest.

  • Die Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen muss in diesem Jahr sechsmal voll gesperrt werden.
  • Ab diesem Freitag (16. bis 19. August) ist es wieder so weit. Im September stehen zwei weitere Termine an.
  • Welche Reparatur- und Wartungsarbeiten an dem maroden Bauwerk vorgenommen werden.

Die Haupthafenroute wird zu einem Problem. Die Köhlbrandbrücke ist inzwischen so marode, dass sie immer häufiger gesperrt werden muss. Damit entwickelt sich Hamburgs wichtigste Straßenverbindung zwischen dem östlichen und dem westlichen Hafen zu einem Unsicherheitsfaktor. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten und Hafenexperten der CDU, Götz Wiese, hervor.

Demnach häufen sich die Phasen, in denen die Brücke komplett gesperrt werden muss, die Abstände zwischen den Sperrungen werden kürzer. Allein in diesem Jahr sieht die für den Brückenerhalt zuständige Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) sechs Vollsperrungen vor. Im vergangenen Jahr waren es noch fünf.

Hafen Hamburg: Marode Köhlbrandbrücke wird häufiger voll gesperrt

Besserung ist nicht in Sicht. „Für die kommenden Jahre werden ähnliche reguläre und wiederkehrende Arbeiten erwartet, die zu Sperrzeiten führen können“, teilt der Senat mit. Zugleich deutet er an, dass es noch mehr Baustellen auf der Brücke geben könnte: „Abhängig vom Zustand des Bauwerks können darüber hinaus noch weitere Arbeiten erforderlich werden. Belastbare Aussagen über konkrete Sperrungen lassen sich bislang nur für das Jahr 2024 treffen“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage.

Blick ins Innere der Köhlbrandbrücke. Die Brücke ist marode und hat Betonkrebs. Ihr Zustand wird von einem Ingenieur- und Forschungsteam der Hafenbehörde HPA genau beobachtet.
Blick ins Innere der Köhlbrandbrücke. Die Brücke ist marode und hat Betonkrebs. Ihr Zustand wird von einem Ingenieur- und Forschungsteam der Hafenbehörde HPA genau beobachtet. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Jede Vollsperrung führt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Im September, in dem allein zwei Vollsperrungen für jeweils 54 Stunden vorgesehen sind, muss erneut mit Staus gerechnet werden. Denn die Umleitungen führen weit außen herum und durch Straßen, die nicht für solche Verkehre ausgelegt sind.

Lkw, die über die Brücke in den westlichen Hafenteil wollen, müssen in den Süden ausweichen und über Neuhof, Moorburg und Altenwerder ausweichen. Auf dem Weg liegen die Rethebrücke und die Kattwykbrücke, zwei Nadelöhre, die ebenfalls manchmal gesperrt sind. Wer in Richtung Osten will, muss über die Finkenwerder Straße und die Vollhöfner Weiden, und hat ebenfalls Kattwyk- und Rethebrücke vor sich. Fahrzeitverlängerung: 30 bis 45 Minuten – wenn es keine Staus gibt.

Sechs Wochenendsperrungen der Köhlbrandbrücke in diesem Jahr

Dreimal war die Köhlbrandbrücke in diesem Jahr schon wegen dringend notwendiger Sanierungsarbeiten dicht, einmal im Mai, einmal im Juni und im Juli, jeweils von Freitag 22 Uhr bis Montag 5 Uhr. Drei weitere Wochenenden, an denen die Brücke nicht befahren werden kann, kommen hinzu: vom 16. bis 19. August, vom 20. bis 23. September und gleich das Wochenende darauf, vom 27. bis 30. September.

Was den CDU-Politiker Wiese daran besonders stört: Die HPA spricht immer von planmäßigen Sperrungen. Die Termine müssen also schon seit Längerem bekannt sein. „Längst steht fest, wann die Köhlbrandbrücke 2024 noch planmäßig gesperrt wird – diese Termine hat der Senat aber bislang nicht kommuniziert“, kritisiert er.

Neu auftretende Schäden nicht vorhersehbar

Als Reaktion auf seine Anfrage habe der Senat nun angekündigt, künftig alle geplanten Sperrungen zu Beginn eines Jahres zu veröffentlichen. „Warum ist das nicht längst schon passiert? Stattdessen hat der Senat bisher insbesondere den Hafenunternehmen unnötig die Möglichkeit genommen, vorausschauend zu planen“, sagt Wiese. „Die HPA ist in der Pflicht, Sperrungstermine weiter im Voraus zu kommunizieren als bislang – grundsätzlich so früh wie möglich.“ 

Götz Wiese, der Wirtschaftsexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, fordert: Die Vollsperrungen der Brücke sollen frühzeitig bekannt gegeben werden.
Götz Wiese, der Wirtschaftsexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, fordert: Die Vollsperrungen der Brücke sollen frühzeitig bekannt gegeben werden. © picture alliance/dpa | picture allance

Zu den planmäßigen Reparatur- und Wartungsarbeiten zählen etwa die Instandsetzung von Fahrbahnbelägen, Brückenlagern und Schweißnähten, sowie die Reinigung und Kontrolle von Bauwerksteile wie Entwässerungsabläufe und Leitungen, allerlei Lampen, Beschilderung, Lichtsignalanlagen, Verkehrskameras und so fort.

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Das große Problem sind die neu auftretenden Schäden. „Die Köhlbrandbrücke ist abgängig, neu auftretende Schäden sind nicht konkret vorhersehbar. Vorhersehbar ist aber: Die Anzahl der Sperrungen und die damit verbundenen Kosten werden weiter zunehmen. Hamburg und sein Hafen sowie die Hafenunternehmen östlich und westlich des Köhlbrands müssen auf dem wichtigsten Teil der Haupthafenroute auf Sicht fahren“, sagt Wiese.

Und das für lange Zeit. Denn bis der Ersatzbau steht, werden viele Jahre vergehen. Ende 2042 soll die neue Köhlbrandbrücke für den Verkehr freigegeben werden. Erst Mitte Juni hatte die Bürgerschaft dem Neubau zugestimmt, nachdem mehrjährige Planungen für einen Köhlbrandtunnel wegen Komplikationen und Kostenexplosion verworfen worden waren.

Neubau kostet zwischen 4,4 und 5,3 Milliarden Euro

Zudem hatte es von verschiedenen Seiten Widerstand gegen einen Abriss der alten Brücke gegeben, die unter Denkmalschutz steht und als ein Wahrzeichen Hamburgs gilt. Nach Einschätzung der Wirtschaftsbehörde ist aber ein Erhalt der Brücke aufgrund der fortgeschrittenen Schädigung wirtschaftlich nicht mehr tragbar.

Geplant ist, das alte Bauwerk durch einen um 20 Meter höheren Neubau zu ersetzen. Grund ist neben dem schlechten Bauzustand der 1974 eröffneten Brücke auch deren Durchfahrtshöhe von nur 53 Metern. Damit wird sie die nach Angaben des Senats der Entwicklung der Schiffsgrößen nicht mehr gerecht. Erst wenn der Neubau steht, kann dessen Vorgängerin abgerissen werden.

Blick aus dem Inneren der Köhlbrandbrücke auf einen der zwei Stützpfeiler.
Blick aus dem Inneren der Köhlbrandbrücke auf einen der zwei Stützpfeiler. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Der Druck ist enorm. Der Senat hat die Hoffnung, die neue Brücke schon Ende der 2030er-Jahre für den Verkehr freigeben zu können. Die CDU fordert es gar. „Einmal mehr wird deutlich: Die neue Brücke über den Köhlbrand muss so schnell wie möglich kommen. Dafür muss der rot-grüne Senat alle Hebel in Bewegung setzen. Eine Inbetriebnahme Anfang der 2040er-Jahre, wie Senatorin Leonhard in Aussicht gestellt hat, ist zu spät“, mahnt Wiese. 

Kalkuliert wird der Neubau mit Kosten zwischen 4,4 und 5,3 Milliarden Euro. Hamburg hofft dabei auf eine finanzielle Beteiligung des Bundes. Er soll die Hälfte der Netto-Baukosten übernehmen. Aber das ist noch nicht gesichert.

Köhlbrandbrücke gesperrt – Verkehr wird umgeleitet

Die Hafenaufsicht Hamburg Port Authority (HPA) empfiehlt folgende Umleitung.

Verkehrsteilnehmende mit Fahrtrichtung Westen sollten der Beschilderung U30 folgen: Roßdamm–Neuhöfer Damm–Rethedamm–Hohe-Schaar-Straße–Kattwykdamm–Moorburger Hauptdeich–Fürstenmoordamm–Georg-Heyken-Straße–Waltershofer Straße–Vollhöfner Weiden–Finkenwerder Ring–Finkenwerder Straße.

Verkehrsteilnehmende mit Fahrtrichtung Osten sollten der Beschilderung U40 folgen: Finkenwerder Straße–Vollhöfner Weiden–Waltershofer Straße–Georg-Heyken-Straße–Fürstenmoordamm–Moorburger Hauptdeich–Kattywkdamm–Hohe-Schaar-Straße–Rethedamm–Neuhöfer Damm–Roßdamm.

Verkehrsteilnehmende mit dem Ziel Container-Terminal Tollerort (CTT) und Hafengebiet „Ross“ – dies betrifft die Straßen Köhlbranddeich, Roßweg, Breslauer Straße und Am Travehafen – fahren bitte die Umleitung über die Nippoldstraße.