Hamburg. Was die Haspa und die Hamburger Volksbank anbieten – und was Mieter vor dem Abschluss eines Vertrages unbedingt bedenken sollten.
Gut 4000 Neuvermietungen finden jeden Monat in Hamburg statt. Bei jedem dieser Vorgänge fällt auch eine Kaution von meist drei Monatsmieten an – und angesichts der kräftigen Mietsteigerungen der vergangenen Jahre geht es da bei einer durchschnittlichen 80-Quadratmeter-Wohnung immerhin schon um einen Betrag von rund 3600 Euro.
Handelt es sich bei dem Vermieter um eine große Wohnungsgesellschaft, dann kümmert üblicherweise sie sich um die damit zusammenhängenden Formalitäten – der neue Mieter muss das Geld nur überweisen. In der Regel wird verlangt, die Gesamtsumme auf einen Schlag zu zahlen. „Dabei hat der Mieter auch das Recht, die Kaution in drei Monatsraten aufzuteilen“, sagt Rolf Bosse, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg.
Wenn die Wohnung einem Privatvermieter gehört, übernehmen jedoch häufig die Mieter die Hinterlegung der Kaution – obwohl sie ja dem Wohnungseigentümer als finanzielle Sicherheit für den Fall von Mietrückständen oder Schäden am Objekt dienen soll.
Mietkautionskonto oder Bürgschaft? Wie viel es kostet
„Die Banken haben es ihren Kunden aber zuletzt nicht leichter gemacht, ein Kautionskonto einzurichten“, sagt Bosse. Viele Geldhäuser bieten diesen Service gar nicht mehr an, andere haben ihn erheblich verteuert. Zu den Letzteren gehört die Haspa, bei der die Einrichtung eines solchen Kontos seit 2022 immerhin 75 Euro kostet; zuvor waren es zehn Euro. „Das eingezahlte Guthaben wird aktuell mit 0,75 Prozent verzinst und einmal jährlich gutgeschrieben“, heißt es dazu von der Haspa.
In den meisten Fällen dient als Mietkautionskonto ein normales Sparbuch, das aber an den Vermieter verpfändet wird. Dieser muss der Bank dazu mit allen wesentlichen Daten gemeldet werden.
Andere Konditionen als die Haspa finden sich bei der Sparkasse Holstein. Dort zahlt man für die Einrichtung des Kontos nur 50 Euro, dafür gibt es nur eine Verzinsung von 0,10 Prozent. Die Targobank nennt eine einmalige Gebühr von 15 Euro bei einem Zinssatz von 0,06 Prozent. Bei der Commerzbank sind es laut aktuellem Preis- und Leistungsverzeichnis 59 Euro und 0,50 Prozent.
Wo das Mietkautionskonto sogar noch kostenlos ist
Mit einem kostenlosen Mietkautionskonto hebt sich die Direktbank DKB von der Konkurrenz ab. Wie bei der Haspa kann man es aber nur eröffnen, wenn man auch ein Girokonto bei dem Institut führt. Die Verzinsung liegt lediglich bei 0,01 Prozent. Ist ein DKB-Girokonto vorhanden, kann das Kautionskonto online eröffnet werden. „Innerhalb von zwei Arbeitstagen“ versendet die DKB dann nach eigenen Angaben per Post zwei Verpfändungsurkunden, von denen eine für den Vermieter bestimmt ist.
Außer der Sparkonto-Variante gibt es allerdings noch eine zweite und grundsätzlich andere Möglichkeit, die Mietsicherheit zu stellen. Anstatt den Geldbetrag dem Vermieter zu überweisen oder auf einem Sparbuch zu hinterlegen, kann man auch eine Mietkautionsversicherung beziehungsweise -bürgschaft abschließen. In diesem Fall „bürgt eine Versicherung beim Vermieter für ausstehende Mieten, Nebenkosten und Renovierungen“, erklärt Martin Sohn, Inhaber des Vergleichsportals mietkautionsbuergschaft.de.
„Dadurch schaffen Sie sich finanziellen Freiraum und haben so mehr Geld für Ihre Einrichtung und Ihren Umzug übrig“, wirbt die Hamburger Volksbank, die für Mieter kein Kautionskonto anbietet, dafür aber eine Bürgschaft über den zur genossenschaftlichen Finanzgruppe gehörenden Versicherer R+V. Bei einer Kautionshöhe von 3600 Euro zahlt man eine Jahresprämie von 198 Euro.
Die Haspa sieht einen Trend hin zur Mietbürgschaft anstatt des Kautionskontos
Bei der Haspa hat man als Mieter die Wahl zwischen einem Kautionskonto und ebenfalls einer Bürgschaftslösung, die über den Versicherer Baloise läuft und bei gleicher Kautionshöhe 158,40 Euro im Jahr kostet. Etwas günstiger ist der spezialisierte Online-Anbieter Heysafe mit einer Jahresprämie von 140,40 Euro (Bürge: AXA Versicherung).
Zwar sei bei der Haspa das Kautionskonto noch immer die vorherrschende Form für die Einrichtung einer Mietsicherheit, heißt es bei der Sparkasse. „Wir verzeichnen aber in der Praxis einen kontinuierlichen Trend zur Mietbürgschaft“ – auch weil immer mehr Vermieter diese akzeptierten.
Allerdings sollte die Plus- und Minuspunkte der beiden Möglichkeiten gut abwägen. „Der Nachteil einer Kautionsversicherung liegt in den recht hohen laufenden Kosten, die sich gerade bei längerer Mietdauer ansammeln“, sagt Mieterschützer Bosse.
Die Zinsen auf Mietkautionskonten sind in der Regel sehr gering
Ein weiterer Nachteil ist eher theoretischer Natur: Entscheidet man sich für ein klassisches Mietkautionskonto, stehen dem Mieter die Zinsen zu. Nur: Wie die aufgeführten Produktbeispiele zeigen, gewähren die Banken auf diese Sparkonten nur vergleichsweise geringe Verzinsungen. Selbst bei den von der Haspa gebotenen 0,75 Prozent ist der Zinsertrag erst nach dem dritten Mietjahr höher als die anfangs gezahlte Eröffnungsgebühr.
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Wie Rolf Bosse erklärt, muss man noch eine Besonderheit vieler Bürgschaftsmodelle bedenken: Die meisten Versicherer zahlen sofort, wenn der Vermieter einen Anspruch meldet, und holen sich das Geld anschließend vom Mieter zurück. Bei dieser sogenannten „Bürgschaft auf erstes Anfordern“ kann der Mieter keinen Widerspruch dagegen einlegen, auch wenn er für den Schaden nicht verantwortlich gewesen sein sollte. Erst im Nachhinein kann man sich darüber mit dem Vermieter auseinandersetzen.