Hamburg. Exklusive Zahlen zur Darlehenshöhe, Zinsbindung und Tilgung. Was hinter der Entwicklung stecken könnte. Verbraucherschützer geben Tipp.
Die Preise für Immobilien haben jüngst wieder leicht zugelegt – auch in Hamburg. Weil die Hypothekenzinsen aber weiterhin vergleichsweise hoch sind, bleibt die Finanzierung kompliziert. Nun gibt es neue Zahlen für Deutschland und Hamburg zur Höhe der Darlehenssumme, Zinsbindung und Tilgung, die sich zum Teil stark voneinander unterscheiden.
Nach einer Auswertung von Dr. Klein, einem der größten Finanzdienstleister des Landes, haben sich Kaufwillige bundesweit im Juni durchschnittlich 306.000 Euro bei einem Kreditinstitut geliehen. Das sind 7000 Euro mehr als im Vormonat – und es ist die höchste Darlehenssumme seit Februar 2022. Erstmals seit gut zwei Jahren ist damit bundesweit wieder die Grenze von 300.000 Euro überschritten worden.
Immobilien: Hamburger nehmen überraschend weniger Kredit auf
Hamburger können von diesen vergleichsweise niedrigen Krediten nur träumen. Weil die Kaufpreise in der Hansestadt so hoch sind, liegt auch die Kreditsumme mit aktuell rund 394.000 Euro (2. Quartal) um 31 Prozent über dem bundesweiten Wert, wie aus exklusiven Zahlen von Dr. Klein für das Abendblatt hervorgeht. Allerdings kann man eine spannende Entwicklung beim Blick auf die Hamburg-Zahlen beobachten. Denn die Kredithöhe ist im Gegensatz zum bundesweiten Trend rückläufig. So lag diese im ersten Quartal 2024 noch bei gut 416.000 Euro und im zweiten Quartal 2022 sogar bei rund 460.000 Euro.
Ein Grund könnte nach Expertenmeinung sein, dass die Preise für Immobilien gerade in Hamburg seit 2023 deutlich gesunken sind und deshalb die Darlehenshöhe nicht mehr so hoch ausfallen muss. Allerdings wird bei den Banken auch beobachtet, dass sich Kaufwillige – wegen der gestiegenen Zinsen – immer mehr Geld von Verwandten besorgen. „Das Erbe wird dann vorab an die Kinder und Enkel verschenkt“, sagt ein Hamburger Banker dem Abendblatt.
Immobilien: Tilgungssatz in Hamburg gefallen
Da die Kreditkosten im Vergleich zur Niedrigzinsphase deutlich gestiegen sind, sinkt in Hamburg auch der Tilgungssatz. Lag dieser 2020 noch bei rund 2,6 Prozent, beträgt er aktuell nur 1,64 Prozent (bundesweit: 1,72 Prozent). Die Folge: Bis zur Schuldenfreiheit vergehen deutlich mehr Jahre. Offensichtlich setzen viele Immobilienkäufer in Hamburg auf weiter sinkende Zinsen. Denn im Vergleich zu 2020 ist die Zinsbindung deutlich kürzer geworden. Lag sie damals noch bei im Schnitt 14 Jahren, sind es aktuell 11,3 Jahre.
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Verbraucherschützer raten während Phasen mit eher niedrigen Zinsen stets zu langfristigen Bindungen zwischen 15 und 20 Jahren. Aktuell ist allerdings schwer einzuschätzen, ob sich das Zinsniveau weiter nach unten oder bald wieder nach oben entwickeln wird. Die Verbraucherzentrale Hamburg weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch längerfristige Verträge generell zehn Jahre nach Kreditauszahlung mit einer Frist von sechs Monaten gekündigt werden können. So kann man sich gegebenenfalls die dann gesunkenen Zinsen sichern.