Hamburg. Exklusiv: Wirtschaftssenatorin will den Bau der neuen Brücke beschleunigen. Welchen Termin sie anstrebt und was sie zu den Kosten sagt.
Kommt die neue Köhlbrandbrücke doch eher als bisher vom Senat geplant? „Unser Ziel ist es, schneller zu sein als der Plan“, sagte Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard im Abendblatt-Podcast „Hamburg am Morgen“ (Freitagausgabe). Auf die Frage, ob eine frühere Fertigstellung realistisch sei, sagte die SPD-Politikerin: „Es gibt gute Indikatoren, dass man das schaffen kann.“
Nach den bisher veröffentlichten Planungen soll das gigantische Bauwerk Ende 2042 stehen. An diesem langen Zeitraum hatte es vor allem aus der Wirtschaft scharfe Kritik gegeben. Nun sagt Leonhard: „Wenn wir 2040 fertig sind, freuen wir uns alle, und wenn es 2039 so weit ist, noch mehr. Wir haben uns vorgenommen, jedes Beschleunigungspotenzial zu heben, was auch irgendwie nur am Wegesrand sich anbietet, um am Ende eine Drei vorne zu haben.“
Köhlbrandbrücke soll schneller fertig werden als geplant
Die Senatorin verwies mit Blick auf die bisher eher konservativen Zeitplanungen auf viele Unwägbarkeiten bei der Planung und mögliche Einwände von Verfahrensteilnehmern. Die „reine Bauzeit des Brückenteils“ bezifferte sie auf fünf bis sechs Jahre. Und dies sein „gar nicht so ein großer Unterschied“ zur alten Köhlbrandbrücke. Heute habe man es aber „mit mehrjährigen Verfahren“ zu tun, die es früher, als die erste Brücke entstanden sei, so nicht gegeben habe.
Bereits vor Wochen hatten Wirtschaftsvertreter den langen Zeitplan kritisiert. „Der bauliche Zustand der Brücke erfordert ein umgehendes Handeln und keine endlos langen Diskussionen“, hatte Ulfert Cornelius, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVH), gesagt und gefordert: „Mit der Realisierung muss unverzüglich begonnen werden. Analog zu anderen bedeutenden Infrastrukturmaßnahmen in Deutschland sollte durch die Verabschiedung eines Maßnahmengesetzes ein zeitnaher Ersatz erfolgen.“
Köhlbrandbrücke: A26-Ost laut Leonhard keine Alternative
Auch vom Industrieverband hieß es noch Anfang April: „Der Senat muss jetzt alles daransetzen, dass das neue Bauwerk möglichst innerhalb der nächsten zehn Jahre errichtet werden kann.“ Leonhard will nun offensichtlich die Prozesse beschleunigen.
Eine Alternative zum Bau der neuen Brücke sieht die Wirtschaftssenatorin nicht. Die Fertigstellung sei „für uns alle sehr, sehr wichtig“. Denn der Erhalt der alten Brücke werde immer aufwendiger. „Es gibt kaum eine zweite Straße oder Brücke, die so viel Schwerlastverkehr aufnehmen muss.“ Auch die A26-Ost kann aus ihrer Sicht kein Ersatz für eine neue Brücke sein. „Alle Verkehrsgutachten zeigen, wir brauchen diese Brücke dringend. Wir brauchen sie vor allen Dingen, um den Schwerlastverkehr aus dem Stadtverkehr herauszuhalten.“
Köhlbrandbrücke: Bund soll sich mit Milliarden beteiligen
Leonhard äußerte sich nicht nur zum Zeitplan der neuen Brücke, sondern auch zu den Kosten. Diese sollen nach den bisherigen Planungen zwischen 4,4 und 5,3 Milliarden Euro liegen. Aber welchen Anteil steuert der Bund bei? „Wir haben mit dem Bund vereinbart, dass er die Netto-Baukosten zur Hälfte übernimmt“, sagte Leonhard. Das könne je nach den Gesamtkosten eine Summe von mehr als zwei Milliarden Euro sein.
Leonhard sprach mit Blick auf die Kosten auch für Hamburg von einem sehr herausfordernden Projekt. „Wir finden gut, dass der Bund sich beteiligt, sind aber auch sicher, dass nicht nur Hamburg vom Hafen profitiert, sondern auch umliegende Bundesländer und im Grunde ganz Deutschland. Deswegen finden wir es legitim, dass der Bund sich an der Brücke mitbeteiligt.“
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Auf die Frage, ob es eine feste Zusage des Bundes zur Kostenübernahme gebe, sagte Leonhard: „Ja, es gibt eine feste Zusage. Es gibt auch noch mal eine schriftliche Bestätigung dieser Zusage.“ Selbst bei einem möglichen Wechsel der Bundesregierung sieht Leonhard die Zusage nicht in Gefahr. „Wir haben schon einen Wechsel der Bundesregierung miterlebt und haben festgestellt, dass auch die neue Regierung sich an die Zusagen ihrer Vorgänger gebunden fühlen und uns das sogar noch mal schriftlich bestätigt hat. Insofern sind wir hier guter Dinge, dass wir einen verlässlichen Partner haben.“
Köhlbrandbrücke statt Tunnel – aber warum?
Leonhard verteidigte auch erneut die Entscheidung für eine Brücke und gegen einen Tunnel, wie er von ihrem Vorgänger im Amt des Wirtschaftssenators, Michael Westhagemann, favorisiert worden war. Experten hätten inzwischen herausgefunden, dass der Tunnel sehr viel länger und teurer geworden wäre als ursprünglich gedacht. Deshalb habe sie als Wirtschaftssenatorin die Fragen von Kosten, Nutzen und Bauzeit neu zu beantworten gehabt – mit dem nun bekannten Ergebnis.