Hamburg. Die Condor-Schwester bietet bald keine Flüge mehr ab Fuhlsbüttel an. Dabei ist man mit den Buchungen zufrieden. Die Gründe für das Aus.

Es ist eine überraschende Entscheidung: Marabu Airlines wird sich mit dem Sommerflugplan 2025 vom Flughafen Hamburg zurückziehen. In dem am Donnerstag veröffentlichten Programm fehlen Strecken aus der und in die Hansestadt. Auch München steht nicht mehr auf der Liste – von den beiden Airports hatte die neue Fluglinie vor gut einem Jahr begleitet von massiven Problemen wie Verspätungen und Flugausfällen den Betrieb gestartet.

In diesem Sommer fliegt die Airline mit Sitz in Tallinn (Estland) von Fuhlsbüttel aus zu zwölf Zielen im Süden: Hurghada (Ägypten), Heraklion und Chania auf Kreta, Korfu, Kos, Zakynthos und Rhodos (alle Griechenland), Málaga, Jerez de la Frontera, Gran Canaria und Teneriffa (alle Spanien) sowie Faro in Portugal.

Marabu Airlines zieht sich vom Flughafen Hamburg zurück

„Wir schätzen uns glücklich, dass die Maschinen sehr, sehr gut gebucht sind im Frühjahr und auch über den Sommer hinweg“, hatte Schefe vor wenigen Wochen im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt. Bezogen auf den Winterflugplan, der damals gerade erarbeitet wurde, sagte der Airline-Manager: „Hamburg ist eine feste Stellgröße für uns und wird wieder stark repräsentiert sein.“

Warum gilt dies für den darauffolgenden Sommer nicht mehr? „Hamburg war der ideale Startort für Marabu mit hervorragender Infrastruktur am Flughafen und einem sehr attraktiven Einzugsgebiet“, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Seit dem Start habe man mehr als 500.000 Menschen aus Norddeutschland in den Urlaub geflogen.

Marabu Airlines setzt künftig auf kleinere Flughäfen

„Nach dem Aufbau startet Marabu nun in die nächste Phase seines Wachstums und rollt sein Angebot in Regionen aus, in denen bislang weder Marabu noch die Schwester-Airline Condor eine eigene Basis hatten“, so der Sprecher. Man wolle, dass der „Fußabtritt der Marabu in Deutschland noch größer wird“, hatte Schefe im Interview Ende Mai gesagt und damit die jetzt verkündete Entwicklung angedeutet.

Axel Schefe
Marabu-Chef Axel Schefe steht in einer Servicehalle auf dem Flughafen Hamburg. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Marabu wird in Zukunft auf kleinere Flughäfen setzen. Von zehn Airports in Deutschland inklusive des internationalen Flughafens Basel-Mühlhausen-Freiburg sollen im Sommer 2025 insgesamt 18 Urlaubsziele rund ums Mittelmeer angeflogen werden. Das größte Angebot wird es von Köln/Bonn, Stuttgart und Nürnberg geben. Dort werden im Oktober 2024 Basen eröffnet, an denen ein oder zwei Maschinen stationiert werden.

Im nächsten Frühjahr wird die Basis in Hamburg geschlossen

In Norddeutschland steht Rostock auf der Airport-Liste. Montags und freitags soll es von dort nach Palma de Mallorca gehen. Als zweitnächster Flughafen von Hamburg aus wird Münster/Osnabrück aufgeführt. Fünf Ziele stehen von dort aus im Angebot: Mallorca, Korfu, Heraklion, Kos und Rhodos. Die weiteren Abflugorte hierzulande sind Dortmund, Friedrichshafen, Karlsruhe/Baden-Baden und Leipzig/Halle.

Die Basis am Flughafen Hamburg wird im nächsten Frühjahr geschlossen. Die rund 70 Marabu-Mitarbeiter vor Ort könnten entweder mit zu einem der neuen Standorte umziehen, zwischen Hamburg und der neuen Basis pendeln – oder müssen sich einen neuen Job suchen. Branchenweit werden Crews mit dem Wiederanziehen der Passagierzahlen nach der Corona-Krise gesucht.

Flughafen Hamburg: Condor soll Strecken von Marabu übernehmen

Für Passagiere des Flughafens Hamburg soll das Marabu-Aus im kommenden Sommer nicht mit einem geringeren Angebot einhergehen. Die estnische Airline gehört dem britischen Finanzinvestor Attestor – und der ist auch mehrheitlich am deutschen Ferienflieger Condor beteiligt. Beide Airlines agieren als Schwestern. Das Buchen von Marabu-Tickets läuft über die Condor-Webseite. Marabu führt auch Flüge im Auftrag von Condor durch.

„Das Angebot an Flughäfen wie Hamburg, an denen bislang Condor und Marabu parallel mit eigenen Basen vertreten waren, wird künftig vollständig von Condor geflogen“, sagte der Marabu-Sprecher: „Condor wird in Hamburg sämtliche Verbindungen und Kapazitäten von Marabu übernehmen und teilweise ausbauen.“

Condor verfügt über größere Flugzeuge als Marabu

Damit vollzieht das Airline-Netzwerk im Prinzip die Rolle rückwärts. Ziele wie Hurghada und Kreta wurden einst von Condor angeflogen. Als Marabu neu auf den Markt kam, übernahm die Schwester diese Verbindungen.

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    Dass nun Condor wieder alle diese Ziele übernimmt, könnte auch mit der hohen Nachfrage zusammenhängen. Am Flughafen Hamburg liegt die Zahl der angebotenen Sitze bei 86 Prozent des Vor-Corona-Jahres 2019. Das ist nach Frankfurt der höchste Wert unter den deutschen Airports.

    Condor will 2025 vom Flughafen Hamburg aus rund 20 Ziele anfliegen

    Während Marabu aber ausschließlich auf den Airbus A320neo mit 180 Sitzen für Passagiere setzt, fliegt Condor mit einem Mix von Airbus und Boeing, der auch größere Maschinen umfasst. Condor flottet zum Beispiel derzeit neue A321neo ein – und die haben jeweils Platz für 233 Fluggäste.

    Man biete Gästen in diesem Jahr rund 20 Ziele ab dem Flughafen Hamburg an und plane, im kommenden Sommer diese Ziele weiterhin zu bedienen, sagte eine Condor-Sprecherin auf Anfrage. Ob man zusätzliche Strecken aufnehme, ließ sie offen. „Die finalen Gespräche für mögliche weitere Destinationen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.“

    Flughafen Hamburg: Marabu fliegt im Winter vier Ziele an

    Im Winterflugplan 2024/25 wird Marabu den Flughafen Hamburg aber noch bedienen. Als Ziele werden fünfmal in der Woche Fuerteventura, zweimal Gran Canaria, einmal Lanzarote und sechsmal Teneriffa aufgelistet. Drei Flugzeuge sollen in Fuhlsbüttel stationiert sein sowie ein weiteres als „operative Reserve“ in Bereitschaft stehen, um einen stabilen Flugbetrieb zu gewährleisten, wie es hieß.

    Im Sommer 2025 sollen vier Maschinen bei der wachsenden und neue Airbus-Flieger erhaltenen Airline in Stuttgart sowie je drei in Köln/Bonn und Nürnberg stehen. Zudem wird in Leipzig/Halle eine Basis mit zwei Fliegern eröffnet.

    Fast alle neuen Marabu-Airports haben keine Nachtflugbeschränkungen

    Die letzten drei Airports haben auch den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Hamburg keine Nachtflugbeschränkungen haben. Wenn die Flieger auf ihren Umläufen Verspätungen aufsammeln, können sie also noch an ihren Zielflughäfen landen, während nach 0 Uhr Hannover statt Hamburg angeflogen werden muss.

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    „Mit der Ausweitung unseres Angebots auf weitere Flughäfen können künftig Menschen aus noch mehr Regionen Deutschlands mit Marabu in den Urlaub fliegen“, sagte Marabu-Chef Axel Schefe. Man habe „mit Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Nürnberg und Stuttgart leistungsstarke Flughäfen mit sehr attraktiven Einzugsgebieten als Partner gewonnen“.