Hamburg. Im Schnitt sind 50 Prozent Ersparnis möglich. Auch getragene Kleidung wird angekauft. Welche Pläne das Unternehmen für die Zukunft hat.
Auch wenn der Hamburger Sommer bisher noch nicht allzu viele Sonnentage zu bieten hatte, beim Outdoor-Ausrüster Globetrotter werden Hosen, Hemden und Shirts mit Sonnen- und Moskito-Schutz gerade besonders gut verkauft. „Die Nachfrage ist größer als das Angebot“, sagt Andreas Bartmann aus der Geschäftsführung des Hamburger Unternehmens wenige Tage vor Beginn der Schulferien und der großen Reisewelle in der Hansestadt.
Der Klimawandel schlägt sich in den Verkaufszahlen des Einzelhändlers nieder, der neben Funktionskleidung ein breites Angebot an Wander- und Trekkingschuhen, Rucksäcken, Fahrradbedarf führt und was man sonst noch für das Leben draußen braucht. Das gilt auch für das andere Wetterextrem: Regen. „Bei Regenjacken haben wir wegen der großen Nachfrage Lücken. Die Bandbreite von Farben und Größen ist eingeschränkt“, sagt Bartmann.
Globetrotter plant bis zu 20 neue Filialen – trotz Verlusten
Trotzdem ist die Auswahl im Hauptladen am Wiesendamm in Barmbek und in der City-Filiale in der Gerhofstraße weiterhin groß. Das Unternehmen, das vor mehr 45 Jahren in Hamburg gegründet wurde, ist nach wie vor der Platzhirsch für Outdoor-Bedarf in Hamburg. Aber das Geschäft ist schwieriger geworden, nach Corona und durch weltweite Krisen und Kriege.
2022 konnte der Filialist mit deutschlandweit 22 Standorten und 1500 Beschäftigten, der zum Outdoor-Konzern Fenix gehört, die Umsätze zwar im Vergleich zum Pandemie-Jahr 2021 laut dem letzten veröffentlichen Geschäftsbericht auf 207 Millionen Euro deutlich steigern. Unter dem Strich hat Globetrotter das Jahr aber mit einem Verlust von knapp vier Millionen Euro abgeschossen. „2023 liegen wir in einem ähnlichen Bereich“, sagt Geschäftsführer Bartmann, der 1981 als Student in dem Unternehmen angefangen hatte. Auch für 2024 werde die prognostizierte schwarze Null „herausfordernd“, wie er es ausdrückt.
Globetrotter eröffnet neue Filiale in Münster
Dass der 65-Jährige nach einigen Höhen und Tiefen im Unternehmen vergleichsweise gelassen mit dem Minus umgeht, hängt mit der Konzernstruktur zusammen. Die Unternehmensgruppe Fenix, zu der Marken wie Fjäll Raven und Outdoor-Filialisten wie Friluftsland (Dänemark) und Naturkompaniet (Schweden) gehören, hatte die Hamburger in einer wirtschaftlichen Schieflage zunächst teilweise und 2015 ganz übernommen. Seither ist das Unternehmen deutlich gewachsen. „Fenix hat einen längeren Horizont“, sagt Andreas Bartmann. 2025, so die Prognose, soll Globetrotter wieder in die Gewinnzone kommen.
Dabei setzt der Ausrüstungsspezialist neben dem großen Onlineshop weiterhin auf den stationären Einzelhandel. „Wir sehen Potenzial für 15 bis 20 weitere Standorte in Deutschland“, sagt Bartmann. Im Fokus stehen Städte mit mindestens 200.000 Einwohnern. „Das ist eine Größe, die für uns funktioniert.“ Unter Dach und Fach ist schon der Mietvertrag für eine Globetrotter-Filiale in Münster, die voraussichtlich im Frühjahr 2025 eröffnen soll.
Ende des Jahres steht allerdings auch eine Schließung an. In Karlsruhe seien die Geschäfte unter den Erwartungen geblieben. Globetrotter konnte sich in der baden-württembergischen Gerichts- und Universitätsstadt nicht gegen den lokalen Outdoor-Spezialisten durchsetzen.
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Ein Thema, das die gesamte Branche betrifft: Die Draußen-Community ist inzwischen sehr gut ausgerüstet. Dadurch und durch die lange Lebensdauer vieler Artikel ist der Bedarf in den vergangenen Jahren eher zurückgegangen. „Vor allem im Fahrradbereich, aber auch bei Zelten, Schlafsäcken und sonstigem Equipment ist der Höhepunkt erreicht und der Markt weitestgehend gesättigt.“ Unter Nachhaltigkeitsaspekten ist das gut, für die Verkaufszahlen eher nicht.
Globetrotter hat in den vergangenen Jahren auch deshalb den Verkauf von Secondhandmode gestartet. Zunächst lief die Abwicklung ausschließlich auf einer Onlineplattform über einen Dienstleister und auf Kommissionsbasis. Vor zwei Jahren hat das Unternehmen das Verfahren geändert. „Wir kaufen jetzt die Waren in den Filialen direkt an und geben direkt eine Gutschrift für den nächsten Einkauf bei uns“, sagt Bartmann. Der Wiederverkauf läuft vor allem über die eigenen Geschäfte.
Globetrotter will mit Secondhand-Angebot wachsen
Das kann sich durchaus lohnen. Bei besonders begehrten Marken und gut erhaltenen Stücken könne der Ankaufpreis bis zu 80 Prozent des Neuwerts betragen, so der Globetrotter-Chef. „Im Schnitt sind es 50 Prozent.“ Aktuell liegt der Umsatzanteil aus dem Secondhand-Geschäft im niedrigen einstelligen Bereich. Aber Globetrotter will das in den nächsten Jahren deutlich ausbauen. „Der Kunde könnte absehbar unser größer Lieferant werden.“
Der Vorteil für die Käufer: Die gebrauchten Artikel sind nach Angaben von Bartmann „im Schnitt 50 Prozent günstiger als die Neuware“. So findet sich im Secondhand-Shop auf Globetrotter.de eine Herren-Hardshell-Regenjacke von Hersteller Mammut für 149,95 Euro. Eine Kinder-Fleecejacke von Elkline gibt es für 19,95 Euro.
Ebenfalls im Aufbau ist ein Reparaturservice mit eigenen Werkstätten, den es inzwischen schon in sieben Filialen gibt, unter anderem in Hamburg-Barmbek. Im vergangenen Jahr hat Globetrotter zudem in Bonn den ersten Laden eröffnet, in dem die Vorgänger-Einrichtung komplett übernommen und umgebaut wurde. „Wir haben das wissenschaftlich begleiten lassen und genau erfasst. Durch das Re-Use-Konzept konnten wir mehr als 100.000 Kilogramm CO2-Emissionen vermeiden.“ Der Re:Think-Laden wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.
Globetrotter will Angebot in den Filialen mit KI steuern
Für Andreas Bartmann, der das Konzept angestoßen hatte, ein wichtiger Erfolg. „Nach 40 Jahren im Einzelhandel könnte man denken, es kommt nichts Neues mehr. Aber das stimmt nicht“, sagt der Hamburger, der sich auch seine Abenteuerlust bewahrt hat und gerade von einer mehrwöchigen Reise aus Namibia zurückgekommen ist.
Schon seit einiger Zeit beschäftigen er und sein Team sich damit, wie mit künstlicher Intelligenz Prozesse optimiert werden können. Konkret soll das Angebot in den Geschäften stärker auf das aktuelle Wetter abgestimmt sein. Dafür werden gerade acht Millionen Datensätze ausgewertet, um die Warensteuerung mithilfe von Algorithmen genauer zu steuern. Denn: „Die Kunden kaufen nach aktuellem Bedarf.“ Regenjacken, wenn es regnet. Sonnenschutzkleidung, wenn es heiß wird.