Hamburg. Der Hamburger Outdoor-Ausrüster liebäugelt mit einem Standort in der HafenCity. Welche Änderungen außerdem anstehen.

Als Globetrotter-Geschäftsführer Andreas Bartmann vor einigen Jahren nach einem geeigneten Standort für die erste City-Filiale des Outdoor-Ausrüsters in Hamburg suchte, erforderte das einiges Verhandlungsgeschick. Schließlich zog der Händler in einen Neubau an der Gerhofstraße unweit des Gänsemarkts. Eine sogenannte Eins-a-Lage.

Inzwischen stehen in direkter Nachbarschaft mehrere Ladenflächen leer. „Das ist nicht schön“, sagt Bartmann. Noch gebe es keine negativen Auswirkungen, es kämen weiterhin Kunden in den Laden und kauften auch ein. Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz der Filiale trotz der Hitze und des späten Herbstbeginns nach seinen Angaben zweistellig. Der Geschäftsmann sagt aber auch: „Wir hatten höhere Erwartungen an den Standort.“

Wo Globetrotter bundesweit neue Filialen eröffnen will

Offene Worte. Denn das Unternehmen, das vor 40 Jahren in Hamburg gegründet wurde und heute zum Outdoor-Konzern Fenix gehört, geht jetzt mit dem Konzept kleinerer Innenstadt-Läden in die Offensive. „Bis zum Sommer eröffnen wir bundesweit fünf neue Filialen“, sagt Bartmann. Nach der Testphase mit den beiden Pilotshops in Hamburg und Düsseldorf sei klar geworden, „dass es funktionieren kann“.

Im vergangenen Jahr war Bartmann wieder viel unterwegs, um passende Flächen zu suchen. Das Ergebnis: Globetrotter geht nach Hannover, Leipzig, Regensburg, Nürnberg und Karlsruhe. Die Umbauarbeiten laufen. Erstmals zieht der Ausstatter im Frühjahr in eine Einkaufspassage, die Ernst-August-Galerie direkt am Hannoveraner Hauptbahnhof. „Ein Experiment“, so der 59-Jährige – und die erste Neueröffnung seit zwei Jahren. Insgesamt liegen die Investitionen bei knapp vier Millionen Euro.

In der City-Filiale von Globetrotter gibt es vor allem Bekleidung

Der Globetrotter-Chef sitzt auf einem der kleinen Lesesessel, die in der Bücherecke in der Hamburger City-Filiale unter einer großzügigen Treppe im ersten Stock stehen. Auf 1000 Quadratmetern gibt es vor allem hochwertige Bekleidung, die nicht nur im Gelände schick aussieht. Außerdem Schuhe, Rucksäcke und Taschen sowie kleinere Ausrüstungsgegenstände für den Alltag in der Stadt. „80 Prozent der Marken- und Sortimenteinschätzung waren richtig“, sagt Bartmann knapp zwei Jahre nach dem Start.

Nur die Fahrradabteilung sei wegen der geringen Nachfrage zurückgefahren worden. Stattdessen gibt es nun eine größere Auswahl beim Reisegepäck. Mit der Abkehr von den großen Globetrotter-Erlebnishäusern mit Eiskammern und Kletterwänden, die die Outdoor-Pioniere einst ausmachten, sollen neue Geschäftsfelder erschlossen werden.

Verbindung von stationärem und Online-Handel „immer wichtiger“

„Die Zeiten, in denen Handel nur mit stationärem Geschäft funktionierte, sind vorbei“, sagt Bartmann. In der Hamburger Filiale machen Modelle wie Click & Collect, bei denen die Kunden Waren im Netz ordern und sich zum Probieren und für eine weitere Beratung in die Filiale schicken lassen, inzwischen einen zweistelligen Umsatzanteil aus. Die Menschen erwarteten heute, dass alles, was es gibt, auch da sei. Aber im Laden könne man immer nur eine Auswahl bieten. „Die direkte Verbindung von stationärem und Onlineangebot wird immer wichtiger.“

In diesem Punkt sieht Bartmann, der auch Präsident des Handelsverbands Nord ist, bei vielen Händlern Nachholbedarf. Für die Hamburger Innenstadt erwartet er durch die Zunahme an Einzelhandelsflächen eine zunehmende Kannibalisierung im Einzelhandel. „Ein Drittel der Geschäfte wird Probleme bekommen in den nächsten Jahren, vor allem in den Randlagen.“

Auch deshalb schaut er für sein Unternehmen auf die Entwicklungen in der HafenCity, wo er durch den Bau des neuen Einkaufszentrums im Überseequartier eine weitere Verlagerung der Kaufkraft erwartet. „Dort entsteht das Konzept des Kaufens der Zukunft“, so Bartmann. An einem Ort könnten Menschen nicht nur bummeln und shoppen, sondern es gebe auch interessante Gas­tro- und Freizeitangebote. „Man muss sich überlegen, ob man als Hamburger Unternehmen dabei sein will“, sagt er. Erste Gespräche hat er schon geführt.

Filialen wurden geschlossen, das Globetrotter-Hotel soll verkauft werden

Globetrotter sieht er auf gutem Kurs. Das Unternehmen war 2014 in eine schwere Krise geraten und in die Verlustzone gerutscht. In der Folge hatte Fenix die Hamburger zunächst teilweise und 2015 ganz übernommen und in die Einzelhandelsholding Frilufts Retail integriert. Bartmann war als Einziger aus dem ehemaligen Leitungsteam in der Geschäftsführung geblieben. Unrenta­ble Filialen wurden geschlossen, man trennte sich von einer Beteiligung an einer Ferienanlage in Torfhaus im Harz. Auch ein Seminarhotel in Schleswig-Holstein, das nicht aus den roten Zahlen kommt, will Globetrotter loswerden. Die Verhandlungen laufen.

Im Jahr 2017 hatte Globetrotter laut der Veröffentlichung im Bundesanzeiger den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 196 Millionen Euro gesteigert und 2,5 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet. Für 2019 erwartet Bartmann trotz eines schwierigen Jahres 2018 wieder ein deutliches Wachstum. „Inzwischen sind wir wieder gut aufgestellt. Wir machen nicht mehr zu, sondern auf.“ Globetrotter hat derzeit bundesweit elf Standorte und 1200 Mitarbeiter.

Auch der bisherige Verwaltungssitz in Rahlstedt wird aufgegeben

Weitere wichtige Grundlage für die Zukunft ist die Umstellung auf ein modernes IT-System. Das Zentrallager in Hamburg wurde geschlossen und im vergangenen Herbst in eine neue Fenix-Tochterfirma im mecklenburgischen Ludwigslust integriert. 150 Arbeitsplätze waren betroffen, nur einige Dutzend Beschäftigte nahmen das Übernahmeangebot an. Der bisherige Verwaltungssitz in Rahlstedt wird im März komplett aufgegeben, dann ziehen die 150 Mitarbeiter der Zentrale in Büroräume in Alsterdorf.

Ans Aufhören denkt Bartmann auch vier Jahrzehnte nach der Gründung des Unternehmens nicht. Und auch seine Abenteuerlust hat sich der Gründer bewahrt. Im Sommer geht es mit einigen Globetrotter-Pionieren wieder los, auf Entdeckertour in unbekannte Gegenden. Dieses Mal steht Armenien auf dem Programm.