Hamburg. Otto, Saturn, Aldi – viele Händler überbieten sich mit Schnäppchen. Wer die Rabattschlacht verweigert und wo gespart werden kann.
Schnäppchenjäger haben sich das Datum schon vor langem dick im Kalender markiert: Am 24. November ist Black Friday – die Rabattschlacht am Tag nach dem amerikanischen Thanksgiving-Fest. Auch in Deutschland hat sich der Aktionstag samt Cyber Week und anschließendem Cyber Monday inzwischen etabliert. Schon seit Wochen werben Einzelhändler für besondere Angebote in den Schaufenstern und vor allem im Internet.
Mit dabei sind in Hamburg nicht nur die großen Elektronik-Fachmärkte wie MediaMarkt undSaturn, Computerhersteller wie Apple oder Sporthändler wie Adidas, sondern auch Online-Versender wie Otto, lokale Spielzeugläden wie Hartfelder und inzwischen auch die großen Supermarktketten und Discounter. So hat Aldi im Rahmen einer sogenannten Black-Shopping-Week Produkte aus den Bereichen Technik und Haushalt reduziert, Lidl bietet unter anderem die Küchenmaschine Monsieur Cuisine als limitierte Edition in Trendfarbe Schwarz für 444 Euro an.
Black Friday: Wie Hamburger von den Angeboten profitieren
Bei Kaufland gibt es schon seit vergangener Woche Exquisa-Frischkäse, Rotkäppchen-Sekt oder Rotkohl im Glas mit Rabatten von bis zu 50 Prozent. Auch Penny bietet neben Non-Food-Artikel wie einem Bosch-Akkuschrauber für 59,99 Euro statt 146,99 Euro unter anderem auch Cherry-Tomaten zum Black-Friday-Preis von 1,11 Euro statt 1,49 Euro an. Edeka verteilt in dieser Woche für jeden Tag einen Coupon mit täglich steigenden Rabatten von bis zu 25 Prozent für jeweils unterschiedliche Warengruppen.
Black-Week-Klassiker sind allerdings teurere Produkte, allen voran Elektronik und Haushaltsgeräte, aber zunehmend auch Kleidung und Kosmetik. „Den Kundenandrang, den wir früher zu Beginn des Schlussverkaufs kannten, haben wir jetzt am Black Friday“, sagt Jörg Harengerd, Centermanager der Europa Passage. „Gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation sind die Menschen preissensibel und informieren sich vorher genau, wo sie Preisnachlässe erhalten.“ In dem Konsumtempel in der Hamburger City beteiligen sich nahezu alle Geschäfte an dem Schnäppchen-Festival, das – auf den Sonnabend ausgeweitet – unter dem Titel „Black Price Days“ läuft.
AEZ verteilt in Hamburg Geschenke zu Black Friday und erwartet 20 Prozent mehr Kunden
Auch Ludmila Brendel, Chefin des ebenfalls zur Hamburger ECE-Gruppe gehören Alstertal Einkaufszentrums in Poppenbüttel, rechnet mit großem Andrang. „Wir erwarten 20 Prozent mehr Kunden als an einem normalen Freitag“, sagt sie. Mit Gewinnspielen, Helium-Luftballons und kleinen Geschenken wie Tassen, Trinkflaschen und Regenschirmen soll die Kauflaune zusätzlich angeheizt werden.
Die Kaufbereitschaft ist in diesem Jahr Umfragen zufolge so hoch wie noch nie an einem Black Friday in Deutschland. Die Boston Consulting Group hat auf der Basis von 1000 Befragten ermittelt, dass 70 Prozent der Deutschen planen am Black Friday oder am Cyber Monday etwas zu kaufen. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der Handelsverband Deutschland berichtet von einem Anstieg der Kaufwilligen am Black Friday: von 42 Prozent auf rund 50 Prozent. Schätzungen zufolge werden an den Rabatt-Tagen in diesem Jahr Erlöse in Höhe von 5,8 Milliarden Euro erwartet, drei Prozent mehr als 2022.
Hamburger Online-Händler Otto bietet 130.000 Deals im Online-Shop
Auch für den Hamburger Online-Händler Otto sind die Aktionstage Ende November eine feste Größe im Marketing-Fahrplan. Wie schon im vergangenen Jahr gelten die Rabattaktionen auf otto.de zwei Wochen, bis zum 27. November. Nach Angaben eines Sprechers werden 130.000 sogenannte Deals, also Preisnachlässe von 40 bis 80 Prozent angeboten. Insgesamt gibt es auf der Plattform 17 Millionen Produkte. „Der Black-Friday-Effekt ist mittlerweile auch in Deutschland gelernt“, so der Sprecher. Otto rechnet mit einem Umsatzplus in zweistelligen Prozentbereich.
Das gilt ebenso für kleinere Händler. Der Spielwarenhändler Hartfelder mit sieben Standorten in der Hansestadt macht mittlerweile auch mit. „Die Kunden erwarten das“, sagt Chef Nils Hartfelder. Bei ihm gibt es am Freitag 20 Prozent auf alle Produkte vieler Marken, darunter Schleich, Barbie, Playmobil oder Fisher Price. Auch Puzzle sind um 20 Prozent reduziert. „Das sind reelle Reduzierungen auf die Preise, die wird sonst auch bieten“, entgegnet Hartfelder Kritik, dass die Preissenkungen am Black Friday teilweise auch durch vorherige Preiserhöhungen erzielt werden.
Die günstigen Angebote gibt es bei ihm ausschließlich am Freitag. „Wir merken, dass viele auf den Termin warten und dann gezielt einkaufen.“ Bis zu 40 Prozent mehr Kunden erwartet er am Black Friday. „Es ist der vorgezogene Start ins Weihnachtsgeschäft“, so der Spielwarenhändler. Aber nicht der Höhepunkt. Danach gingen die Kundenzahlen bis Weihnachten jedes Wochenende weiter nach oben.
Im Internet gibt es längst verschiedene Seiten, die Rabattaktionen des Einzelhandels für einzelne Städte auflisten und zumindest in Teilen Überblick schaffen. Allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ein Beispiel ist BlackFriday.de, wo bei einer Abendblatt-Stichprobe mehr als 30 Unternehmen aufgeführt wurden. Darunter Adidas, Christ, Deichmann, Ikea, Tchibo oder Tedi.
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Bleibt die Frage, ob sich der Einkauf am Black Friday und den Aktionstagen drumherum wirklich lohnt? Eine Auswertung des Vergleichsportals guenstiger.de kommt zu diesem Schluss. Das Portal hatte im vergangenen Jahr die preisliche Entwicklung von 220 Produkten aus zehn verschiedenen Kategorien untersucht. Dafür wurden Bestpreise am Black Friday mit den günstigsten Preisen einen Monat zuvor und nochmals im Dezember verglichen. Ergebnis: Am Black Friday waren die Preise um im Schnitt zehn Prozent gegenüber dem Vormonat gefallen. Im Dezember mussten die Kunden dagegen 13 Prozent draufzahlen. Die besten Angebote gab es danach im Computer-Bereich, bei Spielwaren, Audio, Haushaltselektronik sowie Baumarktartikeln und Werkzeug.
Trotzdem raten Experten zur Vorsicht. „Man sollte sich vorher genau überlegen, was man wirklich braucht und sich nicht zu vermeintlichen Billigangeboten verleiten lassen“, sagt Julia Rehberg von der Hamburger Verbraucherzentrale. Auch rät sie dazu die Seriosität der Anbieter zu prüfen und Preise zu vergleichen. Denn viele Händler berechnen die ausgezeichneten Rabatte auf die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) der Hersteller, auch wenn die Produkte zuvor schon günstiger angeboten worden waren. Nach der Preisangabenverordnung gilt zwar, dass der niedrigste Preis der letzten 30 Tage angegeben werden muss. „Nur dann kann man wirklich beurteilen, ob ein Angebot wirklich ein Schnäppchen ist“, so Rehberg. Viele Händler würden die Vorschrift aber umgehen.
Black Friday: Bekanntes Hamburger Unternehmen macht nicht mit
Während die Zahl der Einzelhändler, die sich hierzulande am Black Friday beteiligen, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist, gibt es auch Unternehmen, die ganz bewusst nicht mitmachen. „Wir beteiligen uns nicht an den Aktionstagen“, sagt eine Sprecherin des Hamburger Outdoor-Händlers Globetrotter. „Ausufernde Rabatt-Schlachten passen nicht zu unserem Profil.“
Globetrotter verstehe sich als nachhaltiges Unternehmen, das für bewussten Konsum stehe. Am Freitag wirbt der Ausrüster deshalb dafür, dass Kunden getragene Kleidung oder Ausrüstung für den Globetrotter-Secondhand-Bereich in den Filialen in Barmbek und in der Gerhofstraße vorbeibringen können. Bei einem Ankauf gibt einen Gutschein, der direkt eingesetzt werden kann.