Hamburg. Die langjährige Filiale der Restaurantkette im Norden Hamburgs ist verwaist. Liegt es am Mietvertrag – oder dem Konzept an sich?
Etwas irritiert stehen Passanten vor den verschlossenen Türen des Schweinske in Fuhlsbüttel: Dort lesen sie auf einem Zettel, dass die Filiale der alteingesessenen Hamburger Restaurant-Kette in der Hummelsbüttler Landstraße dauerhaft geschlossen ist. Für die Wegas KG, den Franchisenehmer in Fuhlsbüttel, wurde am 21. Juni ein Insolvenzverfahren angeordnet. Der Betrieb war allerdings schon vorher, Ende Mai, eingestellt worden.
Laut Schweinske soll das Aus der Filiale vor allem am dortigen Mietvertrag liegen. „Als Gastronomie-Marke mit hochwertigen Komponenten und dabei vergleichsweise geringen Preisen kann das Konzept keine überteuerten Mieten zahlen. Hierin liegt auch der Grund für die Schließung des Objekts“, teilt Juliane Wallis, Marketingleiterin der Schweinske Franchise GmbH, auf Abendblatt-Nachfrage mit.
Restaurant Hamburg: Schweinske-Filiale nach Insolvenz geschlossen
Allerdings ist aus Kreisen des ehemaligen Betreibers auch zu hören, dass der laufende Mietvertrag noch bis 31. Mai 2025 Gültigkeit gehabt hätte. Und dass der persönlich haftende Geschäftsführer der Wegas KG, Kai Werschke, nach Pandemie, Mindestlohnerhöhung und der Rückkehr zum höheren Mehrwertsteuersatz nicht mehr an den nachhaltigen Erfolg des Schweinske-Konzepts an diesem Standort geglaubt habe. „Gastronomie ist momentan ein schwieriges Geschäft, das sehen wir in unserer Arbeit tagtäglich“, sagt die vorläufige Insolvenzverwalterin, Friederike Kirch-Heim.
Ist das Schweinske-Konzept insgesamt womöglich aus der Zeit gefallen? „Nein“, sagt Marketingleiterin Wallis. Es handele sich im Falle von Fuhlsbüttel nicht um einen generellen Trend. Im Gegenteil: „Aktuell haben wir 27 Betriebe, wir planen in Zukunft die Eröffnung von circa einem Betrieb pro Jahr, was für unsere Kette ein traditioneller Durchschnittswert ist.“ Das Konzept an sich erfreue sich „erneut wachsender Beliebtheit“, so Wallis. „Aus der Zeit scheint hingegen so langsam der vegane Trend zu fallen, der augenscheinlich an die Grenzen seines Wachstums zu stoßen scheint, wenn man beobachtet, dass in der Lebensmittelindustrie damit begonnen wird, diese Produktlinie zu verschlanken und man sich auf ,proteinhaltig‘ konzentriert.“
Ist das rustikale Konzept von Schweinske noch zeitgemäß?
Dass die Margen für die selbstständigen Restaurantbetreiber zuletzt nicht gerade größer geworden sind, stimmt allerdings. Allerorten ist eine Zurückhaltung der Gäste zu spüren, immer mehr Gastronomen ziehen die Reißleine und schließen, weil Hamburger seltener essen und trinken gehen.
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Das dürfte auch Schweinske spüren, wenngleich man dort betont, „dass wir entgegen dem allgemeinen Trend zum Jahresbeginn die Preise nur behutsam angehoben und bei den drei meistverkauften Gerichten gar so belassen haben, als wäre der verminderte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent noch immer gültig. Damit hat sich zwar die interne Ertragskalkulation bei den Mengendrehern um immerhin 12 Prozent verschlechtert, aber insgesamt können wir sagen, dass uns die Gäste die Treue gehalten haben und wir das Niveau vom Vorjahr in etwa haben halten können“, sagt Wallis.
Schweinske: Im Januar erst neue Filiale in Niendorf eröffnet
Man glaube auch daran, neue Franchisepartner gewinnen zu können, die sich „gerade aufgrund der Langlebigkeit unseres Konzepts für uns interessieren“. Auch hier scheine es, „ebenso wie in anderen Bereichen unserer Gesellschaft, eine Tendenz zum Altbewährten zu geben“, so die Marketingchefin. Ein Beleg dafür: In Hamburg-Niendorf hat erst im Januar dieses Jahres eine neue Filiale eröffnet.