Hamburg. Standorte von Go by Steffen Henssler geschlossen. Gut 50 Beschäftigte verlieren Job. Hamburger Promi-Koch äußert sich in einem Podcast.

  • Mehrere Restaurants von „Go by Steffen Henssler“ in Deutschland haben Insolvenz beantragt – auch in Hamburg
  • Steffen Henssler äußert sich in Podcast mit Philipp Westermeyer nebulös zu Sushi-Kette
  • Wie es mit den Lokalen und dem Unternehmen weitergehen soll

Beim Staffelfinale seiner Kochshow „Grill den Henssler“ hatte Steffen Henssler mal wieder die Nase vorn. Millionen Zuschauer verfolgten, wie der erfolgsverwöhnte Hamburger TV-Koch seine prominenten Gegenspieler, den ehemaligen Fußballprofi Kevin Großkreutz, Komiker Chris Tall und Cathy Hummels, Influencerin und Ex-Ehefrau von Fußballprofi Mats Hummels, beim Kochwettkampf im Zeichen der bevorstehenden EM glatt abservierte. Kein Einzelfall: Nichtmal Koch-Konkurrent Tim Mälzer konnte ihn beim Aufeinandertreffen bei „Kitchen Impossible“, (Ausstrahlung am 9. Juni auf Vox), aus dem Konzept bringen.

Im wahren Leben hat der 51-Jährige allerdings gerade weniger Grund zur Freude. Mehrere Firmen, die zu der Sushi-Kette Go by Steffen Henssler gehören, haben in den vergangenen Tagen beim Amtsgericht Frankfurt sowie beim Amtsgericht Hamburg Insolvenz angemeldet. Betroffen sind nach aktuellem Stand sieben Ableger der Lieferkette in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, München, Stuttgart und auf Sylt. Auch ein Unternehmen mit Sitz in Hamburg, die S&M Go GmbH, ist dabei.

Steffen Henssler: Mehrere Firmen des Hamburger TV-Kochs in Insolvenz

Offenbar läuft es schon länger nicht rund bei dem Gastro-Projekt des umtriebigen Koch-Unternehmers. Auf Abendblatt-Anfrage erklärte ein Sprecher der Rechtsanwaltskanzlei White & Case, deren Juristen Andreas Kleinschmidt und Sven-Holger Undritz als vorläufige Insolvenzverwalter vom Gericht eingesetzt wurden, dass sechs Go-Filialen ihren Betrieb eingestellt haben, in Düsseldorf, Hamburg, München und auf Sylt sogar bereits im vergangenen Jahr. In Frankfurt und Berlin ist seit Mai Schluss. Insgesamt haben den Angaben zur Folge 35 fest angestellte Beschäftigte und 20 Aushilfen ihren Job verloren. Für sie soll nun Insolvenzgeld beantragt werden.

Steffen Henssler bei der Eröffnung des Restaurants und Lieferdienstes Henssler Go in Hamburg-Rotherbaum im Jahr 2018.
Steffen Henssler bei der Eröffnung des Restaurants und Lieferdienstes Henssler Go in Hamburg-Rotherbaum im Jahr 2018. © picture alliance / Geisler-Fotopress | gbrci/Geisler-Fotopress

„Aktuell dürfte nur noch Stuttgart geöffnet sein und auch eine Fortführungsperspektive haben“, so der White-&-Case-Sprecher. Hier liefen aktuell Verhandlungen zur Übernahme und zum Weiterbetrieb. In dem Betrieb arbeiten sechs Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie 20 Aushilfen. In Hamburg ergab eine Stichprobe des Abendblatts, dass die drei Go-Standorte an der Lagerstraße (St. Pauli), an der Rothenbaumchaussee sowie an der Beselerstraße (Groß Flottbek) weiterhin liefern.

Steffen Henssler: Go-Kette soll restrukturiert werden

Steffen Henssler, zu dessen Unternehmen Henssler Food Concepts AG die in Schieflage geratenen Firmen gehören, reagierte nicht auf Abendblatt-Anfrage. Auch der Vorstand der Dachfirma, Matthias Weise, sowie Geschäftsführer Denny Herok antworteten nicht auf Mails.

Der 51-jährige Henssler hatte in einem Podcast mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer zu dem Go-Konzept, das er kurz vor der Corona-Pandemie gestartet hatte, ohne konkret auf die Insolvenzanmeldungen angesprochen zu werden, etwas nebulös gesagt: „Wir sind extrem groß gewachsen, es sind auch Investoren reingekommen noch und nöcher.“

Doch zu viele Köche würden bekanntlich den Brei verderben. Streit zwischen Investoren habe zu hohen Anwaltskosten geführt: „So viel Sushi kannst du gar nicht wegfahren, wie du verdienen musst.“ Aktuell werde die Sushi-Kette daher restrukturiert: „Die Kerninvestoren sind jetzt drin, wir sind wieder voll dabei und gehen wieder in dieses Wachstum so ein bisschen rein.“ Sogar neue Standorte seien geplant.

Im vergangenen Jahr hatte die Henssler Food AG laut einer Pressemitteilung einer beteiligten Wirtschaftskanzlei noch eine „Kapitalerhöhung im Millionenbereich“ angekündigt. Diese „bildete die finanzielle Grundlage für die strategische Neuausrichtung und Wachstumsstrategie des bundesweit renommierten und erfolgreichen Food-Konzerns“, hatte es damals geheißen. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung soll auch Henssler persönlich frisches Geld nachgeschossen haben.

Wie es jetzt weitergeht, ist allerdings offen. Hinter Hensslers Go-Kette steckt ein komplexes Firmengeflecht. Die Insolvenzverwalter wollten sich nicht zu konkreten Schritten äußern. „Wir müssen uns erst mal einen Überblick verschaffen“, hieß es von der Kanzlei White & Case.

Henssler-Vater Werner: „Das Ganze ist ein Albtraum“

Außer mit dem Go-Konzept ist Steffen Henssler noch mit der Ahoi-Kette am Markt vertreten. Die Sushi-Kette Happi, die er mit seinem Bruder gegründet hatte, haben die beiden vorerst zurückgezogen. Auch das edle Ishi by Henssler in Berlin ist geschlossen.

Hensslers Vater Werner, Mitgründer der Urzelle des Gastro-Imperiums Henssler & Henssler an der Großen Elbstraße in Hamburg-Altona, sagte dem Abendblatt. „Das Ganze ist ein Albtraum. Wir bekommen ständig Anrufe, ob wir auch zumachen.“ Henssler & Henssler, das Henssler senior gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Rocky und Toni betreibt, habe aber wirtschaftlich nichts mit den Problemen bei den anderen Restaurants zu tun. „Bei uns läuft der Betrieb ganz normal.“