Hamburg. Mit ihrer Idee schaffen es Schüler vom Christianeum unter die bundesweit besten Geschäftsideen. Ein großer Händler zeigt Interesse.

Es ist eine Idee, bei der man sich fragt, warum es das Produkt auf dem lukrativen Sportmarkt nicht längst gibt. Entwickelt in den Innovationsteams bei Sportschuhherstellern wie Adidas, Nike & Co. Tatsächlich aber haben sich fünf Hamburger Gymnasiasten einen Prototyp für einen Tennisschuh mit austauschbarer Sohle ausgedacht.

„Je nachdem, welchen Belag ein Tennisplatz hat, braucht man unterschiedliche Sohlenprofile“, sagt der Schüler Friedrich Tiedge. Mindestens zwei unterschiedliche Schuhpaare, eines für Sand und eines für die Halle, haben die meisten Tennisspieler hierzulande deshalb im Schrank. Das muss doch einfacher gehen, haben sich Oberstufenschüler am Christianeum in Othmarschen überlegt und wollen mit ihrer Geschäftsidee SoleSwap künftig für mehr Flexibilität auf dem Tennisplatz sorgen. Mit ihrem Projekt haben das Team bis ins Finale des bundesweiten Schülerwettbewerbs Business@school der Unternehmensberatung Boston Consulting Group geschafft.

Wechselsohle für Tennisschuhe – eine Erfindung aus Hamburg

Aber der Reihe nach: Die fünf sind Friedrich Tiedge, Jan-Philipp Teichler, Eryk Horodyski, Kurt Kroschewski und Sebastian Lorenz, alle 17 Jahre alt. Sie haben das Wirtschaftsprofil des Christianeums belegt. Die Praxisaufgabe im elften Schuljahr lautet: mit einer eigenen Geschäftsidee an dem Schülerwettbewerb teilzunehmen und damit die Gründerfähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Sportler sind sie alle, zwei von ihnen spielen Tennis. Das war der Ausgangspunkt für ihre Multifunktionsschuhe für drinnen und draußen. „Das ist nicht nur praktisch, sondern auch nachhaltig“, sagt Jan-Philipp. Das leuchtet ein, aber einen neuen Schuhtypen zu entwickeln, ist schon eine Herausforderung.

Christianeum Hamburg: Geschäftsidee SoleSwap schafft es ins Finale

„Wir haben erst überlegt, die Sohle komplett austauschbar zu machen“, sagt Kurt. Aber, das wurde durch die aktiven Tennisspieler schnell klar, funktioniert nicht. „Beim Aufschlag zum Beispiel ist die Belastung zu hoch“, sagt Eryk. So entstand die Idee, austauschbare Elemente zu verwenden, die man wie ein Puzzle in den stabilen Sohlenrahmen einsetzt. Ratschläge und Tipps holten sie sich bei lokalen Schustern und Orthopäden.

SoleSwap: In einer Computer-Animation haben die Schüler des Christianeums das Prinzip ihrer modularen, austauschbaren Sohlen für Tennisschuhe veranschaulicht.
SoleSwap: In einer Computer-Animation haben die Schüler des Christianeums das Prinzip ihrer modularen, austauschbaren Sohlen für Tennisschuhe veranschaulicht. © Soleswap | Soleswap

So entstand über Monate in teilweise nächtelanger Arbeit das erste SoleSwap-Modell mit sechs sogenannten Wechsel-Compartments, die mit einer Nut sicher befestigt werden. „Der Austausch würde nach unseren Berechnungen zwischen fünf und zehn Minuten dauern“, sagt Sebastian.

Parallel schrieben die Schüler an ihrem Businessplan, die Voraussetzung für die Teilnahme an dem Wettbewerb. Sie entwarfen das Design und die Profile für insgesamt vier unterschiedliche Platzuntergründe. Sie betrieben Marktforschung, ließen einen verkleinerten Prototyp in einem 3-D-Drucker drucken. Um das komplexe Projekt besser zu veranschaulichen, gaben sie außerdem eine computergestützte Animation in Auftrag. Und sie erdachten sich für ihre Geschäftsidee einen Namen: SoleSwap, auf Deutsch Sohlentausch.

Der Multifunktionsschuh aus Hamburg soll 159,99 Euro kosten

Zu den Aufgaben gehörte auch, eine Finanzierung für die Produktion und einen Plan für die Rückzahlung der Investitionen zu erstellen. Nachdem sie Kostenvoranschläge für die ersten 2000 Paare eingeholt hatten, setzten sie einen Preis für ihren Multifunktionsschuh fest: 159,99 Euro. Nicht gerade billig, aber das hatten die SoleSwap-Erfinder von Anfang an einkalkuliert. „Wir glauben, dass Tennisspieler bereit sind, mehr Geld auszugeben als andere Sportler“, sagt Friedrich. Auch einen virtuellen Abnehmer fanden sie.

Mit ihrer Idee setzte sich das Fünfer-Team bei den internen Schulentscheiden durch. Das war der Anfang der Erfolgsgeschichte von SoleSwap. „Es ist toll, wie sich die Schüler in den einzelnen Phasen des Wettbewerbs entwickeln und selbstständiger werden. Anders als im Unterricht machen sie die Erfahrung von echten Erfolgen und echten Misserfolgen“, sagt Inga Beyer, die zusammen mit ihrem Kollegen Dennis Bülow die Profiljahrgänge im Wechsel betreut.

Mehr Wirtschaftsthemen

Die Lehrerin schätzt auch, dass die Jugendlichen über die Beratung während des Wettbewerbs direkt mit Entscheidern aus der Wirtschaft zu tun haben. „Die Teilnahme ist eine Chance, Leistung zu zeigen und zu erleben, dass man dadurch mehr Chancen hat“, sagt Beyer. Das Christianeum beteiligt sich seit 15 Jahren an dem Wettbewerb und hat bereits einige Landessieger hervorgebracht.

Immer wieder gibt es aus der Wirtschaft Forderungen, das Thema Unternehmertum und Gründergeist fester im Unterricht zu etablieren. Nach Angaben der Schulbehörde gibt es in Hamburg derzeit an 14 Schulen ein Wirtschaftsprofil in der Studienstufe. Zudem finden sich an weiteren 45 Schulen Wirtschaftskurse auf grundlegendem Anforderungsniveau, das entspricht einem Anteil von 40 Prozent der Studienstufen. „Die Tendenz war in den letzten zehn Jahren leicht steigend“, sagt Behördensprecher Peter Albrecht.

Großes Lob für die Schüler-Idee SoleSwap aus Hamburg vom Mammut-Chef

Die Othmarschener Schüler konnten sich beim Wettbewerb business@school im April auch auf Landesebene durchsetzen. „Als Sportler finde ich die Geschäftsidee klasse“, sagte Jurymitglied Heiko Schäfer, Geschäftsführer der Mammut Sports Group. „Das Team hat ein beeindruckendes Produktkonzept vorgestellt und es durch ausführliche Marktforschung detailliert begründet.“ Bundesweit haben sich 1000 Schülerinnen und Schüler an 70 Schulen an dem Wettbewerb beteiligt und wurden von 400 Betreuern aus der Wirtschaft unterstützt.

Für SoleSwap soll es weitergehen, auch wenn das Hamburger Projekt es nicht unter die ersten drei beim Bundesfinale in München geschafft hat. „Wir wollen mit unserer Innovation den Tennismarkt revolutionieren“, sagt Jan-Philipp selbstbewusst. Es gibt Pläne, dass sie sich bei Start-up-Wettbewerben vorstellen wollen. „Durch den Wettbewerb ist eine Firmengründung viel realer geworden“, sagt Eryk, der sich nach dem Abitur 2025 ein Studium in dem Bereich vorstellen kann.

Tennis Point hat Interesse an der Idee aus Hamburg

Tatsächlich steht schon ein reales Investorengespräch auf dem Plan. Tennis Point, der bundesweit größte Händler für Tennisbedarf, will sich die Ideen des SoleSwap-Teams zumindest anhören. Es könnte also wirklich etwas werden, mit den Multifunktionsschuhen für Tennisspieler. Dass es das Produkt bei den großen Sportartikelherstellern noch nicht im Sortiment gibt, haben die Schüler analysiert, „liegt vor allem daran, dass sie sich ihre Geschäfte nicht kaputt machen wollen.“ Jetzt setzen die Schüler darauf, dass sich das ändert.