Hamburg. Insolventes Unternehmen hat gerade Investor gefunden. Nun soll Filialnetz weiter schrumpfen. Hamburger Einkaufscenter wohl betroffen.

Der Schuhhändler Görtz kommt nicht zur Ruhe. Nachdem das Hamburger Traditionsunternehmen im September vergangenen Jahres Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet und im laufenden Sanierungsverfahren bereits rund 80 Geschäfte geschlossen hat, stehen jetzt weitere Filialen vor dem Aus.

Genaue Angaben macht Görtz nicht. Nach Abendblatt-Informationen könnte aber auch Hamburg erneut betroffen sein. Die Kette hatte die Zahl ihrer Schuhläden in der Hansestadt in den vergangenen Monaten bereits von 14 auf aktuell sieben reduziert.

„Im Rahmen des Sanierungsverfahrens sind wir gehalten, das Filialnetz laufend zu überprüfen, und müssen unverzüglich handeln, wenn einzelne Filialen auf Sicht nicht wirtschaftlich arbeiten“, teilte eine Sprecherin auf Abendblatt-Anfrage schriftlich mit. Die Schließungen seien für die Geschäftsführung eine schwere Entscheidung, zu der es aber keine Alternative gebe, ohne die Sanierungschancen von Görtz zu gefährden. Geplanter Termin ist „zu Ende Juli“. Erneut wird es auch Entlassungen geben.

Görtz: Hamburger Schuhhändler soll 19 Mietverträge für Filialen gekündigt haben

Zuerst hatte das Branchenblatt „Textilwirtschaft“ berichtet. Den Angaben zufolge soll der Schuhhändler 19 Vermietern eine Kündigung geschickt haben. Dabei mache Görtz von dem Recht Gebrauch, im Rahmen der Ende März beim Gericht angezeigten drohenden Masseunzulänglichkeit Mietverträge außerordentlich zu kündigen.

Hintergrund ist, dass im ersten Quartal 2023 die Geschäfte deutlich schlechter waren als erwartet. Allerdings liefen derzeit Nachverhandlungen, wodurch sich die Anzahl der Schließungen verringern könnte. Inzwischen wurde bekannt, dass die Görtz-Läden in Hannover und Heidelberg dichtmachen.

Görtz-Filiale im Wandsbek Quarree steht offenbar zur Disposition

Auch die Filiale im Wandsbek Quarree steht offenbar zur Disposition. „Wir sind im Gespräch“, sagte Centermanager Frank Klüter dem Abendblatt. In der Europa-Passage, im Elbe-Einkaufszentrum sowie im Alstertal-Einkaufszentrum werden die Mieterverträge nach Angaben eines Sprechers von Betreiber ECE weitergeführt.

Gleiches gilt für das Mercado in Ottensen. Auch im City-Center Bergedorf liegt laut Centerchef Lutz Müller derzeit „keine Kündigung vor“. Der Flagshipstore in der Hamburger City gilt ebenfalls als sicher.

Erst vor zwei Wochen hatte Görtz den Einstieg eines neuen Geldgebers angekündigt. „Wir freuen uns, dass wir einen neuen Investor für Görtz gefunden haben, mit dem wir nun positiv nach vorne blicken können. Es geht weiter“, werden die Görtz-Geschäftsführer Frank Revermann und Tobias Volgmann in einem schriftlichen Statement zitiert.

Demnach ist eine entsprechende Investorenvereinbarung bereits geschlossen und notariell beurkundet. Der Name und weitere Details wurden nicht genannt.

Zuvor war das Münchener Unternehmerpaar Burkhard und Leonie von Wangenheim überraschend als Hauptgesellschafter abgesprungen. Sie hatten mit ihrer Fürderhin GmbH erst im Februar die Anteile von Gründerfamilie Görtz übernommen.