Hamburg. Hamburger Energiewerke verdienen mit teurer grüner Energie viel Geld. Es geht an den Finanzsenator – dabei braucht die Firma es selbst.

Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) dürfte sehr zufrieden sein mit seinem für Umwelt und Energie zuständigen Kollegen Jens Kerstan (Grüne). Der ist qua Amt auch Aufsichtsratsvorsitzender des städtischen Energieanbieters Hamburger Energiewerke (HEnW). Und die HEnW haben im vergangenen Jahr mit der Lieferung von Fernwärme und Ökostrom immerhin gut 86 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Die fließen nun an die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement und damit praktisch in Dressels Hände.

Energiepreise: So viel Gewinn macht Hamburg mit Fernwärme und Ökostrom

Von einem „erheblichen Beitrag für den Haushalt“, sprach Kerstan am Montag bei der Präsentation der HEnW-Jahresbilanz. Bei 1,53 Milliarden Euro Umsatz ergibt sich aus dem Gewinn eine Umsatzrendite von gut 5,6 Prozent. Das ist recht ordentlich.

Die HEnW-Geschäftsführung um Christian Heine hätte durchaus Verwendung gehabt für den 86,2-Millionen-Euro-Gewinn. Sie plant für die sogenannte Hamburger Wärmewende, mit der das Stadtnetz bis 2045 klimaneutral werden soll, allein in den Jahren 2022 bis 2028 Investitionen in Höhe von 2,85 Milliarden Euro: Umbau von Kohlekraftwerken, neue Wärmeleitungen, Fotovoltaik- und Windparks, Anschluss von mehr als 200.000 Hamburger Haushalten an die Fernwärme in den kommenden Jahren, der Bau von allerlei Energiespeichern und riesigen Wärmepumpen, die Energie etwa aus Klärwerks-Abwasser gewinnen – all das kostet sehr viel Geld.

Heizen Hamburg: „Nachfrage nach Fernwärmeanschluss ist irre hoch“

„Die Nachfrage nach Fernwärmeanschlüssen ist irre hoch“, sagte Vertriebsgeschäftsführer Michael Prinz. Technik-Geschäftsführerin Kirsten Fust bemühte bei der Vorstellung neuer Anlagen Superlative und zog Größenvergleiche zur Elbphilharmonie.

Klar ist: Letztlich bezahlen werden das die Fernwärme- und Ökostrom-Kunden des städtischen Unternehmens. Denn anders als etwa bei den Abwasserleitungen von Hamburg Wasser, in deren Instandhaltung und Ausbau sämtliche Gebühren der Kunden investiert werden, geht der HEnW-Gewinn eben an den Finanzsenator.

HEnW machen hohen Gewinn – und verschulden sich heftig

Das städtische Unternehmen dagegen besorgte sich allein im vergangenen Jahr 650 Millionen Euro am Kapitalmarkt für seine Investitionen. „Für durchschnittlich 3,8 Prozent Zinsen“, sagte Christian Heine. Zumindest einen Teil der knapp 25 Millionen Euro Zinsen hätten sich die HEnW sparen können, wenn sie ihren Gewinn selbst hätten verwenden dürfen.

Wie sehr die Milliarden-Investitionen den Fernwärmepreis des Unternehmens in den kommenden Jahren nach oben treiben, lasse sich nicht kalkulieren, sagte Michael Prinz. „Das ist von sehr vielen unvorhersehbaren Faktoren abhängig.“ Christian Heine betonte, der Fernwärmetarif liege aktuell „im unteren, mittleren Bereich“.

Ökostrom: Energiewerke gehören zu den teuersten Anbietern

Beim Ökostrom gehören die Hamburger Energiewerke dagegen zu den teuersten Anbietern. Man muss auf Vergleichsportalen schon sehr lange suchen, um einen noch teureren zu finden. Umweltsenator und HEnW-Chefaufseher Kerstan räumte ein: „Wir gehören sicherlich zu den teureren Anbietern.“ Aber das sei Teil des Geschäftsmodells, in dem Kunden den Bau neuer Anlagen zur Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Quellen mitfinanzieren. „Die gute Nachricht ist: Das ist es den Kunden auch wert.“

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Dass die HEnW ihren Millionengewinn an den Finanzsenator überweist, statt ihn selbst zu verwenden, damit „kann ich gut Leben“, sagte Kerstan. Aus seiner Sicht kann Andreas Dressel so hohe Einnahmen aus Fernwärme und Ökostrom aber nicht dauerhaft einplanen. Kerstan: „Es wird bestimmt Jahre mit weniger Gewinn geben, oder auch mal eine schwarze Null.“