Hamburg. Wenn der Vermieter weiter auf fossile Energie setzt, drohen hohe Kosten für Mieter. Aber auch eine Wärmepumpe ist für sie nicht gratis.

Der Rat kam vom Schornsteinfeger, nachdem er die alte Gasheizung in dem schlecht gedämmten, vermieteten Einfamilienhaus im Süden Hamburgs begutachtet hatte: Am einfachsten sei es für den Vermieter, wenn der jetzt noch einmal eine Gasheizung einbaut. Das ist zwar möglich, auch wenn das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Heizungen mit erneuerbarer Energie favorisiert, bereits seit Anfang Januar in Kraft ist. „Doch was bedeutet das für mich, wenn mein Vermieter eine solche Entscheidung trifft?“, fragt sich Bewohner Thomas S. Wie sieht es später mit den Betriebskosten aus, wenn der CO₂-Preis immer weiter steigt?

In der Tat gibt es mit dem GEG für Bestandsbauten und sogar für Neubauten in Lückenschließungen ein mehrjähriges Zeitfenster, in dem es noch möglich ist, die alte Heizung nochmals mit einer Erdgasheizung zu erneuern. „In der Übergangszeit zwischen Anfang 2024 und dem Zeitpunkt, an dem die Wärmeplanung der jeweiligen Kommune greift, dürfen neue Heizungen mit fossilen Brennstoffen noch eingebaut werden“, bestätigt eine Sprecherin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Hamburg hat spezielle Auflagen für neu eingebaute Gasheizungen

Nach Angaben der Umweltbehörde wird die Hamburger Wärmeplanung „vor Mitte 2026“ vorliegen. Dann schließt sich das Zeitfenster für den Einbau einer Gasheizung. Bereits im Februar hatte die Umweltbehörde eine Karte veröffentlicht, wo Fernwärme möglich sein wird und wo nicht. Allerdings bringen die Angaben noch keine endgültige Klarheit für die Bewohner. Rund ein Viertel der Hamburger Haushalte wird auch künftig nicht an ein Wärmenetz angeschlossen werden können, so wie Thomas S.

Der Einbau einer Gasheizung ist in Hamburg auch jetzt schon mit Auflagen versehen, die es zwar im GEG nicht gibt, aber im Hamburger Klimaschutzgesetz. Danach muss dem Erdgas 15 Prozent Biomethan beigemischt sein. Damit fangen für den Mieter, der sich selbst um die Gasbeschaffung kümmern muss, die Probleme schon an.

Erdgas-Tarife mit Biomethan sind selten und teurer

Denn die Auswahl der Tarife ist sehr begrenzt. Für Hamburg gibt es nur zwei Anbieter: Vattenfall und Hamburg Energie, die die Vorgaben erfüllen. Denn viele Anbieter beschränken ihren Biogas-Anteil auf zehn Prozent. Erdgas mit einem Biogasanteil von 15 Prozent kann bis zu 4,8 Cent teurer sein als normales Erdgas beim günstigsten Anbieter.

„Ich kann Mieter nur davor warnen, sich auf eine solche Lösung einzulassen“, sagt Rolf Bosse, Geschäftsführer des Mietervereins zu Hamburg. Zwar können Mieter über die künftige Heizung nicht bestimmen, „aber Mieter sollten darauf drängen, dass auch andere Alternativen geprüft werden und nicht die einfachste Variante gewählt wird.“

Mieterverein: Mieter kann nicht zum Bezug von Biomethan verpflichtet werden

Bei einem Verbrauch von 25.000 Kilowattstunden Gas in dem Haus von Thomas S. würde sich die jährliche Energierechnung beim Öko-Tarif von Vattenfall (9,01 Cent pro kWh) auf 2167 Euro belaufen, das sind rund 300 Euro mehr als beim günstigsten Anbieter von normalem Erdgas. Beim Öko-Tarif von Hamburg Energie (11,42 Cent pro kWh) liegen die Mehrkosten schon bei 1145 Euro, was an einem generell über dem Marktdurchschnitt liegenden Gaspreis von mehr als zehn Cent liegt – unabhängig vom Biogasanteil.

Aber kann der Mieter überhaupt zum Bezug von Biogas verpflichtet werden? „In einem bestehenden Mietvertrag können dem Mieter neue Pflichten nur in einem sehr begrenzten Umfang auferlegt werden“, sagte Bosse. Nach seiner Einschätzung gehört der Bezug von Biogas nicht dazu. „Wenn es später Probleme gibt, weil das vielleicht mal kontrolliert wird, liegt der Schwarze Peter beim Vermieter.“

Schornsteinfeger sollen Einhaltung der Pflichten kontrollieren

Anders sieht es aus, wenn der Vermieter für den Bezug des Brennstoffs zuständig ist. „Wenn er dann teureres Biogas einkauft, kann sich der Mieter nicht dagegen wehren“, sagt Bosse.

Die Umweltbehörde spricht auf Nachfrage von anlassbezogenen Überprüfungen, ob der Anteil von Biogas eingehalten wird. „Dafür ist die Brennstofflieferung mit 15 Prozent Biomethan innerhalb von 18 Monaten nachzuweisen“, sagt die Sprecherin der Umweltbehörde. Später soll die Kontrolle von den Schornsteinfegern übernommen werden.

Vorgeschriebener Anteil von Biomethan am Erdgas fällt immer höher aus

Mit der Zeit steigt das Kostenrisiko für den Mieter noch. „Eine jetzt noch eingebaute Gasheizung wird für den Mieter zu einer Kostenfalle“, sagt Bosse. Denn für eine nach dem 1. Januar 2024 eingebaute Gasheizung muss ab dem Jahr 2035 ein Gas mit einem Biomethananteil von 30 Prozent bezogen werden. Gemessen an heutigen Marktpreisen würde das die jährliche Energierechnung von Thomas S. auf 3857 Euro katapultieren.

Die Deutsche Energie-Agentur dena hat in einer Studie die Entwicklung des Biomethanbedarfs auf Basis des GEG untersucht. Danach wird der Bedarf an Biomethan signifikant steigen wird, wenn Erdgas und dessen erneuerbare Substitute weiterhin eine bedeutende Rolle in der Wärmeversorgung spielen. Denn ab 2040 muss dann ein Biomethan-Anteil von 60 Prozent beim Einsatz von Erdgas sichergestellt sein. Das würde zu Mehrkosten von 58 Prozent im Vergleich zum Einsatz von reinem Erdgas führen.

Steigende CO2-Steuer verteuert Gaspreis zusätzlich

Doch unabhängig vom Marktpreis für Erdgas steigt auch die CO₂-Steuer, die Erdgas weiter verteuert. „Deshalb besteht auch eine Beratungspflicht vor dem Einbau von Gas- oder Ölheizungen aufgrund der hohen Risiken hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit“, sagt die Sprecherin der Umweltbehörde. Nur bis Ende 2026 funktioniert der CO₂-Preis wie eine Steuer, die vorher festgelegt ist, unabhängig von der ausgestoßenen CO₂-Menge.

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Ab 2027 wird dieses Preissystem in einen europäischen Markt für Brennstoffe übergeführt. Dann wird aus der Steuer ein Preis, der aufgrund eines Handels auf einem Markt entsteht. Experten rechnen mit deutlich höheren CO₂-Preisen pro Tonne. Das Vergleichsportal Verivox hat für diese Zeitung ausgerechnet, wie stark der Gaspreis auf Basis des aktuellen Durchschnittspreises von 9,8 Cent/kWh steigen würde. Bei einem CO₂-Preis von 100 Euro pro Tonne wären das 10,99 Cent/kWh und bei einem CO₂-Preis von 150 Euro 12,07 Cent/kWh. Allerdings muss der Vermieter einen Teil der CO₂-Kosten selbst tragen. Je schlechter die Energieeffizienz des Hauses, desto höher sein Anteil.

Mieter werden an Kosten für Wärmepumpe beteiligt

Aber auch der Einbau einer Wärmepumpe bleibt für den Mieter nicht ohne zusätzliche Kostenbelastung. Die Kosten für die Erneuerung der Gasheizung können nicht auf den Mieter umgelegt werden. Beim Einbau einer Wärmepumpe sieht das anders aus. Dann kann die Miete um 50 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche dauerhaft erhöht werden. Voraussetzung ist, dass der Vermieter die staatliche Förderung für Wärmepumpen der KfW in Anspruch nimmt.

Aber Vermieter wissen noch nicht, mit welcher Förderung sie rechnen können. „Voraussichtlich können private Vermieter im Mai und gewerbliche Vermieter im August Anträge stellen. Details zu Programminhalten werden dann zeitnah veröffentlicht“, sagt eine Sprecherin der KfW auf Anfrage.

Alternative zur Wärmepumpe ist eine Pelletheizung für schlecht gedämmte Häuser

Beim Haus von Thomas S. müssten zur Wärmepumpe aber noch weitere Dämmmaßnahmen des Hauses kommen, deren Kosten dann auch auf die Miete umgelegt werden können. „Acht Prozent der Kosten können umgelegt werden“, sagt Mietervereins-Chef Bosse. Dabei gibt es Kappungsgrenzen, die von der bisherigen Miethöhe abhängen. Maximal wären das 3,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche an Zusatzkosten durch den Einbau einer Wärmepumpe in Verbindung mit weiteren Dämmmaßnahmen.

Bosse rät dem Mieter auf seinen Vermieter einzuwirken, nach Alternativen zu suchen. Die Forderung aus dem Hamburger Klimaschutzgesetz mit dem 15-prozentigen Biomethan lässt sich auch über andere Maßnahmen erfüllen. Dazu zählen die Installierung einer Solarthermieanlage zur Heizungsunterstützung und zentralen Trinkwarmwasserbereitung oder Dämmmaßnahmen am Gebäude. Doch auch bei diesen Lösungen bleibt das Problem, dass der Gasheizung ab 2035 30 Prozent Biomethan beigemischt werden muss. Von den steigenden CO₂-Kosten bleibt man auch nicht verschont.

Doch es gibt noch eine weitere Möglichkeit: „Die Alternative zur Wärmepumpe ist für ältere Bestandsobjekte die Pelletheizung, weil damit die höheren Vorlauftemperaturen problemlos erreicht werden können“, sagt der Hamburger Energieberater Lars Beckmannshagen. Damit lässt sich der Anteil von 65 Prozent regenerativer Energie beim Heizen problemlos erfüllen. Eine CO₂-Abgabe fällt nicht an. Zumindest bei privaten Eigentümern wird die Pelletheizung genauso gefördert wie eine Wärmepumpe. Ob das dann auch für private Vermieter gilt, muss sich noch zeigen.