Hamburg. Co-Chef Tarek Müller sagt im Abendblatt, wie er auf Billigkonkurrenz aus China reagiert. Unternehmen schreibt Gewinn, Börse verhalten.
Der Hamburger Onlinemodehändler About You hat – wie bereits vor Längerem vorausgesagt – im Geschäftsjahr 2023/24 tatsächlich den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Das bereinigte Vorsteuerergebnis Ebitda lag bei 3,2 Millionen Euro. Im Vorjahr war noch ein Verlust von 137 Millionen Euro ausgewiesen worden.
Die Umsatzerlöse legten um 1,6 Prozent auf 1,935 Milliarden Euro zu. Der Gewinn konnte vor allem durch eine strenge Kostendisziplin erreicht werden, so wurden unter anderem Marketing-, Logistik und Verwaltungsausgaben stark gekürzt. Zudem hat About You auch einen Mindestbestellwert für kostenlose Lieferungen eingeführt. Er liegt in Deutschland bei 29,90 Euro. Die Sparmaßnahmen haben sich nach Angaben von About-You-Co-Chef und Mitgründer Tarek Müller im vergangenen Jahr kaum auf die Arbeitsplätze ausgewirkt. „Wir haben die Zahl der Stellen in etwa konstant halten können“, sagte er dem Abendblatt. In Hamburg hat das Unternehmen rund 1200 Beschäftigte. Und es werden auch Fachkräfte gesucht, vor allem im IT-Bereich.
About You erreicht die Gewinnzone – und hat noch große Pläne
Nun muss About You in den kommenden Monaten nach Meinung von Branchenexperten in einem insgesamt noch eher schwachen Onlinemodemarkt dafür sorgen, dass die Gewinne über ein stärkeres Umsatzwachstum weiter zulegen. Hier setzt das Unternehmen auch auf neue Ideen.
So wollen die Hamburger das angebotene Sortiment deutlich erweitern und neben Markenkleidung und eigenen Modelinien auch Nicht-Marken-Kleidung verkaufen. Die Idee: Fabrikhersteller (ohne Marke) können ihre Jacken, Hosen und T-Shirts über About You anbieten. Dies ist eine Reaktion auf die Billig-Modeplattformen aus Asien. Allerdings stellt Müller klar, dass About You vor allem Fabrikmode aus Europa und der Türkei vertreiben wolle. Asiatische Fabriken könnten allerdings auch darunter sein. „Dieses neue Modell wird uns noch mal einen Wachstumsschub geben.“
Zumindest im vierten Quartal des zurückliegenden Geschäftsjahres konnten die Erlöse bereits um 5,2 Prozent auf 436 Millionen Euro gesteigert werden. Das Unternehmen selbst spricht von der Rückkehr zu einem „soliden Wachstum“.
Weitere Wirtschaftsthemen
- PuttView: Die Hamburger, denen Golf-Star Tiger Woods beim Putten vertraut
- E-Mobilität: Strom wird billiger – an der Ladesäule für E-Autos aber teurer
- Hamburger Unternehmen rufen „Azubi-Notstand“ aus – Deutsch und Rechnen schwach
Im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 erwartet der Vorstand nun ein Umsatzwachstum zwischen einem und zehn Prozent. Zugleich soll das bereinigte Ebitda zwischen zehn und 30 Millionen Euro liegen, also deutlich über dem Wert des Vorjahres. Und auch über das aktuelle Geschäftsjahr hinaus erwartet das Unternehmen wieder zweistellige Wachstumsraten.
„Der angepeilte gesteigerte Gewinn soll vor allem aus einem höheren Umsatz und höheren Margen – aufgrund der Erholung der Rabattintensität – kommen“, sagte Müller. In den vergangenen zwei Jahren seien die Endkundenpreise sehr unter Druck gewesen. Die Modeindustrie habe mit Überkapazitäten und Überproduktion zu kämpfen gehabt. Hohe Rabatte mussten gewährt werden. „Wir sehen seit Monaten, dass der Druck hier nachlässt.“ Müller sieht hier eine Normalisierung des Preisniveaus. „Fast alles ist in den vergangenen zwei Jahren teurer geworden, nur Kleidung war so günstig wie lange nicht.“
An der Börse hat die Aktie in den vergangenen Jahren stark verloren
Die Börse reagierte am Dienstag wenig euphorisch auf die neuen Zahlen und Prognosen. Zwar legte der Kurs zunächst um rund fünf Prozent zu, fiel dann aber stark ab und lag am frühen Nachmittag bei 4,65 Euro, rund ein Prozent im Minus zum Vortag. Müller sprach von einer „Tagesvolatilität“, die man ignorieren sollte.
Allerdings hat die Aktie schon eine längere Talfahrt hinter sich. Seit dem Börsengang im Sommer 2021, als der Kurs bei mehr als 26 Euro lag, hat das Papier mehr als 80 Prozent an Wert verloren. Trotz dieses starken Rückgangs habe sich die About-You-Aktie auch auf längere Sicht besser entwickelt als die Werte der meisten Konkurrenten. Eine Kursprognose will Müller nicht abgeben.