Hamburg. Trucker müssen Stunden vor den Terminals warten. Jetzt räumt der Hafenkonzern HHLA Probleme bei der Slotvergabe ein. Die Folgen.
In Hamburgs Hafen läuft der Betrieb derzeit nicht rund, und viele Trucker sind deshalb sauer. Seit Wochen müssen Lkw-Fahrer, die Container bringen oder abholen, vor den Terminals lange Wartezeiten einplanen, weil sie keine Freigabe zur Einfahrt in den Hafen erhalten. Dabei sollten Staus seit der Einführung eines digitalen Abfertigungssystems eigentlich der Vergangenheit angehören.
„Slotbuchung“ heißt es, und dabei handelt es sich um ein Terminvergabesystem. Wer mit seinem Lkw Ladung bringen oder abholen will, muss sich anmelden und erhält von den Terminals ein Zeitfenster, einen „Slot“. Doch derzeit sind solche Slots kaum zu bekommen, was zu erheblichen Rückstaus im Hafen führt.
Hamburger Hafen ist dicht – Software bremst Lkw aus
Ein Blick ins System zeigt, wie sehr es hakt: Am heutigen Donnerstag ist am Terminal Eurogate zwischen 10 und 19 Uhr kein Slot mehr zu erhalten. Am Containerterminal Tollerort der HHLA (CTT) zwischen 10 und 15 Uhr. Beim Containerterminal Burchardkai (CTB) ist zwischen 11 und 17 Uhr kein Termin mehr frei.
„Für die Truckerdienste ist das derzeit ein echtes Problem“, sagt Stefan Saß, der Geschäftsführer des Vereins Hamburger Spediteure. Die HHLA räumt die Probleme zum Teil ein und erklärt zu den Gründen: „In der vergangenen Woche wurde eine neue Terminalsteuerungssoftware am CTB eingeführt. Durch die umfassende Systemumstellung sowie weitere IT-Störungen externer Dienstleister kommt es am CTB seit der vergangenen Woche teilweise zu Verzögerungen in der Lkw-Abfertigung“, sagte eine Sprecherin des Hafenkonzerns.
HHLA sagt, der Betrieb im Hamburger Hafen laufe „stabil“
„Kurzzeitig mussten auch die Slot-Kapazitäten am CTB eingeschränkt werden, die nun wieder erhöht wurden.“ Aktuell laufe der Betrieb am CTB stabil. Die HHLA arbeite intensiv daran, die Auswirkungen auf die Fuhrunternehmen so gering wie möglich zu halten.
An den anderen HHLA-Containerterminals (CTA in Altenwerder und CTT), so die Unternehmenssprecherin, laufe die Lkw-Abfertigung derzeit wie gewohnt. „Die HHLA informiert die Fuhrunternehmen grundsätzlich laufend und transparent über die aktuelle Situation an ihren Terminals.“ Tatsächlich hat der Hafenkonzern in der vergangenen Woche mehrere Meldungen an die Fuhrunternehmen verschickt, in denen er auf das Problem hinwies.
Hohes Verkehrsaufkommen und weniger Verladezeit
Doch dass das Problem gelöst sein soll, wird von den Betroffenen bezweifelt. Ein Blick ins Buchungssystem für den morgigen Freitag zeigt, dass am Terminal Eurogate zwischen 4 Uhr morgens und 17 Uhr kein einziges Zeitfenster für Lkw frei ist. Die Spediteure haben ihre eigenen Vermutungen, woran das liegt. „Die Terminalbetreiber haben Einfluss auf die Slotvergabe“, sagt Saß. „Wenn ein Terminal vollläuft und zu wenig Personal verfügbar ist, schalten sie einfach weniger Slots frei.“
Eurogate weist hingegen Probleme bei der Slotbuchung zurück. „Das Sytem arbeitet einwandfrei“, sagte der Chef der Unternehmenskommunikation, Steffen Leuthold. Er weist auf etwas anderes hin: „Grundsätzlich ist der Mai mit der hohen Anzahl an Feiertagen und damit kurzen Wochen auf der Lkw-Verladeseite immer schwierig. Ein hohes Verkehrsaufkommen und dadurch die Erhöhung der Truckdurchlaufzeiten lassen sich in dieser Zeit leider nie völlig ausschließen.“
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In diesem Jahr sei eine massive Verschiebung von Großschiffsanläufen aus dem April in den Mai dazugekommen. Dies führe aktuell zu einem sehr hohen Verladebedarf auf der Lkw-Seite bei gleichzeitig geringer Anzahl von Verladetagen. Eurogate habe darauf reagiert. Zum einen seien die Kapazitäten ausgeweitet worden. Zum anderen habe Eurogate die 36-Stunden-Regel eingeführt, wonach das Umbuchen und Stornieren von Slots zukünftig nur noch bis 36 Stunden vor Beginn des Termins ohne Restriktionen möglich sei. Damit reagiere Eurogate auf diejenigen Verlader, die das System ausnutzen und wahllos Slots buchten, ohne diese zu nutzen.