Hamburg. Haushalte, die mit Gas und Öl heizen, müssen mit hoher Nachzahlung rechnen, obwohl Preise jüngst gesunken sind. Was dahintersteckt.

Die Kosten für Heizenergie aus Gas und Öl sind jüngst teils deutlich gefallen. Dennoch müssen sich Mieterinnen und Mieter in Hamburg darauf einstellen, dass ihnen in den kommenden Wochen und Monaten hohe Heizkostenabrechnungen für 2023 präsentiert werden. Hagen Lessing, der Chef des Immobiliendienstleisters ista, warnt vor „unangenehmen Überraschungen“. Er sagt: „Viele Mieterinnen und Mieter werden für die Heizung ihrer Wohnung mehr zahlen müssen als je zuvor.“

Diese Vorhersage basiere auf „realen Daten aus tatsächlichen Abrechnungen“, so Lessing. ista hat sie bei der Auswertung von bundesweit 800.000 Verbrauchsabrechnungen erhoben, die das Unternehmen für 2023 bereits vorgenommen hat. Demnach sind die Kosten pro Kilowattstunde im Vergleich zu 2022 bei Fernwärme um rund sieben Prozent gestiegen, bei Heizöl um 34 Prozent, bei Erdgas sogar um 44 Prozent. Rolf Bosse, der Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg sagt: „Wenn sich das so bestätigt, werden hohe Nachzahlungen viele Haushalte in finanzielle Bedrängnis bringen.“

Heizkosten 2023: Böse Überraschung für viele Mieter in Hamburg

Die Folge der starken Kostensteigerungen: Eine vierköpfige Familie aus Hamburg in einer Vierzimmerwohnung muss 358 Euro mehr für Gas bezahlen als 2022 und 411 Euro mehr, wenn sie mit Öl heizt. Für einen Single in einer 40-Quadratmeter-Wohnung sind es 104 Euro mehr für Gas und 120 Euro mehr für Öl.

Anders als im Bundesdurchschnitt sind die Fernwärmepreise laut ista in Hamburg im vergangenen Jahr dagegen gefallen. Die Familie zahlt 166 Euro weniger als 2022, wenn sie mit Fernwärme heizt, der Single 50 Euro weniger. Ein weiterer Grund für steigende Kosten: Die Hamburger haben 2023 wieder mehr geheizt. Der Durchschnittsverbrauch sei wetterbedingt um sieben Prozent gestiegen, ermittelte ista. Anders als 2022 war Energiesparen beim Heizen offenbar kein großes Thema mehr.

Heizen wird noch teurer, obwohl die Energiepreise fallen

Doch warum steigen die Heizkosten, obwohl Energie billiger geworden ist? Die Antwort ist schlicht: Die Abrechnungen basieren auf Verbrauch und Kosten in den Heizmonaten des vergangenen Jahres – und vor allem Anfang 2023 waren die Preise von Gas und Öl deutlich höher als derzeit. So kostet eine Kilowattstunde Gas Privatkunden, die einen neuen Vertrag abschließen, aktuell durchschnittlich 7,8 Cent. Im ersten Halbjahr 2023 waren es nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes jedoch 12,26 Cent.

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Der Mieterverein-Vorsitzende Bosse weist darauf hin, dass nicht alle Mieter gleichermaßen betroffen sein werden. „Es gibt auch Vermieter, die langfristige Lieferverträge abgeschlossen haben, als die Gaspreise moderat waren.“