Hamburg. Hamburger fahren trotzdem hohen Gewinn ein und wachsen um 900 Mitarbeiter in Fuhlsbüttel. Spohr moniert Lieferverzögerungen bei Airbus.

Die Streikwellen zum Jahresauftakt haben das Ergebnis von Lufthansa Technik stark belastet. In der Tarifauseinandersetzung für das Bodenpersonal des Kranich-Konzerns hatte die Gewerkschaft Ver.di die Beschäftigten mehrfach zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Dadurch sei das Ergebnis des Hamburger Unternehmens im ersten Quartal um rund 25 Millionen Euro belastet worden, teilte der Mutterkonzern Lufthansa am Dienstag mit.

Beim operativen Gewinn (Adjusted Ebit) fielen dennoch 116 Millionen Euro an. Ohne den Effekt durch die Arbeitskampfmaßnahmen hätte das Ergebnis sogar über dem des guten Vorjahres gelegen, sagte Konzernchef Carsten Spohr in einer Journalistenrunde. Letztlich waren es 14 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz legte um 15 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zu.

Lufthansa Technik: Hohe Streikkosten drücken das Ergebnis

Grundsätzlich profitiere Lufthansa Technik weiterhin von einer soliden und guten Nachfrage im Luftverkehr, so Spohr: „Letztendlich steigt der Bedarf an Wartungs-, Überholungs- und Reparaturleistungen in allen Märkten global stark an.“ Nachdem der Weltmarktführer in diesem Bereich 2023 mehr als 1000 neue Verträge im Umfang von 8 Milliarden Euro abgeschlossen hatte, waren es im ersten Quartal erneut 174 Abschlüsse.

Um die vielen Aufträge abarbeiten zu können, schreitet der Personalaufbau voran. Ende März 2024 arbeiteten mehr als 23.000 Menschen für das Unternehmen. „Die Anzahl unserer Mitarbeitenden ist damit um mehr als 2000 innerhalb eines Jahres gestiegen“, sagte Finanzvorstand William Willms. Am Firmensitz in Hamburg wuchs die Zahl um 900 auf 10.093 Beschäftigte.

Lufthansa Technik will so viel verdienen wie im Rekordjahr 2023

Lufthansa Technik strebt trotz des schwierigen ersten Quartals ein Ergebnis auf Vorjahresniveau an. Damals gab es einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern von 628 Millionen Euro – so viel wie nie. Schwierigkeiten bei der Materialversorgung und die höheren Personalkosten würden das Unternehmen aber künftig erheblich beschäftigten.

Zum Jahresauftakt gab es immer wieder Arbeitsniederlegungen im Lufthansa-Konzern, auch bei der Hamburger Technik-Tochter.
Zum Jahresauftakt gab es immer wieder Arbeitsniederlegungen im Lufthansa-Konzern, auch bei der Hamburger Technik-Tochter. © DPA Images | Ulrich Perrey

Nach zähen Verhandlungen einigte man sich mit Ver.di auf monatliche Gehaltssteigerungen von 14,6 bis 20,2 Prozent. „Wir werden deutlich effizienter werden müssen, um das auszugleichen“, sagte Willms.

Lufthansa-Chef Spohr sieht Entspannung bei den Ticketpreisen

Das Motto gilt wohl für den gesamten Konzern, für den die Streikkosten auf etwa 350 Millionen Euro beziffert wurden. Der operative Verlust lag bei 849 Millionen Euro. Den Großteil davon steuerten im traditionell schwachen Jahresauftaktquartal die Fluglinien bei. Nun sollen bei den Airlines die Sachkosten reduziert, Neuprojekte gestoppt und Einstellungen im administrativen Bereich geprüft werden. Passagiere sollen von dem Sparprogramm nicht betroffen sein.

Die Buchungen im Kranich-Konzern laufen wieder sehr gut. Im Vergleich zum sehr starken Sommer 2023 sei die Zahl bisher um 16 Prozent gestiegen. „Wir werden einen weiteren Supersommer haben im Luftverkehr 2024“, sagte Spohr und sieht nach den stark gestiegenen Ticketkosten in den vergangenen Jahren, dass sich „die Preise mehr oder weniger flach fortbewegen“.

Spohr: Jeder neue Airbus A320neo kommt 5,5 Monate zu spät

Die fliegende Flotte stellt den Konzern allerdings vor große Herausforderungen – und das hängt auch mit Airbus zusammen. „Bei der A320neo-Maschine haben wir zurzeit Auslieferungsprobleme. Wir haben 5,5 Monate Verzögerung im Durchschnitt pro Flugzeug“, sagte Spohr. Durch die große Zahl an Bestellungen gebe es zwar einen kontinuierlichen Zustrom an neuen Fliegern.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr kämpft bei Airbus-Jets an zwei Fronten mit Problemen.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr kämpft bei Airbus-Jets an zwei Fronten mit Problemen. © Oliver Roesler/Lufthansa | Oliver Roesler/Lufthansa

Auf der anderen Seite stünden in diesem Jahr rechnerisch pro Monat 20 A320neos am Boden. Triebwerkshersteller Pratt & Whitney hatte jahrelang ein möglicherweise schadhaftes Pulvermetall für die Turbinen verwendet. 3000 Motoren sollen weltweit betroffen sein. All diese Jets müssen bis zum Jahr 2026 zur Inspektion in die Werkstätten, die monatelang dauern dürfte.

Lufthansa erzielt Tarifeinigung mit Piloten von Eurowings

Mit der Rekordzahl von mehr als 50 im Wet Lease gemieteten Flugzeugen wolle man den Flugplan stabil halten. Ältere A320-Maschinen würden länger geflogen als geplant, so Spohr: „Das sind Maßnahmen, mit denen wir versuchen, die Ausfälle bei Pratt & Whitney und Verzögerungen bei Airbus zu kompensieren.“

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Fürs Gesamtjahr hält der Konzern an seinen vor zwei Wochen gesenkten Zielen fest. Der operative Gewinn soll nun bei rund 2,2 Milliarden Euro und damit um rund 500 Millionen Euro geringer als im Vorjahr ausfallen. Die Aktie notierte am Mittag 0,4 Prozent im Plus bei 6,77 Euro.

Spohr stimmt optimistisch, dass man nun die Arbeitskämpfe in vielen Bereichen ad acta gelegt habe und langfristige Abschlüsse erzielt habe. In der Nacht zum Dienstag habe es eine Einigung mit den Piloten der Eurowings gegeben, und zwar gleich mit einer Laufzeit von 42 Monaten. Friedlich, ohne Streiks, wie Spohr anmerkte: „Für die nächsten Jahre herrscht Tariffrieden.“