Hamburg. Hamburger wollen unter anderem den CO₂-Ausstoß um ein Drittel reduzieren. Doch es gibt noch weitere ambitionierte Ziele.
Nach dem dänischen Konzern Maersk steigt auch Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd in Schiffstransporte mit Methanol-Antrieb ein. Wie Unternehmenschef Rolf Habben Jansen am Dienstag mitteilte, werden fünf mittelgroße Schiffe der Flotte auf den umweltfreundlicheren Treibstoff umgerüstet.
Die Umrüstung wird voraussichtlich etwa 80-90 Tage pro Schiff in Anspruch nehmen und im ersten Quartal 2026 beginnen. Die Gesamtinvestition für die fünf Frachter wird auf rund 120 Millionen Dollar geschätzt.
Strategie 2030: Hamburger Schifffahrtskonzern Hapag-Lloyd will pünktlicher werden
Hapag-Lloyd hat für die fünf Schiffe einen bis 2040 laufenden Chartervertrag mit der Charterreederei Seaspan geschlossen, die die Frachter zur Verfügung stellt. Der Motorenbauer MAN wird die Motoren der Schiffe auf Methanol als Treibstoff umrüsten. „Damit begegnen wir der wachsenden Nachfrage unserer Kunden nach umweltfreundlicheren Transporten“, sagte Habben Jansen.
Mehr Nachhaltigkeit ist das Ziel, mit der die Reederei ihren CO₂-Ausstoß von 2022 bis 2030 um ein Drittel reduzieren will. Bis 2045 soll Hapag-Lloyds Flotte komplett klimaneutral fahren. Auch die Drosselung der Fahrtgeschwindigkeit helfe auf dem Weg dahin, wie Habben Jansen betonte. „Mit der Reduzierung der Geschwindigkeit um drei Knoten können annähernd bis zu fünf Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.“
Reederei will sich mit neuer Unternehmensstrategie Platz in den Top 5 halten
Die Schiffe sauberer zu machen ist eine der fünf Säulen einer neuen Unternehmensstrategie mit der sich Hapag-Lloyd unter den Top 5 der weltweiten Reedereien behaupten und bis 2030 weiter wachsen will.
Als weiteren Teil der Unternehmensstrategie kündigte der Vorstandschef zudem an, die Pünktlichkeit der Transporte bis 2030 deutlich steigern zu wollen. Derzeit beträgt die Pünktlichkeitsquote der Lieferungen 50 Prozent. Diese soll auf 80 Prozent steigen. Diese Vorgabe ist dem Gesamtziel geschuldet, die „unbestrittene“ Nummer eins aller Reedereien in ihrer Servicequalität zu werden, wie Habben Jansen sagte.
Hamburger Schifffahrtskonzern dehnt Geschäft an Land aus
Eines der Hauptthemen der neuen Strategie: Der Schifffahrtskonzern macht seine Geschäfte zunehmend an Land. In einer Zeit, als zahlreiche Wettbewerber ihre Logistikaktivitäten über die reinen Schiffstransporte hinaus ausdehnten, und zum Teil sogar Frachtflugzeuge kauften, blieb Habben Jansen bei seiner Linie. Die lautete „Pure Play“. „Wir bleiben ein reiner Schifffahrtskonzern“, sagte Habben Jansen immer.
Doch auf Dauer kann das Unternehmen diese Linie nicht durchhalten. „Pure Play Plus“ heißt die neue Strategie. Und hinter dem „Plus“ verbergen sich zahlreiche Aktivitäten, mit denen Hapag-Lloyd die Kontrolle über die Logistikkette auch an Land gewinnen will. So investiert Hapag-Lloyd weiter in seine Flotte und sein Servicenetz, um sein Kerngeschäft im Linienverkehr zu stärken.
Mehr Hinterlandtransporte von Tür zu Tür
Gleichzeitig will das Unternehmen seine Hinterlandtransporte um bis zu 30 Prozent steigern und mehr Kundenaufträge von Tür zu Tür abwickeln. In Nordamerika macht der Konzern das bereits vielfach. Auch in anderen Regionen will Hapag-Lloyd mit dem Extraservice bei den Kunden punkten.
Hinzu kommt der Ausbau der Terminalaktivitäten. Gut 20 Umschlagstandorte gehören heute schon ganz oder in Teilen Hapag-Lloyd. Neben dem Containerterminals Altenwerder und Wilhlemshaven in Deutschland sind das vor allem Umschlagbetriebe in Indien, an der südamerikanischen Westküste sowie in den Mittelmeerhäfen Tanger und Damietta in Ägypten. Im Rahmen der Strategie 2030 kündigte Habben Jansen an, zehn bis 15 weitere Hafenstandorte dem Terminalportfolio hinzufügen zu wollen. Im Fokus stehen dabei Häfen im Fernen und Nahen Osten, an der Westküste Afrikas, der Ostküste Südamerikas sowie in den USA – und zwar an der Ost- und Westküste.
Hapag-Lloyd will unbestrittene Nummer 1 bei der Qualität sein
Der strategische Gedanke, der dahinter steht, liegt auf der Hand: Kontrolliert Hapag-Lloyd den Hafenumschlag, kann die Reederei auch beeinflussen, wo und wie schnell die eigene Ladung abgefertigt wird. Das dient dem Ziel, schneller die unbestrittene Nummer 1 bei der Qualität zu werden.
Auch die geplante Kooperation mit dem Wettbewerber Maersk ab Februar 2026 dient diesem Zweck, wie Habben Jansen bestätigte. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Partner auf den Hauptverbindungen zwischen Asien und Europa nicht alle bisherigen großen Häfen, sondern nur ausgewählte Hubs ansteuern, über die sie selbst verfügen. Anstatt sechs Häfen, die bislang auf der Route zwischen China nach Europa angesteuert werden, könnten es dann nur noch zwei oder drei sein.
Hapag-Lloyd-Chef hofft auf schnellere Fertigstellung der Köhlbrandbrücke
Von den Hubs wiederum wird die Ladung mit kleineren Direktverbindungen in den jeweiligen Endhafen transportiert. Schließlich will Hapag-Lloyd auch den Einsatz modernster IT und Künstlicher Intelligenz vorantreiben, um die Produktivität zu steigern.
„Es ist unsere bisher ambitionierteste Strategie“, sagte Habben Jansen über den Fahrplan bis 2030 abschließend. „Wir sind in einer sehr dynamischen Branche tätig, die von sich ändernden Kundenbedürfnissen geprägt ist, daher ist eine robuste Strategie entscheidend. Mit der Strategy 2030 sind wir in der Lage, uns als eine der weltweit führenden Linienreedereien zu behaupten. Dabei werden wir nicht nur den Mehrwert für unsere Kunden und Partner steigern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung unserer Branche leisten.“
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Bezüglich des vom Senat beschlossenen Baus einer neuen Köhlbrandbrücke, fordert der Hapag-Lloyd-Chef, dass die Planungen so schnell wie möglich durchgeführt werden. „Wichtig ist, dass wir jetzt endlich eine Entscheidung haben, und vielleicht gelingt es den Neubau etwas schneller fertig zu stellen als bisher angekündigt.“ Wie berichtet, soll die neue Köhlbrandbrücke erst 2046 fertig sein.