Hamburg. Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte Frosta kritisiert, dann wurde der Hersteller für Tiefkühlkost aktiv. Was das für den Umsatz bedeutet.

„Shrinkflation“ heißt die Untat, bei der sich wohl die wenigsten Unternehmen erwischen lassen wollen: Unternehmen verkleinern immer wieder die Verpackungsgrößen von Produkten, ohne den Preis entsprechend zu senken. Die Verbraucherzentrale Hamburg kürt jedes Jahr die dreistesten dieser „Mogelpackungen“. Auch das Unternehmen Frosta wurde beim Tricksen ertappt – sorgt aber jetzt für Transparenz.

Frosta kennzeichnet Mogelpackung – und wie reagiert Iglo?

Der Hersteller für Tiefkühlkost hatte im Juli 2023 die Verpackung von sieben der insgesamt 14 Tiefkühl-Kräuterangebote verkleinert. Verkauft wurden sie jedoch zum selben Preis. Teilweise hatten die Produkte 12,5 Prozent bis hin zu 30 Prozent weniger Inhalt.

Lange dauerte es nicht, bis die Verbraucherzentrale Hamburg die Schummelei bemerkte und die Tiefkühl-Kräuter von Frosta im September 2023 auf die Mogelpackungsliste setzte. Doch Frosta zeigte sich einsichtig: Seit Anfang des Jahres sind alle sieben verkleinerten Tiefkühlkräuter-Sorten mit dem Hinweis „weniger Inhalt als zuvor“ versehen.

Frosta kennzeichnet die kleinere Füllmenge einiger Tiefkühl-Kräuter seit Anfang des Jahres.
Frosta kennzeichnet die kleinere Füllmenge einiger Tiefkühl-Kräuter seit Anfang des Jahres. © Frosta | Frosta

Die Kennzeichnung in schwarzer Schrift auf gelbem Grund findet sich gut sichtbar direkt auf der Oberseite der Verpackung. Für diesen Schritt hätten einige das Unternehmen für verrückt erklärt, schreibt Marketing-Chef von Frosta, Sebastian Bernbacher, im sozialen Netzwerk Linkedin.

Wie Frosta die kleinere Füllmenge bei Tiefkühl-Kräutern begründet

„Was los mit euch. Seid ihr verrückt? Jetzt kaufen es doch erst recht weniger Leute …“, diese Sätze habe Bernbacher zu hören bekommen. Doch für das Unternehmen sei Transparenz wichtig: „Ob auf der Zutatenliste, bei der Herkunftsangabe oder eben beim Gewicht: keine Tricks. Keine Geheimnisse“, so Bernbacher weiter.

Als Grund für die kleinere Verpackung führte das Unternehmen die Klimakrise an: Dürrephasen würden mehr Bewässerung erfordern als bisher – gleichzeitig gebe es sintflutartigen Regen. „Beides führt zu Ernteausfällen“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens, Anna Papakonstantinou, auf Abendblatt-Anfrage mit. Für ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis habe man die TK-Kräuter auf eine einheitliche Box gebracht, um Verpackungs-, Produktions- und Transportkosten einzusparen.

Schadet die Transparenz von Frosta dem Umsatz?

Der Shitstorm über diese Anpassung blieb in sozialen Medien aus. Aber rächte sie sich finanziell? Man könne zwar noch keine eindeutige Aussage zur Auswirkung auf den Umsatz treffen, heißt es von Frosta. „Bisher haben wir aber keine ersichtlichen Einbrüche im Umsatz verzeichnet“, so Papakonstantinou.

Gelohnt haben dürfte sich die Aktion jedenfalls für die PR: Der Linkedin-Post von Bernbacher sammelte bislang mehr als 31.000 positive Reaktionen von Nutzerinnen und Nutzern des Karriere-Netzwerks. Auch die Rückmeldungen von Konsumentinnen und Konsumenten über den Verbraucherservice ist laut Unternehmenssprecherin positiv.

Mehr Transparenz statt Mogelpackungen: Frosta als Vorbild für Iglo?

Die Verbraucherzentrale Hamburg lobte die Aktion ebenfalls als Positivbeispiel: „Wir begrüßen den Schritt, den Frosta mit dieser neuen Kennzeichnung gemacht hat“, teilte Frederike Rauer von der Verbraucherzentrale Hamburg mit. Man wünsche sich jedoch, dass auch andere Hersteller eine Füllmengenreduzierung klar kommunizieren. Darüber hinaus fordern die Verbraucherzentralen rechtliche Vorgaben: „Eine Kennzeichnung der alten und neuen Füllmenge sowie der prozentualen Reduzierung auf der Packung wäre die beste Lösung.“

Mehr Wirtschaftsthemen

Ein anderer Hersteller für Tiefkühlkost mit Sitz in Hamburg – Iglo – lässt sich von der Transparenz-Offensive bei Frosta nicht beeindrucken. Schon öfter landeten Produkte des Unternehmens auf der Mogelpackungsliste. Iglo-Sprecher Alfred Jansen rechtfertigte die veränderten Füllmengen mit Produktveränderungen, also etwa einer anderen Rezeptur, oder wie beim Klassiker Tiefkühl-Spinat mit höheren Rohstoffpreisen.

Verpackungshinweise wie bei Frosta plane man keine. Jansen verweist viel mehr auf den 100-Gramm-Preis, der auf Preisschildern stehe: „Dies ist eine dauerhafte Transparenz, die für alle Lebensmittelhersteller gilt und somit mehr aussagt als eine Angabe auf der Verpackung, die in einigen Wochen gegebenenfalls mit Preisveränderungen konterkariert wird.“

Was Frosta in der Zukunft bei reduzierten Füllmengen plant

Wie Frosta bei zukünftigen Verpackungsverkleinerungen vorgeht, ist noch nicht sicher. Man habe aktuell keine Pläne, die Füllmenge weiterer Produkte zu reduzieren. Unternehmenssprecherin Papakonstantinou versichert: „Wir würden es deutlich erkenntlich und ersichtlich machen, wenn wir etwas verändern.“