Hamburg. Überraschender Vorstoß: Trotz Umschlagflaute soll eine vollautomatisierte Anlage hinzukommen. Wo und warum – die Hintergründe.

Die Handelskammer hat die aktuelle Diskussion über die Zukunft des Hamburger Hafens mit einem überraschenden Vorschlag befeuert: Die Hamburger Wirtschaftsinstitution fordert den Bau eines neuen, vollautomatisierten Containerterminals. Dieses könnte im Mittleren Freihafen entstehen, wo ein rund 100 Hektar großes Areal seit mehreren Jahren ungenutzt brach liegt.

Hamburger Hafen: Handelskammer fordert Bau eines neuen Containerterminals

„Ein neues, vollautomatisiertes Containerterminal ist geeignet, um im Hafen mehr Wettbewerb und damit mehr Effizienz, Dynamik und Innovation zu schaffen“, sagte Hauptgeschäftsführer Malte Heyne am Montag. Die Kammer stützt sich bei ihrer Forderung auf eine neue Studie des Hafenexperten Jan Ninnemann, der als Wirtschaftsprofessor an der Hamburg School of Business Administration (HSBA) lehrt. In seiner Studie kommt Ninnemann zu dem Schluss, dass dem Hamburger Hafen seit Jahren eine echte Wachstumsstory fehlt.

Zwar erscheint der Bau eines weiteren Containerterminals auf den ersten Blick unsinnig, da der Bedarf fehlt: Der Hamburger Hafen hat im vergangenen Jahr gerade einmal 7,7 Millionen Standardcontainer umgeschlagen – so wenig wie zuletzt 2010. Er hat an seinen vier Containerterminals aber Kapazitäten für 13 Millionen Boxen jährlich.

Konkurrenzhäfen Rotterdam und Antwerpen sind moderner als Hamburg

Dennoch hat die Handelskammer gute Argumente, die für ein neues, vollautomatisiertes Terminal sprechen. Hamburgs Umschlaganlagen sind zu alt. Das modernste Terminal in Altenwerder stammt aus dem Jahr 2002. Die Konkurrenzhäfen in Rotterdam und Antwerpen haben Altenwerder mit Milliardeninvestitionen beim Grad der Automatisierung längst den Rang abgelaufen.

Der Hamburger Hafen tut sich zudem bei der Nachrüstung der bestehenden Ablagen unglaublich schwer. Seit 2004 versucht man, den Containerterminal Burchardkai zu modernisieren, kommt dabei aber nur schleppend voran. Die Handelskammer vergleicht das mit Immobilien: Manche Häuser sind so alt, dass ein Energieeffizienzumbau mehr kostet als ein völliger Neubau.

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Drittens zeichnen sich die Konkurrenten in Antwerpen und Rotterdam durch einen aktiven Wettbewerb mehrerer Umschlagbetriebe aus, die sich in Sachen Kosteneffizienz ständig mit ihren Nachbarn vergleichen müssen. In Hamburg gibt es mit der HHLA und Eurogate nur zwei Betreiber. Ein dritter Anbieter, der den Mittleren Freihafen übernimmt, könnte neuen Schwung und neuen Wettbewerb in den Hamburger Hafen bringen.