Hamburg. Geldanlage: Was Eltern und Großeltern über Aktiensparpläne wissen sollten. Und welche Banken in Hamburg die besten Produkte anbieten.

Spätestens nach Ende der Schulzeit haben viele Kinder große und teure Wünsche. Oft ist erst einmal eine Auszeit im Ausland angesagt. Drei Monate Australien schlagen locker mit 6000 Euro zu Buche, für den Führerschein sollten um die 4000 Euro eingeplant werden. Und für die Jahre von Berufsausbildung oder Studium sind größere Rücklagen auch nicht schlecht – insbesondere dann, wenn sie fern vom Elternhaus stattfinden.

Für Eltern, Großeltern und sonstige fürsorgliche Verwandte, die den Nachwuchs bis zur Volljährigkeit mit einem finanziellen Polster ausstatten wollen, bietet es sich an, dafür regelmäßig Geld beiseitezulegen. Allerdings besser nicht auf ein Sparbuch. Die Zinsen sind minimal und ein Teil des angelegten Geldes wird von der Inflation aufgefressen. Eine Umfrage dieser Zeitung bei 11 Filial- und Direktbanken zeigt zudem: Keine von ihnen bietet einen Sparplan mit regelmäßigen Einzahlungen an, in dem ein akzeptabler fester oder variabler Zinssatz gezahlt wird.

Geldanlage: Mit Wertpapieren sparen für Kinder und Enkel

Eine aussichtsreichere, wenn auch mit einem gewissen Risiko verbundene, Alternative sind Sparpläne, in denen regelmäßig – meist monatlich – ein bestimmter Betrag in Wertpapiere investiert wird. Doch welche Wertpapiere sind beim Sparen für Kinder und Enkel sinnvoll? Wie hoch sind die Kosten? Welche Erträge sind möglich? Wie sehen die Konditionen der Geldinstitute aus? Was raten Anlageexperten und Verbraucherschützerinnen? Ist die Eröffnung eines Kinderdepots sinnvoll, das viele Banken anbieten? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Kinderdepot oder Depot für das Kind?

Bevor Eltern damit beginnen, mit Wertpapieranlagen für ihre Kinder zu sparen, müssen sie eine wichtige Grundsatzentscheidung treffen: Soll das Depot auf den Namen des Kindes laufen oder auf den der Eltern? Der Unterschied: Nach dem 18. Lebensjahr kann das Kind frei über das Geld verfügen – auch gegen den Willen der Eltern. Denn das angelegte Geld gehört rechtlich dem Kind, die Eltern verwalten es lediglich bis zur Volljährigkeit. Sparen Eltern oder Großeltern dagegen in einem Depot auf ihren Namen, behalten sie die Verfügungsgewalt über das Geld und können Einfluss auf seine Verwendung nehmen. „Ich tendiere zu dieser Variante“, sagt Kerstin Hußmann-Funk, Geldanlageexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg.

Wer kann ein Kinderdepot eröffnen?

Eröffnen können ein Depot auf den Namen des Kindes nur die Eltern oder der gesetzliche Vertreter. „Aber jede Person kann Geld auf das Verrechnungskonto des Depots überweisen und auf diese Weise mitsparen“, sagt eine Sprecherin der Commerzbank. Für die Eröffnung sind Geburtsurkunde und der Ausweis des minderjährigen Kindes notwendig. Bei alleinigem Sorgerecht wird ein entsprechender Nachweis benötigt. Sonst müssen sich beide Eltern ausweisen und dem Depot zustimmen. Bei den meisten Filialbanken ist das nur persönlich möglich.

Wie viel kostet ein Kinderdepot?

Bis auf die Sparda Bank Hamburg verlangt keines der befragten Geldinstitute eine Grundgebühr für ein Kinderdepot. Bei der Commerzbank hängt es von der Summe ab. 20.000 Euro im Depot sind noch kostenfrei, 100.000 Euro kosten 0,25 Prozent pro Jahr. In der Regel gewähren Filialbanken Kostenfreiheit bei Depots auch über das 18. Lebensjahr hinaus – sofern sich der Kunde noch in Ausbildung oder Studium befindet. Jedoch fallen Gebühren für jede Sparrate an. Die Höhe ist sehr unterschiedlich. Bei einer monatlichen Sparrate von 25 Euro verlangen die Hamburger Volksbank und die Postbank (online) gar keine Ausführungsgebühren. Von den Direktbanken sind Comdirect, Consorsbank, ING und Maxblue mit weniger als 50 Cent am günstigsten. 150 Euro Sparbetrag pro Monat können am günstigsten bei Hamburger Volksbank, Postbank (online), DKB und Maxblue angelegt werden. „Die Kosten sollten aber nicht überbewertet werden“, sagt Verbraucherschützerin Hußmann-Funk. „Wer eine Filialbank bevorzugt, weil er das alles gern persönlich regelt und eine Beratung wünscht, sollte sich nicht von in der Regel etwas höheren Kosten abschrecken lassen.“

Welche Vor- und Nachteile hat ein Kinderdepot?

Kinder haben einen eigenen Sparerfreibetrag in Höhe von 1000 Euro. Erträge aus einem Depot auf den Namen der Eltern belasten deren Sparerfreibetrag. Im Blick behalten sollte man die Mitversicherung des Kindes in der gesetzlichen Krankenversicherung. Zusammen mit dem Sparerpauschbetrag kann das Kind monatliche Kapitalerträge von 588,33 erzielen, ohne die Mitversicherung zu gefährden. Das dürfte aber nur in Ausnahmefällen ein Problem sein. Anders sieht es aus, wenn das Kind studieren und BAföG beantragen möchte. Bis 15.000 Euro darf der Nachwuchs auf der hohen Kante haben. Liegt mehr in Depots oder auf Konten, wird das auf das BAföG angerechnet.

Wie viel Geld kann monatlich angelegt werden?

Bei den monatlichen Sparraten sind Comdirect und ING besonders flexibel: Ab einem Euro kann jeder Betrag gewählt werden. Die meisten Anbieter verlangen jedoch eine Mindestsparrate von 25 Euro.

Welche Wertpapiere im Depot werden empfohlen?

Wer für sein minderjähriges Kind Geld anlegt, hat auch eine Verantwortung. „Die gesetzlichen Vertreter haben die Pflicht, das Vermögen des Kindes sicher und grundsätzlich gewinnbringend anzulegen“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bank. Das bedeute, dass Wertpapieranlagen breit über Anlageklassen, Regionen und Länder gestreut sein sollten. Diese Funktion erfüllen kostengünstige Indexfonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF). Auf sie wird kein Ausgabeaufschlag erhoben und die jährlichen Verwaltungsgebühren liegen unter einem halben Prozent. Sogenannte aktiv gemanagte Fonds haben vergleichsweise höhere Verwaltungskosten und erheben Ausgabeaufschläge. „Wir empfehlen einen ETF auf den weltweiten Aktienindex MSCI World oder MSCI All Country World“, sagt Kerstin Hußmann-Funk. Der MSCI World bildet 1480 Aktien aus 23 Industrieländern ab. Der MSCI All Country World schließt auch Aktien von Unternehmen aus 24 Schwellenländern ein. Bei den meisten Geldinstituten kann in Aktiensparplänen in solche ETF investiert werden, zeigt die Umfrage.

Wie groß ist die Auswahl an ETF?

Nach Angaben der Haspa kann bei ihr zwischen 537 ETF gewählt werden. Bei der Commerzbank gibt es 227 sparplanfähige ETF, die ING hat 138. Die Hamburger Volksbank hat nur einen solchen Wertpapiersparplan im Angebot, die Deutsche Bank dagegen gar keinen für Sparpläne geeigneten. „Alternativ können Anleger aus einem Angebot von fünf weltweiten und rund 20 regionalen aktiven Aktienfonds sowie 15 Themen- und Branchenfonds wie auch rund 20 Multi Asset Fonds auswählen“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bank. Das führt allerdings zu deutlich höheren Kosten, weil diese Fonds Ausgabeaufschläge verlangen. Bei der Postbank können die rund zehn ETF-Sparpläne für die beiden Welt-Aktien-Indizes nur von Online-Kunden genutzt werden. Auch bei der Sparda Bank Hamburg gibt es zwar viele sparplanfähige, globale Aktienfonds, aber offenbar keine ETF, denn die werden von der Fondsgesellschaft Union Investment, auf deren Angebot sich die Bank bezieht, nicht angeboten.

Wie viel Geld lässt sich ansparen?

Nach einer Auswertung des Deutschen Aktieninstituts brachte eine Anlage in den MSCI World Index von Ende 2005 bis Ende 2023, also über 18 Jahre hinweg, eine jährliche durchschnittliche Rendite von 10,8 Prozent, wenn monatlich ein fester Betrag investiert wurde. Das dürften aktiv gemanagte Aktienfonds kaum schaffen. Auch deshalb sind ETF nach Einschätzung sowohl der Verbraucherschützer als auch der Stiftung Warentest die erste Wahl. Beispielrechnungen zeigen: Die potenziell möglichen Ergebnisse können sich nach Berücksichtigung der Kosten sehen lassen. Wurden in den vergangenen 18 Jahren monatlich 25 Euro in einen solchen Wertpapiersparplan eingezahlt – also insgesamt 5400 Euro – so standen am Ende 14.230 Euro zur Verfügung. Bei einer monatlichen Einzahlung von 150 Euro über 18 Jahre (insgesamt 32.400 Euro) waren es 89.014 Euro. Ob diese Summen auch in der Zukunft erreicht werden, hängt allerdings davon ab, ob der Index sich genauso gut entwickelt wie in der Vergangenheit.

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Was sollte während der Laufzeit des Sparplans beachtet werden?

Auch wenn in ETF das Risiko breit gestreut ist – es ist eine Sparanlage in Aktien und unterliegt damit Kursschwankungen. Der Wert des Depots kann mal höher, mal niedriger sein. Wenn es schlecht läuft, ist er zu dem Zeitpunkt, an dem das Geld benötigt wird, gerade niedrig. Die Verbraucherschützerin und Anlageexpertin Hußmann-Funk rät daher. „Je näher es auf den Termin zugeht, zu dem das Geld benötigt wird, desto intensiver sollte man die Anlage verfolgen. Ist die Börsenentwicklung gut gewesen, kann es sich auszahlen, die Anlage bereits früher in eine sicherere Anlageform umzuschichten.“

Welche Banken machen das beste Angebot für einen Kindersparplan?

Bei den Direktbanken sind im Hinblick auf die Kosten, die Flexibilität der Sparrate und das Angebot an ETF für weltweite Aktienindizes die Comdirect, Consorsbank und ING besonders empfehlenswert. Bei den Filialbanken ist zumindest bei Commerzbank, Hamburger Volksbank, Haspa und Postbank eine Anlage in den MSCI World Index möglich. Die Kosten, die Flexibilität der Sparrate und das Angebot an ETF sind sehr unterschiedlich. Deshalb kann keine klare Empfehlung ausgesprochen werden.