Hamburg. Weil Banken mit Geld überschüttet wurden, haben sie früher als erwartet die Zinsen gesenkt. Wo es jetzt noch lohnende Angebote gibt.

Schneller als gedacht geht die Phase steigender Sparzinsen zu Ende. Wer jetzt noch keine langfristigen Zinsanlagen hat, für den wird es höchste Zeit zu handeln. Viele Geldinstitute haben bereits ihre Konditionen gesenkt, aber es gibt noch attraktive Festgeldangebote, die über der aktuellen Inflationsrate von 2,5 Prozent liegen.

Während über die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) noch spekuliert wird, haben viele Banken bereits reagiert und ihre Zinsen wieder gesenkt. Täglich kommen weitere Institute hinzu, beobachtet Ania Scholz-Orfanidis von der FMH-Finanzberatung, die Bankkonditionen auswertet. „Die Banken wurden von den Sparern in den vergangenen Monaten einfach mit Geld überschüttet“, sagt sie. „Die Geldinstitute wurden überrannt und mussten pausieren.“ Kunden konnten bei einigen Instituten keine Konten mehr eröffnen.

Festgeld: Zinsen innerhalb kurzer Zeit um 1,50 Prozentpunkte gesunken

Der Ansturm verwundert nicht. Jahrelang gab es überhaupt keine Zinsen, und dann stand plötzlich wieder eine Vier vor dem Komma. Langfristige Anlagen wurden plötzlich wieder attraktiv. So zahlte die abc Bank im Oktober 2023 noch 4,25 Prozent für eine fünfjährige Festgeldanlage, jetzt sind es nur noch 2,75 Prozent – 1,50 Prozentpunkte Absenkung in nur wenigen Monaten. Ähnlich sieht es bei der pbb direkt aus, die im Oktober noch 4,25 Prozent für eine zehnjährige Anlage versprach und jetzt für diesen Anlagezeitraum nur noch 3,0 Prozent bietet.

Neben dem Ansturm der Kunden gibt es für die sinkenden Konditionen noch andere Gründe. „Perspektivisch rechnen die Kreditinstitute mit einer Eintrübung des Zinsumfelds und preisen das in ihre Festgeldkonditionen heute schon ein“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „In allen Marktsegmenten und über alle Laufzeiten beobachten wir inzwischen wieder sinkende Festgeldzinsen.“

Experten rechnen mit Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank

Denn die EZB wird ihre Leitzinsen wahrscheinlich in diesem Jahr wieder senken. Uneinigkeit herrscht unter Experten nur über den Zeitpunkt, auch im Entscheidungsgremium dem EZB-Rat selbst. Der portugiesische Notenbankchef Mario Centeno möchte schon auf der nächsten Sitzung am 7. März über die erste Zinssenkung reden. Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat dagegen vor einer zu frühen Zinssenkung gewarnt. „In früheren Zinszyklen war Abwarten stets der bessere Ansatz, als zu früh zu reagieren“, sagte er. „Es wäre fatal, wenn wir zu früh Zinsen senken, und dann kommt die Inflation noch mal zurück.“ Die Commerzbank rechnet mit einer ersten Zinssenkung im Juni. Wegen der anhaltend hohen Lohnerhöhungen würden sich die Notenbanker bis dahin Zeit lassen, erwartet Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.

Doch ob nun die Zinssenkung schon im Sommer oder erst im späteren Verlauf des Jahres kommt, Sparer sollten nicht mehr so lange abwarten. „Es wird auch in der nächsten Zeit zu weiteren Zinssenkungen bei den Anbietern kommen, wenn auch nicht mehr so drastisch wie bisher“, sagt Scholz-Orfanidis.

Noch kann man sich hohe Zinsen für längeren Zeitraum sichern

Trotz der jüngsten Zinssenkungen sind die besten Festgeldangebote im Markt immer noch so hoch verzinst, dass sich der Einstieg für Sparer lohnt. „Wer noch größere Geldreserven auf dem Tagesgeldkonto parkt, sollte möglichst bald handeln und einen Teil dieser Ersparnisse ins Festgeld umschichten“, rät Maier. „So können sich Sparer hohe Zinsen über einen längeren Zeitraum festschreiben und müssen sich über künftige Zinssenkungen erst einmal keine Gedanken mehr machen.“ Scholz-Orfanidis ist überzeugt, „dass man in guten Festgeldanlagen langfristig mehr Zinsen erhält als die Inflation auffrisst“.

Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland bei 2,5 Prozent, vor einem Jahr betrug die Preissteigerung noch 8,7 Prozent. Auch wenn die Inflationsrate in den nächsten Monaten bei über zwei Prozent verharren sollte, können sich Anleger mit den besten Festgeldangeboten einen positiven Realzins sichern. Das ist der Anlagezins abzüglich der Inflationsrate. Eine Verzinsung von 3,7 Prozent bringt unter dem Strich bei einer angenommenen Inflationsrate von 2,20 Prozent, einen Realzins in Höhe von 1,50 Prozent. Das ist ein Wert, den es für viele Jahre in Deutschland nicht mehr gegeben hat.

Die besten Festgeldanlagen für drei und vier Jahre

Die höchsten Zinsen bei Festgeldanlagen gibt es zwar für einen Anlagezeitraum von zwölf Monaten mit 3,85 Prozent bei der Ziraat Bank, die auch eine Filiale in Hamburg hat. Aber im März des nächsten Jahres muss sich der Anleger wahrscheinlich mit niedrigeren Zinsen abfinden. Denn die erwarteten Zinssenkungen der EZB werden sich vor allem auf Tagesgeldkonten und Anlagezeiträume bis zwölf Monate bei den Konditionen auswirken.

Zusammen mit der FMH-Finanzberatung hat diese Zeitung die besten Festgeldangebote ermittelt. Als Beispielfall diente eine Anlage von 10.000 Euro, und die Zinsen sollten zumindest jährlich dem Sparer gutgeschrieben werden und nicht erst am Ende der Laufzeit. Außerdem wurden nur Banken berücksichtigt, die in Ländern ansässig sind, die ein gutes Rating haben.

Nur Banken aus Ländern mit hoher Bonität berücksichtigt

Das ist vor allem bei langfristigen Anlagen wichtig. Zwar sind stets pro Kunde bis zu 100.000 Euro von der Einlagensicherung des jeweiligen Landes abgesichert. Aber wenn es doch zu Bankpleiten kommt, spielt nach Einschätzung der Stiftung Warentest die Bonität des Landes eine entscheidende Rolle, um die Entschädigungsansprüche zuverlässig zu erfüllen.

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Hohe Zinsen von knapp vier Prozent gibt es noch für einen Anlagezeitraum von drei oder vier Jahren. Hier stehen Zins und Anlagedauer in einem akzeptablen Verhältnis, während längere Anlagezeiträume ab fünf Jahren keine höheren Zinsen bringen. Das zeigt sich bei einer siebenjährigen Anlage, wo das beste Angebot der Bausparkasse Mainz bei 3,25 Prozent liegt. Anbieter wie Crédit Agricole und SWK Bank schaffen schon nicht mehr eine drei vor dem Komma.

Schwedische Bank mit den höchsten Zinsen für drei und vier Jahre

Die schwedische Klarna Bank bietet mit rund 3,70 Prozent die höchsten Zinsen für einen Anlagezeitraum von drei und vier Jahren. Wer lieber Institute mit deutscher Einlagensicherung bevorzugt, hat bei einer dreijährigen Festgeldanlage die Auswahl unter Ziraat Bank (3,50 Prozent), IKB Deutsche Industriebank (3,50) und Ford Bank (3,40). Die Zinsen zwischen drei und vier Jahren unterscheiden sich nur marginal. So bietet die Aareal Bank für ein vierjähriges Festgeld 3,40 Prozent.

Auch wenn eine Festgeldanlage einfach erscheint, ist einiges zu beachten. Wer die Zinsen jedes Jahr als zusätzliches Einkommen betrachtet, sollte nur Angebote wählen, wo sie auch jährlich ausgezahlt werden. Nur bei einer einjährigen Anlage spielt das keine Rolle. Das ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Ziraat Bank, Klarna, Stellantis Direktbank, Aareal Bank, Bausparkasse Mainz, Credit Plus Bank und Credit Agricole erfüllen diese Vorgabe der jährlichen Zinsauszahlung an die Sparer.

Festgeld: Die Tricks der Banken bei der Rückzahlung des Geldes

Bei Anbietern wie Opel Direktbank, IKB Deutsche Industriebank, Ford Bank und Renault Bank direkt werden zwar die Zinsen jährlich gutgeschrieben – aber auf dem Festgeldkonto. Und an das Geld kommt man nicht heran, solange die Anlage läuft.

Auch die automatische Rückzahlung des Geldes ist keine Selbstverständlichkeit. Das ist bei dem Vergleich nur bei Ziraat Bank, ICICI Bank, Opel Direktbank, IKB Deutsche Industriebank, Ford Bank, Renault Bank und Bausparkasse Mainz der Fall. Bei den anderen Banken aus dem Vergleich kommt es zu einer automatischen Verlängerung der Anlage, wenn der Kunde nicht ausdrücklich vorher widerspricht.

Wer da nicht aufpasst, kann unter Umständen für viele Jahre nicht auf sein Geld zugreifen. Denn die Aareal Bank verlängert um den gleichen Zeitraum, in dem Beispiel sind das also weitere vier Jahre. Bei der Credit Plus Bank und Crédit Agricole wird nur um weitere zwölf Monate verlängert, unabhängig von der bisherigen Anlagedauer.