Hamburg. Kundenanlagen werden bis zur Fälligkeit weitergeführt. Welche Perspektive die rund 100 Mitarbeiter in der Hansestadt nun haben.

Noch wirbt die Hamburger Sparplattform Zinspilot mit hohen Zinsen für Festgeld. Zum Beispiel 4,40 Prozent für zwölf Monate oder 4,30 Prozent für sechs Monate von der lettischen Signet-Bank. Doch die Tage von Zinspilot sind gezählt. Die Sparerplattform, eine Art Supermarkt für Fest- und Tagesgelder von verschiedenen Banken, wird knapp zehn Jahre nach ihrer Gründung zum Jahresende 2024 abgewickelt.

Festgeld: Sparerplattform Zinspilot wird abgewickelt

Der Hamburger Tim Sievers hatte 2015 die Plattform gegründet. Damals hatte er mit diesem Konzept die Geldanlage revolutioniert. Denn Kunden mussten bis dahin sich bei jeder Bank neu anmelden und identifizieren, wenn sie ein attraktives Tages- oder Festgeld nutzen wollten. „Wir wollen die Tages- und Festgeldanlage für die Privatkunden vereinfachen. Mit nur einem Konto können sie mit unserer Technologie die Angebote vieler verschiedener Banken nutzen“, sagte damals Sievers. Die Plattform entwickelte sich erfolgreich, wurde 2021 vom größeren Konkurrenten Weltsparen übernommen.

Festgeld: Konten bei Zinspilot werden bis Fälligkeit fortgeführt

Deshalb besteht jetzt für die Gelder von mehreren Tausend Kunden auch keine Gefahr. „Die Anlagen werden so weitergeführt, wie das von der Laufzeit vorgesehen ist“, sagt Katharina Lüth von Weltsparen. Tagesgelder, die keinen festen Ablauftermin haben, werden fristgerecht gekündigt und das Geld wieder an die Kunden überwiesen. Schon längere Zeit waren bei Zinspilot nur noch Anlagen bis maximal zwölf Monate möglich. Wer jetzt ein solches Angebot auswählt, wird bereits auf Weltsparen umgeleitet. Festgelder über sechs Monate können noch auf Zinspilot abgeschlossen werden.

Mit der schrittweisen Abschaltung von Zinspilot bis zum Dezember 2024 wird die Produktpalette auf einer Plattform gebündelt. Nach Angabe von Weltsparen sind bereits in der Vergangenheit immer mehr Kunden zu Weltsparen gewechselt, weil es dort das umfangreichere Angebot an Tages- und Festgeldern gibt. Die verbliebenen Kunden können vereinfacht zu Weltsparen wechseln, müssen sich aber aufgrund der Regeln im Geldwäschegesetz neu identifizieren.

Zinspilot: Hamburger Standort mit 100 Mitarbeitern bleibt erhalten

Auch für den Standort Hamburg hat das Ende von Zinspilot keine negativen Auswirkungen, denn die Teams arbeiten seit der Fusion der Sparplattformen schon plattformübergreifend. Die knapp 100 Mitarbeiter in Hamburg werden künftig ausschließlich für Weltsparen arbeiten. Es werde keinen Stellenabbau geben, versichert das Berliner Unternehmen Raisin, das die Plattform Weltsparen betreibt. Auch der Hamburger Standort bleibe bestehen.

Weltsparen bietet eine Vielzahl von Tages- und Festgeldangeboten von in- und ausländischen Banken und hat inzwischen 1,5 Millionen Kunden, die 55 Milliarden Euro bei den Geldinstituten angelegt haben.

Festgeld: Haspa beendet Zusammenarbeit mit Zinspilot

Auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) hatte Sparangebote von Zinspilot an die eigenen Kunden vermittelt, doch die Zusammenarbeit mit dem Portal inzwischen beendet. „Seit Beendigung der Negativzinsphase durch die Europäische Zentralbank können wir unseren Kunden wieder attraktive Haspa-Sparkonditionen anbieten. Darüber sind wir sehr froh“, sagt Stephanie von Carlsburg, Sprecherin der Haspa.

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Doch diese Strategie ist eher die Ausnahme. Denn mehr als 200 Banken nutzen Zinsangebote von Weltsparen, die sie ihren eigenen Kunden anbieten. Dazu gehört auch die Deutsche Bank. Sie verweist darauf, dass sie dieses zusätzliche Angebot für die Kunden beibehalten und ausbauen. „Derzeit können unsere Kunden zwischen unterschiedlichen attraktiven Festgeldangeboten mit Laufzeiten zwischen 6 Monaten und 10 Jahren von nunmehr zehn europäischen Banken auswählen“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bank auf Anfrage.