Hamburg. Generalunternehmer Ronge Industriebau meldet Insolvenz an. Projektentwickler hofft dennoch auf eine schnelle Lösung für Weiterbau.
Die massiven Probleme in der Baubranche ziehen immer weitere Kreise. Nun sind zwei Vorzeigeprojekte mit vielen bekannten Hamburger Namen betroffen. Auf Finkenwerder ruht seit drei Wochen ein Teil der Bauarbeiten am Elbair. Im Auftrag von Airbus wird direkt am Haupteingang des Flugzeugbauers ein Dienstleistungszentrum errichtet, das Supermarkt, Hotel und Büroflächen beheimaten soll.
Ebenfalls vor etwa drei Wochen wurden die Arbeiten am Athleticum am Volkspark eingestellt. Dort will der Fußballclub HSV zusammen mit dem Medizingerätehersteller Philips, dem Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und dem Rellinger Logistikdienst CTP.BIZ ein „führendes Zentrum für ganzheitliche Bewegungs-, Sport- und Präventionsmedizin“ etablieren.
Generalunternehmer insolvent – Baustellen von HSV und Airbus ruhen
Verantwortlich für die Einstellung der Bauarbeiten bei beiden Projekten sei die Insolvenzanmeldung durch den Generalunternehmer Ronge Industriebau GmbH, teilte Sascha Lindemann auf Anfrage mit, Sprecher der beiden dahinter stehenden Projektgesellschaften. Ronge Industriebau aus Alfeld hatte Ende Februar Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Hildesheim beantragt.
Die Projektentwicklungs- und Beteiligungsgesellschaft Property Team AG mit Sitz am Großen Burstah realisiert beide Vorhaben, den Elbair mit der eigens dafür gegründeten Projektgesellschaft AirH Hamburg GmbH. Rund 60 Millionen Euro wurden als Kosten beim Spatenstich vor zwei Jahren angegeben. Das mit 15 Millionen Euro veranschlagte Athleticum wird von der 10. Nordteam am Volkspark GmbH vorangetrieben, an der neben Property Team auch die Haspa Projektentwicklungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH beteiligt ist, und sollte noch vor der Fußball-EM Mitte Juni eröffnen.
Bei Airbus am Elbair sollen Außenarbeiten weiterlaufen
Vom Baustopp am Elbair sollen vor allem die Innenarbeiten betroffen sein. „Die Bauarbeiten im öffentlichen Raum zur äußeren Erschließung und dem Straßenbau, Erstellung Fußwege und so weiter des Elbair laufen weiter, da die Unternehmen außerhalb des Vertragsverhältnisses mit Ronge Industriebau beauftragt wurden“, sagte Lindemann.
Die AirH-Hamburg-Geschäftsführung habe umgehend nach Bekanntwerden der Insolvenzanmeldung des Generalunternehmers begonnen, mit den Subunternehmern „Einzelgespräche zu führen, um Klarheit über die Situation, die Herausforderungen der Handwerksbetriebe und die Möglichkeiten einer Weiterbeauftragung zu gewinnen“, so Lindemann. „Das primäre Ziel ist es, eine Lösung für eine rasche Wiederaufnahme der Bauarbeiten zu finden.“
Projektgesellschaft hofft auf schnelle Lösung für Elbair und Athleticum
Darüber hinaus solle möglichst verhindert werden, dass es zu einer Kettenreaktion kommt und Betriebe, die im Auftrag von Ronge Industriebau gearbeitet haben, ebenfalls in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten. „Die Geschäftsleitung der AirH Hamburg GmbH ist optimistisch, gemeinsam einen guten Weg und sehr pragmatische Lösungen zu finden, sodass schon bald die Bauarbeiten auf Finkenwerder fortgeführt werden können“, so Lindemann. Es sei aber noch zu früh zu sagen, wann dies geschehen könne.
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Der Flugzeugbauer Airbus wollte sich aufgrund seiner Rolle als Mieter in dem rund 14.500 Quadratmeter großen Dienstleistungszentrum nicht konkret zu den Schwierigkeiten äußern. Ursprünglich war die Fertigstellung für dieses Frühjahr geplant, zuletzt hieß es im Sommer. Wie man auf eventuelle Verzögerungen reagiere, sei Spekulation, hieß es. Daher: kein Kommentar.
In der Baubranche gibt es seit Monaten massive Probleme
Beim Athleticum stehe das Projektentwickler-Team mit sämtlichen von Ronge Industriebau beauftragten Subunternehmern ebenfalls in Kontakt und arbeite mit allen Beteiligten „an einer praktikablen, guten und schnellen Lösung“, so Lindemann.
In der Baubranche gibt es seit Monaten massive Probleme. Seit vergangenem Oktober ruhen an Hamburgs prestigeträchtigstem Projekt Elbtower die Arbeiten, wichtige Gesellschaften des dahinter stehenden Immobilienentwicklers Signa stellten in den folgenden Wochen Insolvenzantrag. Diesen Schritt ging auch der bekannte Hamburger Investor Tomislav Karajica für vier seiner Unternehmen. Als Gründe gelten in der Branche Preissteigerungen, Lieferengpässe, hohe Energiekosten und hohe Zinsen.