Hamburg. Baugenossenschaft feiert Richtfest für geförderte und frei finanzierte Wohnungen. Was genau geplant ist, was die Mieter bezahlen.
- Wohnungen in der HafenCity sind heißbegehrt, doch reißen auch ein großes Loch in den Geldbeutel
- Die Baugenossenschaft Hamburg Wohnen hat jetzt Richtfest bei einem ihrer Projekte gefeiert, das genau dagegen angehen will
- In ihrem Neubauprojekt „AMIGO“ sollen 13 öffentlich geförderte Wohnungen mit einer Kaltmiete von 9,10 pro Quadratmeter entstehen
Die HafenCity ist eine der teuersten Wohngegenden Hamburgs – die Lage mitten in der Stadt und am Wasser hat halt ihren Preis. Dennoch gibt es in dem größten Stadtentwicklungsprojekt Deutschlands auch günstigen Wohnraum, weil gezielt Baufelder für soziale und genossenschaftliche Projekte vergeben wurden. Eines davon nähert sich der Fertigstellung: Am Freitag feierte die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen Richtfest für ihr Neubauprojekt „AMIGO*“.
In Zusammenarbeit mit der gleichnamigen Baugemeinschaft entstehen direkt am Baakenhafen 29 Wohnungen, davon 13 öffentlich gefördert, also für sehr günstige 7,00 oder 9,10 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Besonderer Clou: Im für die hochwassergefährdete HafenCity typischen Warftgeschoss entsteht ein Multifunktionsraum, der dem ganzen Quartier offensteht – unter anderem mit einer „Quarterpipe“ für Skateboarder, aber auch als Ort für kleine Konzerte oder Aufführungen.
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So attraktiv das klingt, so schwierig war doch die Umsetzung des Projekts: „Die extrem langwierigen Kaufvertragsverhandlungen haben die Realisierungsphase dieses Neubaus in eine Zeit verschoben, die von massiven Steigerungen bei den Fremdkapitalzinsen und Baukosten gekennzeichnet war“, erklärte die Genossenschaft Hamburger Wohnen. „Dies spiegelt sich leider auch in den Mieten wider, die im frei finanzierten Teil des Projekts mit circa 18,50 Euro kalt im Worst-Case-Bereich liegen.“
Damit steht auch „AMIGO*“ sinnbildlich für die Entwicklung beim Wohnungsbau. So muss die Genossenschaft Kaifu Nordland für ihre im Bau befindlichen 86 frei finanzierten Wohnungen in Lokstedt sogar rund 20 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter nehmen, weil der Baugenehmigungsprozess quälend lang gedauert hatte. Inzwischen beklagt die Wohnungswirtschaft unisono, dass sich neue Projekte kaum unter 25 Euro Miete pro Quadratmeter rechnen – weshalb kaum noch welche gestartet werden.
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Umso mehr freuen sich derzeit alle Akteure, wenn die in besseren Zeiten geplanten Projekte fertig werden. „Trotz der großen Herausforderungen sind wir stolz darauf, ein Projekt zu realisieren, das nicht nur Wohnraum schafft, sondern auch die Werte von Solidarität, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit verkörpert“, sagte Sönke Selk, Vorstandsmitglied der Hamburger Wohnen. Und Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) lobte, dass „AMIGO*“ sich „ideal in das Quartier Baakenhafen als sozial gemischtes, grünes Wohn- und Freizeitquartier“ einfüge.
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Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), legte den Finger dagegen in die Wunde: Ein Richtfest mache zwar „Hoffnung darauf, dass das bezahlbare Wohnen dieser Krise trotzen wird“, sagte er. „Zugleich können wir aber nicht die Augen davor verschließen, dass es immer schwieriger wird, bezahlbare Wohnungen zu errichten.“