Hamburg. Genossenschaften feiern Richtfest für Neubau, der im Herbst fertig sein soll. Wo das Projekt genau steht, wie hoch die Miete ausfällt.
Der Wohnungsbau ist in Hamburg und bundesweit in einer äußerst schwierigen Lage. Doch noch gibt es Projekte, die fertig werden. So feierten am Mittwoch die Baugenossenschaft der Buchdrucker und die Lehrer-Baugenossenschaft Richtfest für ein vor zehn Jahren gestartetes Projekt in Lokstedt. Die gute Nachricht: Fast alle der 88 Wohnungen sind noch zu haben. Die schlechte: Die Mieten sind zum Teil sehr hoch.
Das Neubaugebiet liegt zwischen Lohkoppelweg, Rimbertweg und Ansgarweg und bietet Wohnungsgrößen von 47 Quadratmetern (zwei Zimmer) bis 90 Quadratmetern (vier Zimmer). Jede Wohnung verfügt über eine Terrasse oder einen Balkon und ist barrierearm per Aufzug erreichbar. Dazu gibt es 78 Tiefgaragenstellplätze, 238 Fahrradstellplätze und „höchste Energieeffizienzstandards“, so die Bauherren. Die Fertigstellung ist für Herbst 2024 geplant.
88 neue Wohnungen im Bezirk Eimsbüttel – und fast alle sind noch zu haben
Das klingt für Wohnungssuchende fast zu schön, um wahr zu sein. Zumindest für die 44 Wohnungen der Lehrerbaugenossenschaft ist es das aus Mietersicht auch, denn dabei handelt es sich um Sozialwohnungen, die von der Stadt subventioniert werden und für eine Netto-Kaltmiete von 7,10 Euro pro Quadratmeter angeboten werden müssen. Die 44 Wohnungen der Buchdrucker-Genossenschaft sind hingegen frei finanziert und werden für 17 Euro pro Quadratmeter angeboten – nettokalt.
Eigentlich habe man diese Wohnungen viel günstiger anbieten wollen, sagte Vorstand Sebastian Schleicher dem Abendblatt. Aber aufgrund der extrem langen Planungs- und Abstimmungsphase mit den Behörden sei man in die Phase stark steigender Baukosten und Zinsen geraten. Dennoch freue man sich, dass bald „neue Wohnungen für Menschen zur Verfügung stehen, die händeringend eine neue Wohnung suchen”, so Schleicher. 35 der 44 Wohnungen seiner Genossenschaft seien noch zu haben.
VNW-Chef kritisiert Bezirkspolitik: „Wir hätten uns mehr Rückhalt gewünscht.“
Die 44 Sozialwohnungen der Lehrer-Baugenossenschaft gehen sogar erst in einigen Monaten in die Vermarktung, wie Vorstandsmitglied Volker Emich sagte – Berechtigte können sich also noch darum bewerben. Mitten im beliebten Lokstedt 44 Wohnungen im ersten Förderweg errichten zu können, „macht uns in Zeiten der Wohnungsnot besonders stolz“, sagte Emich und lobte ausdrücklich die Firma Otto Wulff, die dieses Bauvorhaben „mit Kompetenz und Durchsetzungskraft“ durchführe.
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Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), ärgerte sich hingegen, dass dem Vorhaben vonseiten des Bezirks Eimsbüttel „ein Stein nach dem anderen in den Weg gelegt“ wurde. Dabei wollten Genossenschaften doch nichts anderes, als bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. „Um so weniger ist zu verstehen, dass das Bauprojekt zwischen Lohkoppelweg, Rimbertweg und Ansgarweg über neun Jahre geplant werden musste“, so Breitner. „Wir hätten uns mehr Rückhalt von der Bezirkspolitik gewünscht.“
Neue Wohnungen in Eimsbüttel: Probleme auch bei anderem Projekt
Erst kürzlich hatte ein ähnlicher Fall für Aufsehen gesorgt: Die Baugenossenschaft Kaifu Nordland errichtet auf dem benachbarten Areal 106 Wohnungen und muss wegen des quälend langen Genehmigungsprozesses für die 86 frei finanzierten rund 20 Euro Miete pro Quadratmeter nehmen, damit sich das Projekt noch rechnet. Für Breitner ein Unding: „Dass soziale Vermieter wie die Wohnungsbaugenossenschaften im Genehmigungsverfahren wie rein renditeorientierte Investoren behandelt werden, ist unverständlich. Wenn die Bezirkspolitik bezahlbare Wohnungen will, dann muss sie sich dafür mehr als bislang engagieren.“